Von Günter, 11.08.2021

QUETZAL/ KAT EATON/ BARÁ/ JOHN GLACIER/ RORY BUTLER

Quetzal – Gestern+Heute=Morgen

Das Albummotto ‚Specialists in all Styles‘ haben sie bewusst ausgelassen, ist auch schon vergeben. Die CD heisst schlicht „Puentes Sonoros“ (Bridges of Sound) und ist damit mehr als treffend bezeichnet. Das Sextett QUETZAL liefert zusammen mit wenigen Gästen einen faszinierenden Mix aus Bestandteilen der Afro-Diaspora und Latein-Amerikanischen Zutaten, der sich im Ergebnis nicht nur deutlich von anderer Musik aus vergleichbarer Tradition unterscheidet, sondern auch einen klar anderen Ansatz bei der Komposition/Konstruktion seiner Songs zeigt. Hier ist alles drin, die Tradition allein schon wegen der verwendeten Instrumente, das Bewusstsein der Chicana/o Bewegung, L.A. Mestizo-Rock Zitate, mexikanische Boleros und Rancheros, Tumbao aus Kuba und und.. Die Echoes der Vergangenheit zum Blick auf eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Zukunft gebündelt. Statt Zeigefinger und Parolen ganz viel Herz und Optimismus. So etwas produziert nur die Non-Profit-Organisation Smithsonian Folkways, und wie immer ausführlich beschrieben im fetten Booklet in Englisch und Spanisch.


Kat Eaton – Jung und selbstbewusst

Auch sie spielt mit der Vergangenheit. KAT EATON bewegt sich stilsicher auf den Spuren des klassischen Soul /R’n’B. In den 10 selbstverfassten Titeln zeigt sie nicht nur überzeugenden Gesang, sondern auch, dass sie bereits ihre ganz eigene Spur gefunden hat. Die kompakte Rhythmusgruppe und die gekonnt eingesetzten Bläser schaffen den passenden Rahmen, ob uptempo oder Ballade. Diese ausgesprochen gelungene Reminiszenz an die ‚Music of Yesteryear‘ garniert sie mit aktuellen Inhalten. Mehr als hörenswert!


Ein neuer Drink mit afrikanischen Zutaten aus Belgien. Als BARÁ präsentieren Afra Mussawisade, Baba Sissoko und Jozef Dumoulin ihre Version afrikanisch/europäischer Pop Musik. Traditionelle Saiten-Instrumente und Trommeln, dazu Synthies, Programmiertes und das immer noch beliebte Rhodes Piano sind die Ausrüstung, ungebändigte Spielfreude, eine gutes Händchen für fliessende Harmonien und heimische Vokal-Einsätze runden den noch dazu exzellenten Klang von „Bolo Saba“ ab. Für junge AfrikanerInnen ist diese Musik vermutlich genauso weit weg, wie Bossa Nova für den Nachwuchs in Brasilien. Für Freunde zeitgemässer Auffrischung und Interpretation traditioneller Werte allerdings ein Fest.

Ungewöhnliche Klänge und Rhythmen bilden den Bodensatz auf „Shiloh:Lost for Words“, dem 1. Album von JOHN GLACIER (ihr Künstlername). Mit gepitchter oder anders verfremdeter Stimme trägt sie ihren Blick auf ihr Leben und ihre Welt vor. Zusammen mit dem Produzenten Vegyn gestaltet sie den unerwartet gestückelten, selten um harmonische Raffinessen bemühten Hintergrund. Ein Spiegel ihrer eigenen Zerrissenheit und gleichzeitig Zustandsbeschreibung einer Welt, die mittlerweile auch hier in Europa, aus den Fugen geraten ist. Und damit ist nicht nur das Klima gemeint.

Rory Butler – Wunderbar entspannt altmodisch

Ein wunderbares Deja-Vu: „Window Shopping“ schickt mich schon mit den ersten Takten auf eine Zeitreise. RORY BUTLER ’s Stimme klingt nicht nur fast wie die des jungen James Taylor, seine Songs und deren Instrumentierung atmen aus der gleichen Vorliebe für Harmonien, dem Klang der akustischen Gitarre und dem Sound der Back-up Band. O.K., so abgebrühte Saitenzocker wie Leland Sklar und Danny Kortchmar, hat er nicht im Team, aber verstecken muss sich seine kleine Mannschaft keineswegs. Auf einen extra Pianisten verzichtet er ganz, dafür punktet er mit mehrstimmigem Gesang, den auch Crosby, Stills und Nash kaum schöner vortragen. Wunderbar entspannt altmodisch.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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