Von Günter, 24.02.2021

FLORIANO INACIO Jr./ ANDREAS FEITH & MARKUS HARM/ LEX JASPER/ MONIKA STADLER & HARALD PETERSTORFER/ CHARLES PASI

Die weisse Woche ist vorbei, jetzt wissen wir wieder wie Winter auch sein kann. Dass es mit der Temperatur so zügig aufwärts gehen sollte, habe ich nicht geahnt, deshalb zu Beginn schöne Musik aus wärmeren Gefilden.

loriano Inacio – Brasil-Jazz

FLORIANO INACIO Jr. bleibt mit Herz und Seele Brasilianer, auch wenn er mittlerweile in der Schweiz lebt. Auf „Novas Raizes“ verknüpft er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner musikalischen Laufbahn zu einer aufregend bunten Vielfalt an Ideen, Sounds und Instrumenten. Sein Klavierspiel steht, obwohl er alle Titel komponiert hat, keineswegs im Vordergrund. Die flexible Rhythmusgruppe schafft flüssige Übergänge zwischen Bop- und anderen modernen Jazz-Elementen zu eindeutig brasilianischen Mustern. Ob als Samba in flottem Tempo, in Bläser-dominierten Melodien oder in sentimentalen Balladen, das Gefühl und seine Liebe zur Jazz-Musik der Heimat scheinen erkennbar durch. Aus den 13 beteiligten Musikern sticht für mich Posaunist Nils Wogram hervor, der mit seinen melodischen Ausflügen auf der Posaune ganz besondere Momente erzeugt.


Wenn auch auf der vorgenannten CD nicht alle Musiker gleichzeitig im Einsatz sind, die hier kommt mit nur 2 Personen aus. Nach langen Jahren gemeinsamen Musizierens in unterschiedlichsten Ensembles legen ANDREAS FEITH & MARKUS HARM mit „What’s new“ eine CD im Duett vor. Mit Sax und Piano improvisieren (mehr und weniger) sie die 10 Titel ihres Werks spontan und perfekt aufeinander eingespielt. Sowohl in den eigenen Gewächsen (4 von 10), als auch in den ausgewählten fremden Vorlagen von Kenny Wheeler bis Mal Waldron harmonieren die beiden praktisch blind, fühlen sich intuitiv in das Spiel des Gegenübers ein und erzeugen durch Töne und Pausen ein spannendes Zwiegespräch.

„Lexposure“ nennt der holländische, im besten Sinne Old School, Pianist und Komponist LEX JASPER sein wohlklingendes Alterswerk, bei dem ihn Bassist Frans van Geest und Gitarrist Vincent Koning unterstützen. Die 15 liebevoll ausgeschmückten und meist dezent swingenden Titel ergänzt er teilweise durch ein wenig nach Filmmusik klingende Orchesterarrangements, weshalb mich diese perfekt aufgenommen und produzierte CD an die grosse Zeit des sogenannten Hollywood Studio Orchestra erinnern.

Monika Stadler & Harald Peterstorfer – Intimes Zusammenspiel

Ein ganz aussergewöhnliches Duett bilden MONIKA STADLER & HARALD PETERSTORFER auf „Diary from within“. Er nutzt verschiedene Gitarren-Typen, sie spielt Harfe. Und wie! Für mich ist dieses fast intime Zusammenspiel nicht Ton für Ton notiert, sondern aus dem Moment, aus der Emotion, nach einer vorgegebenen Harmoniefolge improvisiert. Absolut tiefenentspannt musizieren die zwei, wie in einer gemeinsamen Hypnose, ergänzen Akkorde und Einzeltöne des Partners und schaffen damit fantasievolle Klangwelten, mit denen selbst eine 20 minütige Warteschleife beim Call Center Eurer Wahl eine wohltuende Abwechslung von den üblichen Haushalts- oder anderen Nebengeräuschen würde. Chillt wirklich!


Charles Pasi – Blues fürs 3. Jahrtausend

Der kriegt sicher in der Fachpresse genug Lob. Hier auch, trotzdem. CHARLES PASI bringt mit „Zebra“ sein 2. Album für Blue Note heraus. In kleinster Combo Austattung fügt der Sänger und Harmonika-Spieler Blues, Gospel, etwas Country und eine Spur Jazz-Feeling zu einer sehr persönlichen Variante von Blues in diesem Jahrtausend zusammen. In der kann er ohne weiteres auf die üblichen 3 Akkorde verzichten. Überzeugend echt, sollte m/f kennen.


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Günter Günter

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