Von Günter, 13.07.2022

PEKKA PYLKKANEN & ERIC INEKE/ DUKE ELLINGTON/ FUSSY DUCK/ INA FORSMAN/ Di MEOLA, Mc LAUGHLIN, DELUCIA

Kann Mann ja auch mal machen. Zum 75. Geburtstag schenkt sich der niederländische Drummer Eric Ineke eine neue CD. Mit Mikael Jacobsson am Piano und Heikko Remmel am Bass spielen PEKKA PYLKKANEN & ERIC INEKE „Nordic Bop“. Der Titel ist Programm, der erfahrene Schlagzeuger drängt nicht in den Vordergrund, Saxofonist Pekka und Pianist Mikael präsentieren die 8 Themen, allesamt fremde, von G. Coleman zu Miles oder Dexter Gordon, fragmentieren diese mit viel Gefühl und setzen sie wieder passend zusammen. Ob mit Tempo oder balladesk, klar konservativ modern, aber wunderbar anzuhören. Anspieltipp: Mal Waldron’s ‚Left alone‘ in etwas mehr als 10 Minuten.

Ich bleibe noch mal bei ‚Alten Eisen‘. Erstmalig veröffentlicht bei den ‚Lost Recordings‘ gibt es in diesem Monat 2 Mitschnitte auf 1 CD von DUKE ELLINGTON „Live at the Berlin Jazztage“. Das 1973er Konzert mit kleiner Band, der fulminante 69er Auftritt mit dem Top besetzten grossen Orchester. Er bestreitet beide Konzerte mit 6 bzw. 7 ‚Klassikern‘ aus seinem Repertoire, wobei gerade das jüngere Konzert musikalisch deutlich konservativer ausfällt, als die Big Band Show von 1969, in der sich die ‚grossen Namen‘ als Solisten die ‚Klinke in die Hand‘ geben. Für deren Namen fehlt hier der Platz, LiebhaberInnen von raffiniertem Jazz für richtig grosse Band kommen voll auf ihre Kosten.

Fussy Duck – Experimentierfreudig

Unbedingt auf der Höhe der Zeit musizieren FUSSY DUCK, auch wenn m/f ihnen die Kenntnis der jazzigen Vergangenheit anmerkt. So beginnt „Maybe that’s all we get“ mit einer eindeutigen Reminiszenz an ‚Kind of Blue‘, setzt Stimmung und Thema in den 2. Track fort, bevor nach und nach jüngere, gewagtere Klänge den Ton bestimmen. Lange solistische Ausflüge, freie Eskapaden und beinahe zappaeske unisono Riffs halten die CD des Sextetts bis zum Ende spannend. Die Besetzung dr,b,p,sax, Posaune und Violine bietet von vornherein schon Gewähr für nicht ganz gewöhnliche Klänge.

Ina Forsman – Kino für die Ohren

In meiner Erinnerung war sie auffällige Stimme zwischen Blues und Rock. Mit ihrem neuen, 3. Album macht INA FORSMAN einen Riesenschritt in Richtung unverwechselbar. Alle 10 Songs ihres „All there is“ hat sie selbst verfasst, entsprechend überzeugend und emotional intoniert sie diesen Befreiungsschlag. Instrumental und im Sound erkennbar am Soul der 60er orientiert, die Möglichkeiten weiter auslotend, Produktion und Sound auf den Punkt aktuell, mit ‚richtigen‘ Bläsern, Streichern und Instrumenten. Grosse Melodien, erstklassige Arrangements, mit anderen Worten: Grosses Kino für die Ohren!

Di Meola, Mc Laughlin, De Lucia– Samstagsarbeit!

Für Fans schneller Finger auf akustisch klingenden Saiten heisst es jetzt Platz schaffen im Regal. Mindestens 5mm für die ‚Standard‘ LP und einen ganzen Zentimeter für die CD. Kaum zu glauben, aber ausser der legendären „Friday Night in San Francisco“, seit 1981 auf Tonträger und hochgelobt von Nord bis Süd, gab es auch noch eine „Saturday Night in San Francisco“ und welch Wunder, auch davon gibt es jetzt (!) einen Mitschnitt auf CD und LP. Die Herren Di MEOLA, Mc LAUGHLIN, De LUCIA zeigten auch an diesem Abend gut gelaunt und sprühend vor Energie ihre Fähigkeiten, jeder auf einem Titel im Alleingang, dazu 4 Titel im Trio. Den begeisterten Szenen-Applaus und besonders die Pfiffe zwischendurch übersetze ich für mich mit ‚spielt mal etwas langsamer, ich kann nicht so schnell hören‘.

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Günter Günter

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