Von Günter, 28.04.2021

KATERINA PAPADOPOULOU & ANASTACIA/ MELISSA CARPER/ PM WARSON/ BRANCO GALOIC/ ELEPHANTS ON TAPE/ JOE BARBIERI

Für den Tanz in den Mai im eigenen Heim: KATERINA PAPADOPOULOU & ANASTACIA (so nennt sich ihr Ensemble) haben sich spezialisiert auf alte griechische Musik. Auf „Anastasis-A Journey through old Greek Music“ versammeln sie 16 Titel aus dem Mittelmeerraum, die sie zum Teil miteinander verschmelzen. Liebeslieder und Tänze, mit traditioneller Instrumenten-Ausrüstung und einer exzellenten Sängerin, dazu Live aufgenommen in einem Theatersaal. Respekt und Emotion, Tradition muss nicht nach Staub klingen.

Ob das für Line-Dance geeignet ist, mag ich nicht beurteilen. MELISSA CARPER singt mit klarer hoher Stimme 12 selbstgemachte Songs auf ihrem „Daddy’s Country Gold“. Der Titel lässt es ahnen, nicht Pop-County wie beim Trucker Treffen. Mit ihrer dafür korrekt besetzten Band bedient sie sich beim Country Swing. Frisch, flüssig und überzeugend. Grosse Hüte Musik mit Tradition, viel Herz und goldenem Handwerk.

PM Warson – Rhythm’n’Soul mit grossem Besteck

Noch jemand, den der Blick in den Rückspiegel infiziert hat. PM WARSON liefert auf seiner „True Story“ Rhythm’n’Soul, angelehnt an den Sound der 50/60er. Mit voller Besetzung, inkl. Bläser, Hammond, und All Girl Chor geht es durch 8 eigene Geschöpfe und 2 Covers. Stilecht arrangiert, analog produziert und mit untrüglichem Gefühl für Stimmen- und Solisteneinsatz hört m/f seinen Songs die Abstammung zwar an, aber so zeitgemäss inszeniert, dass die Idee von Retro gar nicht erst aufkommt.


Mit mehr als einer Stunde Spielzeit für LP einfach zu lang. In weniger Zeit waren die unterschiedlichen Song-Vorstellungen von BRANKO GALOIC wohl nicht unterzubringen. Wie vorab unterstellt beginnt „Ples slobode – Danse de la Liberté“ mit Balkan-Rhythmen und-Bläsern. Die tauchen zwar zwischendrin immer mal wieder auf, jedoch nur als erkennbare Bestandteile seiner weit gefassten Welt der Einflüsse. Gekonnte Melodien, für Pop-Musik ungewöhnliches Instrumentarium, eine ausgesprochen international besetzte Band, sein Gesang und besonders sein Gitarrenspiel gehen weit über die Schublade ‚Balkan-Pop‘ hinaus.

Elephants on Tape – Lieber selbst gemacht als ferngesteuert

ELEPHANTS ON TAPE sparen sich den ‚Gang durch die Institutionen‘ und produzieren das neue Werk „Every Structure’s dislocated“ im Alleingang. Ohne Abhängigkeit von Labels oder Vertrieben konzentrieren sie sich ganz auf ihre ureigene Vorstellung von Sound. Langsame Rhythmen schleichen sich detailverliebt ins Ohr, umschlingen die melancholische Stimme der Sängerin, mit sowohl konventionellem Instrumentarium als auch synthetischen Klängen erschaffen sie ihre eigene faszinierende Ästhetik zwischen (wirklich!) alternativer Pop-Musik und spaciger Elektronika. Zur Zeit nur als Download über die Band-Seite, für Vinyl-Fans ab ca. Juni, wenn per Crowdfunding bzw. Vorverkauf genügend Geld zusammenkommt. Also los!


Joe Barbieri – Herzschmerz in grossartig

Und eine fürs Herz. JOE BARBIERI „Tratto una Storia vera“ ist die bestmögliche Mischung aus ‚Canzone Italiano‘, spanischer Copla und der Leichtigkeit von Samba und Bossa. Ergreifend und überzeugend gesungen, kein Wunder, ‚nach einer wahren Geschichte‘, selbst geschrieben und gelebt. Orchestriert von. u.a. Jaques Morelenbaum, der die Aura der späten Platten von C. Veloso so wohlklingend wie individuell gestaltete. Von Drama bis Glück, alles Vorhanden und in jeder Beziehung, Interpretation, Gesamtklang, Abmischung, grossartig!


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