Von Günter, 26.01.2022

TRIO MANGÀRT/ JOSCHI JOACHIMSTHALER/ ISABELLE DE SPOELBERCH/ THE VILLAGE OUT WEST/ LADY BLACKBIRD/ YOUN SUN NAH

Trio Mangàrt.. – Berge und Maulwurfshügel

Berge und Maulwurfshügel ist doch mal ein vieldeutiger Titel. Das TRIO MANGÀRT nennt seinen gemeinsamen Ausflug mit Sax, Drums und Bass „Mountains and Molehills“. Zwischen 50er Jahre Hollywood Krimi Tonfolgen und freiem, intuitivem Zusammenspiel lotet es die Möglichkeiten der Vorlagen im stetig kommunizierenden musikalischen Dialog aus. Dabei ergibt sich nicht immer Wohlklang, jedoch stellt es überzeugend heraus, dass auch ohne Harmonie-Instrument sowohl schöne als auch ‚schräge‘ Melodien faszinierend sein können.


Es überrascht mich ein wenig, dass ich von JOSCHI JOACHIMSTHALER bis zu „und andere komplizierte Wörter“ noch nichts gehört habe. Auf dieser CD spielt er alle Instrumente (git, keys, bass, dr) selbst. Und zeigt dabei rundherum erstaunliche Klasse. Ebenso breit aufgestellt sind die 11 Tracks dieses im wahrsten Sinne Solo-Albums. Zwischen funkigem oder rockendem Jazz gibt’s Ausflüge in Richting Gypsy Swing und Flamenco. Das ist keine ‚schaut her, was ich alles kann‘ Musiker Musik, sondern zeigt erstaunliche Reife, sowohl in Komposition als natürlich auch in Handwerk. Humor hat er auch!

Von dieser Tour de Force nahtlos in die Zeitlupe. ISABELLE DE SPOELBERCH führt uns mit ihrer keltischen Harfe und weiteren traditionellen Zupfinstrumenten auf gleich 2 CDs durch ihre ‚Meditation‘ über den Ursprung und das Wesen der Musik. Begleitet von unterschiedlich kleinen Ensembles, ebenfalls ausgestattet mit ‚überlieferten‘ Saiten- und anderen -Instrumenten liegt der Fokus der 18 Kompositionen bzw. Improvisationen auf dem Klang, den wenigen, meist in ruhiger Folge erzeugten Tönen. Ihr Motto auf „Appel á la Source“: Der Herzschlag allen Lebens auf diesem wunderbaren Planeten Erde ist Schwingung. Also Musik, wer achtsam ist hört sie.

Für die musikhistorisch Interessierten unter uns: „THE VILLAGE OUT WEST“-The lost Tapes of Alan Oakes. Doppel CD mit Field Recordings des genannten, mit denen er die Folk Music Szene der frühen 60er in Kalifornien dokumentiert. Das New Yorker Greenwich Village ist den meisten Musikfans bekannt, hier gibt’s authentisches Material von der Westküste. Mir bekannte Namen unter den 48 Titeln sind Rev. Gary Davis, Doc Watson und die New Lost City Ramblers. Der Sound ist unpoliert und echt, zu den Tracks und den Interpreten finden sich nähere Angaben im fetten Booklet (80!) Seiten. Natürlich verlegt bei Smithsonian Folkways, wo sonst?

Lady Blackbird – Stimme die m/f nicht vergisst

Die kriegt sicher auch in der Fachpresse eine ordentliche Breitseite. Früh angekündigt, jetzt endlich auch physisch zu erwerben ist das Debut von LADY BLACKBIRD. Vom ‚acid‘ im Titel nicht verunsichern lassen, das bezieht sich auf „Black Acid Soul“ vorrangig auf die Texte. ‚Black‘ muss ich nicht deuten, ‚Soul‘ dahingehend, dass sich Marley Munroe’s (so heisst sie) Songs am ehesten mit dem Schaffen und der Intensität von Nina Simone vergleichen lassen. Mit minimaler Begleitung und langsamem Tempo trägt sie ihre emotionalen Texte vor mit einer Stimme, die m/f einmal gehört, nicht wieder vergisst.


Youn Sun Nah – Wächst mit jedem Hören

Der andere Liebling dieser Woche ist YOUN SUN NAH Für „Waking World“ hat sie erstmalig alle Titel selbst verfasst und komponiert. Mit ihrer neu zusammengestellten Band bewegt sie sich weiter und persönlicher zwischen Pop-Welten, Jazz geschultem Gesang und melancholischen Balladen. Ohne künstliche Attitüde, ganz auf die Wirkung der Klänge und der ausgeklügelten Arrangements vertrauend. Wächst mit jedem Hören!


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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