Von Günter, 29.06.2022

JO MAXIMILIAN/ HADERN/ DOMINIK HOYER BAND/ JAGUN/ BLINKER GOLDING

Jo Maximilian – Local Lad makes good!

Das kommt nicht so oft vor. Zu Beginn zwei deutschsprachige Titel. Das lokale Talent JO MAXIMILIAN hat bereits Album (CD) 3 fertig. Vor einigen Jahren mit The Better das Debut noch innerhalb einer Band, jetzt mit „Cooler werden“ sein zweiter selbst produzierter Anlauf im Heimatsprech. In 10 Titeln mit Texten zwischen jugendlichem Optimismus und emotionalen Erfahrungen zeigt er seine Vorliebe für melodische Rocksongs in nicht zu heftiger Ausführung. HelferInnen sind auf meiner Hörprobe nicht genannt, handwerklich gibt’s in Anbetracht der Möglichkeiten nichts auszusetzen und eine erkennbare Liebe zu den Songs der Beatles verhilft dem Album zum ausgesprochenen Hörgenuss. Jo sagt: „Gibt’s in allen unabhängigen Plattenläden der Stadt für kleines Geld“

Hadern – Worte, Wahrheiten, Geheimnisse

HADERN ist dagegen eine ganz andere Nummer. ‚Wir solidarisieren uns mit allen Laub- und RitzenmoosentfernerInnen bezüglich ihres Beitrags zum sozialen Frieden‘ als Bandaussage lässt deutliche Schlüsse auf die inhaltliche Botschaft zu. Kritisch mit viel Humor, dabei sehr Ernst und musikalisch in Folkband-Ausrüstung klingt „Guter Mann“ stimmlich gelegentlich nach Rio Reiser und in den Arrangements nicht weit von David Peel und seiner Lower Eastside. Die Moonband als Backup-Combo sind genau die richtige Wahl.

Hier kommt Jazzthing New Generation Nr. 93: Die DOMINIK HOYER BAND mit „Nachtblau“. Der Leader ist Drummer und Komponist aller 10 Titel, dazu Bass, Piano, Posaune und Perkussion. Moderner Jazz, trotz weitreichender solistischer Ausflüge immer im harmonischen Bereich, nicht zu viel Drums, lieber mehr ‚Jaco‘ mässiger Bass und gut eingefädelte Melodien von Tasten und Posaune. Wunderbar durchsichtig aufgenommen, (leider) nur als CD.

Jagun– Sweet, soft & lazy

Auf ihrem dritten Album „ Transatlantico“ nimmt uns das Duo JAGUN mit auf eine Reise um die Welt. In meiner Erinnerung waren die beiden Vorgänger Werke von Elektronik und programmierten Sounds dominiert. Davon ist nichts übrig, eine Garde von fast 50(!) MusikerInnen aus aller Welt, hab nicht nachgezählt, hilft die 12 neuen Songs in die richtige Form zu bringen. Bläser, Streicher, Gitarren, Perkussionisten, Stimmen. Etwas Wehmut, eine Prise Funk und fast alles mit ein wenig Samba oder Bossa angereichert. Die Arrangements ganz und gar auf die vielseitige Stimme von Eva Jagun ausgerichtet und nie aufdringlich. Die Musik fliesst in sanftem Strom, ideale Begleiterin für heisse Sommernächte oder lange Spaziergänge. Sweet, soft & lazy, alles, aber nicht belanglos!

Das ist mal ein Seitenwechsel. BLINKER GOLDING, bekannt aus dem Duo Blinker & Moses, das zur Speerspitze des freien Jazz im UK zählt, legt mit „Dream like a Dogwood wild Boy“ eine CD mit eher Rock orientiertem Material vor. In sieben überlangen Titeln lässt er die Instrumente sprechen. Sein Sax führt in den meisten Fällen, aber Gitarren und Piano tragen ebenfalls einen ordentlichen Teil zu dieser interessanten Mischung bei. Der Waschzettel spricht von Americana, ist nicht ganz falsch, aber ausser einer aufs Sax übertragenen Bluegrass Nummer klingt der weitaus grössere Teil für mich nach Southern Rock á la Allman Brothers in den 70ern. Die gut zusammengestellte Band lässt in meinem Kopf immer wieder ‚Jessica‘ auftauchen, obwohl es bei dem Titel keinen so hervorragenden Saxofonisten gibt. Selbst die klar durchscheinende Affinität zu jazziger Spielweise kann diese Assoziation nicht übertönen. Klasse Spagat zwischen Rock und Jazz. Selbst hören!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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