Von Günter, 27.04.2011

DAVE MATTHEWS BAND/ MYLENE FARMER/ FEDERICO AUBELE/ COOL JAZZ/ IMPERIAL TIGER ORCHESTRA/ EDDIE & CHARLIE PALMIERI

Werden eigentlich unsere Atomstrom-Erzeuger adäquat an den Zusatzkosten der Umbettung des Inhalts der Gruben von Asse beteiligt oder bleibt es bei der stillschweigenden Übereinkunft mit der Politik, dass die Risiken und Kosten von uns allen getragen werden und die erzeugenden Konzerne sich lediglich um die Profite kümmern müssen? Ist ja in der Plattenindustrie kaum anders. Die Kosten für die Pr-Geschenke an Rundfunk und Fernsehen für die Publikation des nächsten Hype zahlen wir Musik-Fans anteilig auch mit jeder anderen Platte.

Im 4. Versuch deutlich aufwärts

Und dem Künstler werden sie auch noch abgezogen. Wer da nicht mitspielt, dessen Platten gibt es dann eben nicht an jeder Ecke. DAVE MATTHEWS mit seiner BAND ist einer von diesen nonkonformen. Da kann m/f sich freuen, dass das 3er Live Album „DMB 2009 Lucca Italia“ (nachdem es bereits als luxuriöses Buch mit 3CD plus DVD erhältlich war) jetzt auch einzeln (3CD Set / DVD separat) auf den Markt kommt. Musikalisch spreche ich von eingängigem Progressiv-Rock mit Gesang und sehr intensiver Instrumental-Arbeit mit Bläsern und Geige. Komplex arrangiert und mit viel Druck vorgetragen. Dabei fällt durchaus auch mal was Balladeskes ab. Auf dem amerikanischen Kontinent ist die Combo unglaublich erfolgreich, hier in BRD hat es dank mangelnder Unterstützung (z.B. Radio…) noch nicht gereicht. Lange Tracks, Texte, die nicht nur von Frauen und Autos handeln vorgetragen von einer exzellent eingespielten Band.


Afrika mit viel Jazz

Ähnlich erfolgreich, besonders in Kanada, ist MYLENE FARMER. Mit schöner Beständigkeit legt sie durchaus interessante neue Alben vor. Ihr 2011er Modell „Bleu Noir“ wechselt zwischen 80er Disco (höre auch oder nicht ALIZEE, deren 1. Album sie produzierte), etwas düsterem Downbeat und rockigen Schlagern. Die eingestreuten Balladen gefallen mir am besten.


Das Beste von 2 Könnern

Nach einem tollen Debut und 2 folgenden, nicht ganz so spannenden Alben ist FEDERICO AUBELE nach Berlin umgezogen. Dort, mit neuen und alten Freunden und neuem Elan hat er „Berlin 13“ zusammengestrickt. Auf der Basis seiner gekonnt fetten Dub-Beats intoniert er seine argentinische Melancholie und füllt den einen oder anderen Chorus mit feinen Tönen seiner Konzertgitarre. NATALIA CLAVIER singt auf 2 Titeln und einmal ist er sogar vom Tempo ganz nahe am Clubsound. Bestmöglicher Soundtrack für sehr warme Tage und Abende.


Das gilt auch für „COOL JAZZ“, einem weiteren sehr gekonnt und geschmackvoll zusammengestellten Sampler der Marke WAGRAM. Auf CD 1 Stimmen und Songs der Jetzt-Generation, Männer und Frauen, nicht nur die populären JAMIE CULLUM und NORAH JONES, sondern besonders jene, die genauso hörenswert, aber nicht so bekannt sind (IDA SAND, ANNE DUCROS, YOUN SUN NAH); auf der 2 Platte dieses Sets gibt es dann 19 Klassiker des Genres, von MILES DAVIS bis ELLA, von CHET BAKER bis ROSEMARY CLOONEY. Gut ausgesucht, in die richtige Reihenfolge gebracht, da kann nichts schief gehen.

Zufällige, aber großartige Entdeckung: Das IMPERIAL TIGER ORCHESTRA. Auf ihrem 2. Werk „Mercato“ mischen sie Sounds aus diversen Quellen Afrikas mit auffällig jazziger Spielweise. Ich höre Afrobeat durchsetzt mit Highlife Gitarren, Harmonien und Rhythmen, die mich an den Äthiopier MULATU ASTATKE erinnern und jazzige Improvisationen auf dekonstruierten Beats. Ganz sicher nicht mehrheitsfähig, aber ungeheuer faszinierend und frisch. Weit weg von den Stereotypen, die einem gelegentlich als „das neue Ding“ angepriesen werden. Bei aller Kunstfertigkeit der beteiligten MusikerInnen trotzdem unbedingt eingängig.

Zum Finale mal wieder ein Oldie: Eine Doppel CD, den Brüdern PALMIERI ,EDDIE & CHARLIE, gewidmet. Entsprechend heißt das Werk auch „Two Brothers - The very Best of Salsa“, für jeden eine CD. Beide spielen Piano, und verbanden ganz früh die aus Kuba in die USA herüber schwappenden Latin Rhythmen mit den Ideen und Herangehensweisen des Jazz und gehören damit zu den Architekten der Salsa. Aus dem sehr umfangreichen Schaffen der Brüder hat DJ LUBI JOVANOVIC (der sich bereits in der „….FUNK EXPERIENCE“ Reihe verewigt hat“) 15 bzw. 13 charakteristische Tracks zusammengestellt. Von tanzbar und Gesangs-dominiert über jazzig Improvisiertes zu fesselnd langsamem Mambo oder Cumbia. Bei CHARLIE etwas „volksnäher“, bei EDDIE etwas deutlicher dem Jazz zugewandt. Zum größten Teil Aufnahmen aus den 70ern, so dass es auch an der Klangqualität nichts zu mäkeln gibt. Für Salseros sowieso unverzichtbar, aber ebenso gut geeignet für Menschen, die feiste Bläserarrangements und ausgeklügelte Rhythmen lieben.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

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