Von Günter, 08.06.2022

OBONGJAYAR/ ALFIE TEMPLEMAN/ ROBERT FRIPP/ ANDY IRVINE & LILLEBJORN NILSEN/ PERRATE/ JOEY ALEXANDER/ REMBRANDT FRERICHS

Praktisch im Alleingang an Keys und diverser weiterer Elektronik produziert OBONGJAYAR seine Musik. Im krassen Unterschied zu den ‚Stars‘ im Formatradio haben seine Songs mehr als nur eine Harmonie und auch seine Stimme muss nicht getuned werden. Sanft gesungene Melodien, Sprechpassagen mit angenehmem Flow, gut simulierte Instrumente, dezente Perkussion und relevante Inhalte. „Sometimes I dream of Doors“, sein erster Versuch auf CD/LP ist ein echtes Kind dieser Zeit.

ALFIE TEMPLEMAN ist einer der neuesten Hypes der BBC. Offensichtlich betrifft das UK das gleiche Phänomen wie die BRD. Entweder sind die ‚Geschmacksbestimmer‘ zu jung, oder es ist ihnen egal, das der neue Hit sich vornehmlich aus den 80ern bedient. Alfie spielt alle konventionellen(!) Instrumente auf „Mellow Moon“ selbst, findet schöne Harmonien, flotte Rhythmen und interessante Sounds, lediglich alte Semester (wie ich) werden wegen ‚alles schon mal gehört‘ herum nölen.

Robert Fripp – Frippertronics live ‘81

Die klingt nicht nur so, die ist aus den 80ern. ROBERT FRIPP „Washington Square Church 1981“. Er allein gegen sein Tonbandgerät, das ihm das erste Set des Konzerts vorlegt, zu dem er im 2. Teil weitere Frippertronics minimalistisch improvisiert. Nur für Fans und King Crimson SammlerInnen.

Ebenfalls für das Archiv mitgeschnitten, Jahrzehnte später wegen Einzigartigkeit doch auf CD veröffentlicht: ANDY IRVINE & LILLEBJORN NILSEN „Live in Telemark“. Andy von der grünen Insel und Lillebjorn, heimisch im Norden, mischen ihre „Roots“, kombinieren ihre akustischen Instrumente (Gitarren Bouzouki, Fiddle….) und die irische und nordische Folklore für eine bemerkenswerte Stunde Tradition in modern.

Perrate – Flamenco Update

Bei Flamenco denkt vermutlich jede/r an auffällige Gitarrenarbeit und Castagnetten. Weniger bekannt (bei uns) sind SängerInnen dieser traditionellen Kunstform. PERRATE entstammt einer der grössten Gypsy Dynastien. Mit „Tres Golpes“, seinem ersten Album seit 11 Jahren, erweitert er den Blick und ergänzt die traditionellen Töne um importierte Klänge aus Kolumbien oder Afrika und hinterlegt damit ein kraftvolles Statement für seine Kunst im 21. Jahrhundert.

Für sein 6. Werk als Leader hat Pianist JOEY ALEXANDER mit seinem Trio aus Larry Grenadier,b, und Kendrick Scott,dr, gleich 10 neue Titel ausgearbeitet. Als Gäste kommen Chris Potter, Sax, und Gilad Hekselman; git, auf 4 Titeln zum Einsatz. Moderner Piano Jazz, der seine Begleiter gleichberechtigt einbezieht und von lyrischer Balladenhaftigkeit zu konzentrierter gemeinsamer Improvisation reicht. Sehr spannend auch, wenn er zwecks solistischem Ausflug auf das elektrische Fender schwenkt, dem er offensichtlich auch sehr geneigt ist. „Origin“, so der Albumtitel, zeigt ihn als Komponisten für melodisches und harmonisches Zusammenspiel, im Trio oder auch zu fünft.

Rembrandt Frerichs– Klavierkonzerte in Jazz

Das ist für mich zumindest Herausforderung. REMBRANDT FRERICHS spielt und improvisiert seit mindestens 15 Jahren mit seinem Trio. Für seine aktuelle CD ergänzt er die Combo um das Alma Ensemble, einem Streichquartett aus Mitgliedern des Royal Concertgebouw Orchestra und führt mit ihnen seine „Piano Concerts Nos. 1&2“ auf. Exakte Noten für die Streicher, zu deren Klängen der Pianist aus dem Moment heraus improvisiert. In 8 bzw. 4 Sätzen ein ungewöhnliches Unterfangen, sowohl für die beteiligten Musiker, als auch für die geneigten Hörenden.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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