Von Günter, 18.11.2020

PAAL FLAATA/ MARCO MEZQUIDA/ JASON SEIZER/ NAKANY KANTE

Schön für die na dann’s, der ‚wilden‘ Natur so nahe zu sein. Hat nicht jede*r, aber, liebe Münsteraner City-Insassen, in einer so grünen Stadt gibt es jede Menge anderer Flecken zum Schnappen frischer Luft. Augen auf und raus!

Paal Flaata – Beseelter Sänger!

Jahresende ist für viele Zeit zum kleinen Rückblick. Macht PAAL FLAATA auch, allerdings auf gleich 20 Jahre seines musikalischen Schaffens ohne seine frühere Band Midnight Choir. Er ist weder auffälliger Instrumentalist noch raffinierter Komponist, er ist Sänger (Interpret!) mit samtener Stimme. Und er sucht seine Songs sehr gut aus. Bevorzugt bedient er sich an Werken von Mickey Newbury, Townes van Zandt, Chip Taylor, Jimmy Webb und Elvis Costello. Er covert die Songs nicht nur, er spritzt ihnen ein neues, anderes Leben ein, in Arrangements, die von Country und Pop über frühen Elvis bis zu Gospel reichen. Im Unterton leicht melancholisch und in langsamem Tempo, ob mit fetter Band-Besetzung oder im schmalen Trio, jedoch immer ganz weit weg von Kitsch. Feiertagsmusik ohne X-mas-Gedudel. Eben „Came to hear the Music“.


Eine ganz andere Seite der Musik zeigt MARCO MEZQUIDA mit seinem Trio auf „Talisman“. Quirlige Piano-Passagen in hohem Tempo im Wechsel mit anspruchsvollen Balladen, vom variablen Drummer / Perkussionisten untermauert und vom Cello statt Kontra-Bass ummalt. Trotz hohem Jazz bzw. Improvisations-Faktor niemals um die richtige Harmonie-Folge verlegen, zeigen die drei, dass das Rad nicht neu erfunden werden muss, m/f muss es einfach drehen.

Jason Seizer – Lyrische Improvisationen

Filmmusiken haben es ihnen angetan. Schon auf dem 2015er Vorgänger haben sich JASON SEIZER und sein Quartett mit der Interpretation mehr oder weniger populärer Titelmusiken beschäftigt. Auf dem aktuellen Album gibt’s je 1 Titel des Namensgebers und einen des auffälligen Pianisten Pablo Held, die weiteren drei dieser Aufnahme stammen von Max Steiner, Leonard Bernstein und Bernhard Herrmann. „Vertigo“ ist komplett Live und direkt auf 2 Spur Band aufgenommen und klingt entsprechend echt, warm und ungekünstelt. Beginnt mit einer fast romantischen Ballade, vielleicht zum „Warm-Spielen“, bevor dann 4 lange Ausflüge auf bekannten Harmonien folgen. Mit Jonas Westergaard und Fabian Arends an Bass und Drums ist das Quartett auf allen Positionen motiviert und engagiert bei der Sache, stellt die Themen vor, zerlegt sie und setzt sie improvisiert neu zusammen. Gemeinsam auf der Suche nach einer weiteren harmonischen Deutung, nach dem Kern der Komposition. Die effektive Piano-Arbeit, Jasons warmer, lyrischer Ton und der vielseitige Unterbau der Rhythmusgruppe lassen die (leider nur..) 40 Minuten Spielzeit wie im Flug verstreichen.


Nakany Kante – Zwischen 2 Welten

In 10 persönlichen Liedern von Conakry nach Barcelona und zurück geht es auf „De Conakry a Barcelone“ mit Sängerin NAKANY KANTE. Ihre Geschichten schöpft sie aus traditionellen Erzählungen, eigenen Erlebnissen, Überzeugungen und dem Leben in 2 Heimatländern. Rhythmisch deckt ihre Band dabei diverse afrikanische Stile ab, in Guinea mit kleinerer Begleitung, in Spanien mit mehr Perkussion. Dabei bringt ihre klare Naturstimme selbst in den Balladen eine grosse Portion Optimismus ins Spiel. Hilft gut gegen November Blues..


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2020