Von Günter, 25.11.2020

GÖTZ ALSMANN/ JOOST LIJBAART/ CINDER WELL/ KRONOS QUARTET/ JARROD LAWSON

Fassel Dich kurz! An diesen Spruch auf dem Odeon Telefon muss ich mich gelegentlich selbst erinnern. Also direkt auf in den Text.

Am 27. ist es soweit. Nach Stippvisiten in New York, Paris und Rom ist GÖTZ ALSMANN jetzt wieder ganz zuhause. „L.I.E.B.E.“ heisst sein neues Werk. Thema ist damit klar, die Arrangements smart, wie m/f sie von ihm und der über Jahre optimal eingespielten Band kennt und die Songs, wenn er sie nicht selbst geschrieben hat, fein ausgesuchte Perlen des deutschen Schlagers aus der Zeit bevor der Helene Fischer Marsch-Rhythmus siegte. Entspannt swingt die Combo durch Tempo und Balladen und der alte Charmeur schafft es tatsächlich, sich auch gesanglich noch zu verbessern!

Jason Seizer – Lyrische Improvisationen

Weit weniger konsumfreundlich lässt der niederländischer Schlagzeuger JOOST LIJBAART sein “Free“ erklingen. Im Alleingang an Drums und diversen Schlag- und Perkussions-Instrumenten plus Flöte und Harmonium erschafft er seine Welt aus Klängen. Kein Charly Antolini, kein In-a-gadda… , meist unterlegt das Harmonium Klangflächen, denen er mit den anderen Instrumenten Rhythmen und Melodien hinzufügt. Mal swingend, mal aussereuropäisch und selten frei. Spannend ihm auf der Reise in sein Inneres zuhören zu können.


Ganz auf ihren Gesang abgestimmt ist „No Summer“, die CD von Amelia Baker, die als CINDER WELL firmiert. Allein mit Gitarre, Orgel oder Fiddle, lediglich sporadisch unterstützt von Viola trägt sie ihre Songs vor. Klingt nach irisch/ keltisch, kommt aber aus USA. Nicht Folk-Dance, eher melancholisch bis charmant spröde. Entsprechend bittersüsse, kritische Texte, die von der spärlichen Musikbegleitung in den Vordergrund gestellt werden. Langsamkeit in Teils sehr kurzen aber auch sehr langen Dosen. Kann m/f sich hinein fallen lassen.

Zeitloser Inhalt

Für ungewöhnliche Projekte war das KRONOS QUARTET schon immer zu haben. Der neueste Streich „Long Time passing“ ist seine Hommage an den ‚Vater‘ aller Protestsänger, Pete Seeger. Die Songs, alle weltbekannt, hat m/f in dieser Form noch nicht gehört, ob neu intoniert oder aus Archiv-Aufnahmen gesampelt. Zusammen mit vielen singenden Freunden erinnern sie an den zeitlosen Kampf für Gleichheit, moralische Integrität und die Verantwortung jedes einzelnen zur Vermeidung von Ungerechtigkeit und Krieg. Einer solchen aktuellen Bearbeitung der ewig jungen Themen wünsche ich die grösstmögliche Öffentlichkeit, nicht nur in Amerika. Natürlich verlegt bei Smithsonian Folways, mit dem üblichen dicken Booklet (42 Seiten) mit tiefergehenden Informationen zu Anlass und Themen.


Gekonnt zwischen Soul und Jazz

In der letzten Woche gab es den grossartigen Sänger (Paal Flaata) zu Beginn, in dieser Woche folgt er am Ende. JARROD LAWSON heisst der nicht mehr ganz junge Mann. Soul-Sänger mit vielseitiger Stimme, der in seinen Songs nicht nur seelenvolle Grooves sondern immer auch eine erkennbare Prise Jazz vermittelt. Ob volles Back-up mit grosser Band oder intim in kleiner Besetzung, seine Stimme macht den Unterschied zu anderen. Ihr Einsatz und die ange-jazzten Rhythmen lassen mich an Gregory Porter denken. Aber Jarrod trägt einen ganz anderen Hut.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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