Von Günter, 09.06.2021

JESSE ROYAL/ PAT METHENY/ GILLES GRETHEN QUARTET/ PRINCESS GOES THE BUTTERFLY MUSEUM/ ALOA INPUT

Jesse Royal – Roots in Modern

Gutes Timing Herr O. Mir den Link zu JESSE ROYALS „Royal“ just zu diesem perfekt sonnigen Wochenstart zukommen zu lassen. Reggae! Nicht zu viel Roots und auch kein Ragga. Entspannt und selbstbewusst lässt er Partner aus der Hip Hop Szene zu Wort kommen, streut neben aktuellen Themen seine Version von ‚Righteous‘ und natürlich auch ‚Selassie I‘, bedient sich rhythmisch an den End 70ern oder den etwas synthetischeren 80ern in z.B. ‚Natty Pablo (Moses?), denen er ein abgestripptes Trap-Muster zusetzt. Weder radikal noch genial, aber bester Soundtrack, wenn es nur noch im Schatten (oder im Wasser, hallo Arno!) angenehm ist.


Pat Metheny – Hohe Dosis Akustik-Gitarre

Diese habe ich einige Wochen verschwiegen, weil sie mich an den Rand meiner musikalischen Kompetenz bringt. PAT METHENY ’s „Road to the Sun“ ist nicht sein neues Album. Jedoch enthält es fast nur seine Kompositionen. ‚Four Paths of Light‘ für akustische Gitarre solo, gespielt von Jason Vieaux, danach das Titelstück in 6 Sätzen, gespielt vom Los Angeles Guitar Quartet und als Bonus Track (zumindest auf CD) intoniert er selbst Arvo Pärt’s ‚Alina‘ auf seiner 42 (!) Saiten Gitarre. Wirklich nahe an ‚klassischen‘ Werken für Gitarren, in der Rhythmik gelegentlich moderner und handwerklich in allen Punkten exzellent. Für Freunde der akustischen Klänge ein wahrer Leckerbissen.


Ungewöhnlich besetzt ist das GILLES GRETHEN QUARTET mit dem Leader an der elektrischen Gitarre, dazu Bass, Drums und Trompete. So gestalten die vier ihre Suite mit einer Mischung aus traditionellen Klängen und modernen Spielweisen. Rhythmisch durchaus raffiniert, aber nicht zu komplex und mit erkennbarem Hang zu Melodie und Harmonie, wobei die Kombination Gitarre und Trompete / Flügelhorn einen besonderen Reiz hat. Ein extra Kompliment geht an die Tontechnik, die den Klang der Instrumente in hoher Natürlichkeit (Hi-Fidelity!) für den Träger aufgezeichnet hat.

Allein der Name der Combo füllt schon fast die Seite. „PRINCESS GOES THE BUTTERFLY MUSEUM bezeichnen ihren Sound als ‚Gothadelic Rocktronic‘, was das Spektrum der eingesetzten Klangerzeuger ganz gut umreisst. Dabei reicht die Spannbreite der 13 Songs von der Melancholie softerer Joy Division über Fad Gadget (remember?) zu dunkleren, synthetisch gestalteten Klangwelten der End 80er. Eine Bass-geführte Nummer á la Cure findet sich genau so, wie eine fast akustische Ballade. Alles gut abgehangen instrumentiert, variabel im Einsatz der Vordergrund-Instrumente und sehr gut in der Vermittlung der Stimmung der Titel. Entschuldigt bitte meine vielleicht zu weit zurück reichenden Vergleiche, ich bin einfach zu früh geboren.

Aloa Input – Aloa Input-Schönheit d. Woche

Nichtsdestotrotz habe ich noch eine echte Schönheit der Woche. ALOA INPUT , 2. Album nach 5 Jahren Pause. Das andere kenne ich nicht, aber „Devil’s Diamond Memory Collection“ hat für mich alle Voraussetzungen für Dauer-Rotation. Seltsam harmonische Songs, 12 an der Zahl, in detailverliebter Ausstattung, zusammengefügt aus virtuellen und realen Zutaten und gesungen, wie Pop-Songs aus den 60ern, deren Refrain auch nach 50 und mehr Jahren noch im Ohr klebt. Den intelligenten Über-/ Unterbau (kann m/f im Booklet nachlesen, ist aber noch kleiner gedruckt als diese Seite…) verstecken sie in zuckersüssen Melodien, selbst Blockflöten und eigenwillig geräuschige Starts hindern trotz Unkenrufen nicht am Genuss dieses manchmal durchaus schrägen Optimismus.


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Günter Günter

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