Von Günter, 16.12.2020

AXEL SCHLOSSER QUARTET/ ZOLA MENNENÖH/ YURI HONING & WOLFERT BREDERODE/ DE-PHAZZ/

Tja Folks & Friends (auch dafür danke Arno), ganz gleich unter welchen Vorzeichen, Weihnachten findet auch in diesem Jahr statt. Und wie es der Zufall will, gibt’s auf dieser Seite einige ausgesuchte Klänge für die hoffentlich entspannte Zeit.

Axel Schlosser Quartet – Respektvoll aber eigen

Kürzest Formulierung: Die beste imaginäre ‚After Hours‘ Nachtclub Musik, die ich seit langem neu aufgenommen gehört habe. Imaginär, weil es einen Club für solche Musik in MS nicht gibt und weil ich die Combo damit nicht herabstufen will. In 17 Titeln aus dem Repertoire von Louis Armstrong und Duke Ellington beweist das AXEL SCHLOSSER QUARTET, dass es sowohl die Originale mit Respekt behandeln, als auch ihnen eine sehr persönliche moderne Seite abgewinnen kann. Der Blues des Louis, der Swing des Duke, die vier Herren treffen die richtige Stimmung, swingen dezent oder schleppen, wie es die Harmonien verlangen, haben sich hörbar lange mit dem Material beschäftigt, bevor sie sich an die Arbeit zu „To Satch and Duke“ machten.


Zola Mennenöh

Mit ganz minimaler Instrumentierung bestreitet ZOLA MENNENÖH ihr „Longing for Belonging“. Zu Piano- und Viola-Begleitung trägt sie mit klarer Stimme ihre Texte aus wenigen Worten vor. Keine absichtlich Wohlfühl-Harmonien, eher sparsam begleitete Gesangslinien, die mich bisweilen an klassisches Liedgut erinnern. Dabei musikalisch experimentell ohne atonal zu klingen. Das überlange „Make Things simple“ mit Johanna Borchert am präparierten Klavier könnte auch gut von der CD eines Minimal-Elektronik-Bastlers stammen, wird aber komplett akustisch erzeugt. Gut überlegte, knapp betextete besinnliche Kompositionen für alle, die sich auf Musik einlassen können.


Weniger ist mehr. Auf „Avalon Songs“ von YURI HONING & WOLFERT BREDERODE finden sich 8 feinsinnige Meditationen ausgeführt mit Saxofon und Piano. Wie aus dem dichten Nebel um die Insel tauchen Melodien aus wenigen, wohlgesetzten Tönen auf, verdichten sich, machen Pausen, und zerfallen danach wieder ins Ungewisse. Behutsam stimmen sie ihre Tonfolgen aufeinander ab, improvisieren vielleicht frei, jedoch immer in fliessenden Harmonien. Danach kommt nur noch Stille.

Das war die Abteilung ‚besinnlich‘ ohne Weihnachten im Text. Falls wider erwarten doch Besuch kommt, hier noch schnell 2 Tipps, die nicht nur feierlich daher kommen, sondern auch für Ungeübte beste Unterhaltung sind. Die mondäne Variante liefern DE-PHAZZ mit ihrer „Music to unpack your Christmas Present“. Gleich 20 Songs, eigene Geschöpfe aus Bossa, Jazz, Downbeat und Soul, mit ausgesuchten Gästen an Instrumenten und Stimmen, dazu einige allbekannte Klassiker im typischen Easy Listening Gewand, die nicht unbedingt Christmas im Text führen, aber eindeutig so klingen als ob.


Ganz entspannt und souverän swingend präsentiert SIMONE KOPMAJER ihr erstes „Christmas“-Album. Mit exzellenter Combo und zusätzlichen Gästen mischt sie unter 15 deutsch- und englisch-sprachige Ohrwürmer zum Thema auch einen selbst komponiert und getexteten Neuling.

3 (für manche 4) ‚freie‘ Tage, genügend Zeit das ehemalige Hobby Musik ‚absichtlich‘ hören wieder zu entdecken, die persönlichen Batterien aufzufüllen und gestärkt in die nächste Runde zu starten.

In diesem Sinne: Erholsame Festtage!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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