Von Günter, 15.06.2022

BERLIN/ BLACK SEEDS/ STARS/ BONAVERI/ NENAD VASILIC TRIO/ SWEET ALIBI

Da nehme ich doch mal Arno’s Presseausweis aus Nr.22 als Aufhänger. Topf Gun oder auch Topf Gun-Maverick lassen mich kalt. Regelrecht genervt war ich von der damaligen Titelmusik: BERLIN „Take my Breath away“. Nicht nur vom Film gibt’s das Remake/die Fortsetzung, sondern auch der ursprüngliche Soundtrack Hit erlebt in diesem Zusammenhang seine Wiedergeburt. In mindestens 10 unterschiedlichen Varianten von Techno bis sinfonisch (für jeden Geschmack eine?) als EP zumindest auf den bekannten Streaming Portalen. Vinyl wird dafür hoffentlich nicht verschwendet!

Hier kann m/f sich über Vinyl freuen. Die neuseeländischen BLACK SEEDS haben an ihrem „Love & Fire“ seit 2018 gearbeitet. Den runden, warmem Sound zwischen Reggae und Pop haben sie hinbekommen, obwohl sie nicht zusammen im Studio aufnehmen konnten. Die Restriktionen der vergangenen 2 Jahre liessen das nicht zu, sodass erst im finalen Mix alle aufgenommenen Spuren gleichzeitig gehört und zu diesem erstklassigen Ergebnis verarbeitet werden konnten. Preisfrage: Wieso ist dieser laidback Offbeat, gern auch in Form von Reggae, ausgerechnet in Neuseeland so verbreitet?

Stars – Very British!

Nicht ganz so entspannt, aber sehr nuanciert und wohlüberlegt kommt das neue Album der STARS daher. „From Capleton Hill“ befasst sich inhaltlich in 12 Titeln mit der simplen Wahrheit, dass nichts bleibt wie es war. Seriös formuliert und vorgetragen in Arrangements die mich an beste 80er Jahre (z.B. Prefab Sprout) erinnern. Besonders die 2 stimmig angelegten Songs über mehrere Harmonien haben es mir angetan. Sicherer Kandidat für meinen Giftschrank 2022.

In der Heimat ein gefeierter Altmeister ist der ‚Cantautore‘ BONAVERI. Sein „Faol“ startet in ganz modischem Soundgewand, im Verlauf des Albums spielt er seine grosse Erfahrung aus, erfindet konventionelle Songs mit Themen aus dem realen Leben und trägt sie mit sonorer Stimme vor. Kurz formuliert ein seriöser Ramazotti.

Nenad Vasilic Trio – Kosmopolit mit Bass

Er ist stolz darauf nie einen amerikanischen Song aufgenommen zu haben und für jede Platte andere Musiker oder zumindest eine andere Instrumentierung zu finden. „Live“ enthält 2 Mitschnitte des NENAD VASILIC TRIO aus 2017 und 19. Der in Österreich lebende Kosmopolit am Bass kombiniert sein Instrument mit dem Sax von Romeo Hopfgartner (Andrej Prozorov bei den 2017er Titeln) und dem Akkordeon von Marko Zivadinovic. Es gibt wohl niemanden anderes, der oder die den Klang, die Musik, des Balkan so raffiniert und selbstverständlich in seine Kompositionen einfliessen lässt ohne dabei traditionelles Liedgut zu verarbeiten. Hier musizieren 3 Könner, schaffen Melodien, spielen wechselnde Duette, ergänzen sich zum unisono Trio, improvisieren und bauen Momente aus Latin oder Musette ein. Nenads sehr spezielle Variante World-Jazz. Und klingt grossartig!

Sweet Alibi– Ohrwurm mit Ansage

Und noch eine ganz schöne: SWEET ALIBI, 3 singende Frauen mit Instrumenten und einem Mann an Bass und Drums. „Make a Scene“ lebt von ernsten Songs mit fliessenden Melodien, geschickt gestaffelten Arrangements und natürlich dem Gesang. Ob alle Stimmen miteinander verwoben oder Duette mit Verzierung im Hintergrund, die drei harmonieren entspannt und absolut natürlich. Die Frische und Unbekümmertheit der Bangles gepaart mit der angewandten Routine von F.Mac’s ‚Rumours‘. Ohrwurm mit Ansage.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2022