Von Günter, 16.03.2022

KULINTANG KULTURA/ CECILE McLORIN SALVANT/ JACOB KARLZON/ BELOFOUR/ DUO MOSAIK/ PETER GROESDONK/ POPA CHUBBY/ TINARIWEN/ GOLDFRAPP

Sowas kann auch nur von einer Non-Profit-Organisation wie Smithsonian Folkways herausgegeben werden. KULINTANG KULTURA heisst die Zusammenstellung, die Musik der philippinischen Diaspora vorstellt. Die erste Platte der Doppel CD enthält traditionelle und Tanzmusik der südlichen Inseln auf Gongs und Trommel, die Danongan Kalanduyan, der Archäologe und Weiterträger dieses Kulturguts, mit seinem Ensemble eingespielt hat, auf der 2. Platte findet sich eine bunte Mischung der Musik seiner ehemaligen Schüler und Infizierter, die melodische, harmonische und rhythmische Muster dieser speziellen Klänge in ihren Sound einarbeiten. Von Rap bis Disco, von Jazz bis Reggae, von Afro Latin bis Krachgitarren. Zudem enthält das 35 seitige Booklet (in Englisch) Wissenswertes über politisch-kulturelle Hintergründe und die Lebensbedingungen der Ausgewanderten. Allein schon deshalb hörens-(lesens!)-wert.

Cecil McLorin Salvant – Beeindruckende Stimme

Da müssen die grossen Medien gar keine Legende drum herum stricken. Ist alles echt auf CECILE McLORIN SALVANT’s neuem Album „Ghost Song“. Beeindruckende Stimme, ausdruckstark, so wie auch die ausgewählten Musiker ihren Teil beitragen. Und vielfältig in sowohl Stimmlage als auch Songauswahl. Von Kate Bush über Sting zu Brecht und Weill und nicht zu unterschätzen ihre selbst verfassten Titel. Ziemlich einzigartig dargeboten.

Jacob Karlzon – Hymnische Melodien

Manche SchreiberInnen von Pop-Songs werden womöglich vor Neid erblassen, wie Pianist JACOB KARLZON für seine neue CD/2LP „Wanderlust“ hymnische Melodien und sensible Balladen im Dutzend scheinbar aus dem Ärmel schüttelt. Begleitet von Bass und Schlagzeug fliessen seine Töne wie in einem endlosen Strom. Ob akustisch, am Rhodes oder mit simulierten Streichern im Hintergrund, die zurückhaltend aber tragende Rhythmusgruppe und die auf je 2 Titeln unterstützenden Dominic Miller (git) und Mathias Eick (Trompete) lassen in keinem Moment vergessen, dass es sich hier eindeutig um Jazz handelt.

BELOFOUR nennt sich das Akkordeon-Quartett und spielt auf „Suiten Suite“ alles Mögliche, jedoch keine ‚Ländler‘. Zwischen expressiv und frei und harmonisch orchestriert holt es ‚sein‘ Instrument sehr eindeutig aus der Folklore-Kiste.

Axel Kühn (Bass und mehr) und Joachim Staudt (Alt-Sax, Bass-Klarinette, Shrutibox) und nennen ihre erste CD „DUO MOSAIK“. Eine gute Umschreibung für den Inhalt, denn die zwei bedienen sich einer stilistischen Vielfalt, die Genre Grenzen ignoriert und sich weder in Schönklang noch in Improvisation verzettelt. Intuitives Zusammenspiel, sensibler Umgang mit den Klängen des Partners und findige Ergänzungen des Duett-Sounds kennzeichnen diese Eigenproduktion. Gibt es leider nur auf CD und nur bei der Krake.

Peter Groesdonk – Gitarre, allein, akustisch

Und eine sehr gelungene CD für akustische Gitarre(n) solo gibt’s heute auch. PETER GROESDONK nennt sie simpel „II“. Dafür legt er sehr viel mehr Wert darauf, die Nylon- oder Stahlsaiten in unterschiedlichsten Variationen zum Klingen zu bringen. Für seine Variante durchquert er Rock-Anleihen, klassische Kompositionsmuster, jazzige Phrasierungen und natürlich wohlklingende Balladen. Besonders beeindruckend ist seine Version von Kool & The Gang’s ‚Celebration‘. Vom 8 Musiker Arrangement auf 1 Gitarre reduziert und ohne Overdubs weder den Groove, die Harmonien noch die Tanzbarkeit leiden lassen. Kompliment!

Schnell für die Statistik: Die neue CD des Blues-Rockers POPA CHUBBY „Emotional Gangster“, 2 frühe Werke der ‚Wüstenrocker‘ TINARIWEN neu aufgelegt als CD/2LP und ganz wichtig, das erste Werk von GOLDFRAPP „Felt Mountain“ wird wiederveröffentlicht. Pflicht für Fans des reduzierten Downbeat à la Massive!

Archivtexte Ohrenschmauch

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