Von Günter, 20.07.2022

HATIS NOIT/ CHAI MASTERS/ RUSIRA MIXTETT/ YVES JARVIS/ TODD SHARPEVILLE/ MOVEMENTS Vol 11/ TAMI NEILSON

Auf Tonträger ist das schon eine kleine Herausforderung. HATIS NOIT singt „Aura“. Ohne Text, ohne Worte, drückt ihre Gefühle nur mit dem Klang des ältesten Instruments der Menschheit aus. Als Anhaltspunkte für Hörende: Japanische Tradition, bulgarische und gregorianische Gesänge, Oper, verbunden mit Pop und Avantgarde, und... Zu Beginn irritierend, danach tief berührend.

Die CHAI MASTERS sind keine Tee-Produzenten sondern ein Quintett aus Trompete, Sax, Piano, Bass und Drums. Ihre unterschiedliche Herkunft machen sie zu ihrer musikalischen Stärke. In den selbst komponierten 8 Titeln finden sich Hinweise auf klassische Ausbildung, Liebe zu inner- und ausser-europäischer Musik gepaart mit trainiertem Handwerk und sehr gut abgestimmtem, beinahe intuitivem Zusammenspiel. Leider gibt’s auch dieses wundervoll klingende Exemplar nur als CD.

Rusira Mixtett – Groovige Kochkunst

Der Titel „Lecker Brass“ lässt schon Schlüsse zu. Das 8 Personen starke RUSIRA MIXTETT, 7 Blas-Instrumente plus Drums bleibt jedoch nicht beim NO Sound hängen, sondern Komponistin Ruth Schepers bedient sich aus diversen Schubladen der Musik-Apotheke. Titel wie ‚Flower Pogo‘, ‚Tango Klatura‘ oder ‚Wilmas Dorf‘ sind nicht nur gespickt mit Zitaten aus Balkan, italienischen Blaskapellen und rasantem Einzel- und Ensemble Spiel, sondern ebenfalls mit einer ordentlichen Prise Humor arrangiert. Würde ich gern sehen und hören bei ‚Münster mittendrin‘ (statt Kaiser)!

Alles Meins! Ganz im Alleingang, von Technik über Verpackung und natürlich sämtliche Instrumente und Digitalien schafft YVES JARVIS. „The Zug“ ist das 4. Werk unter seinem Namen und er verweigert nach wie vor jede Schublade, zitiert aus mindestens 4 Jahrzehnten und verbindet Samplings, Programmiertes und Handgespieltes absolut selbstverständlich. Er kanalisiert seinen unbedingten Widerwillen zu existieren durch seine unkonventionelle Art Songs zu basteln.

Nach so viel modern jetzt was ganz Bodenständiges: TODD SHARPVILLE und sein „Medication Time“. Englischer Sänger/Gitarrist auf US Label (Dixie Frog), das für zeitgemässe Blues Musik Synonym ist. 12 Tracks, davon 9 eigene, eine gut eingespielte Band und ein Frontmann, der weiss worum es im Leben geht. Etwas R’Billy, New Orleans, variabel in Rhythmus und Stil, am besten bei den ‚stehend‘ langsamen Nummern. Kein Ersatz für den fleissigen Joe B., aber eine sehr hörenswerte Abwechslung.

Movements Vol 11– Besser geht nicht!

Bei Folge 11 waren bisher fast alle Kompilation Reihen ausgelutscht. Hier nicht! Die Damen und Herren bei Tramp hängen für die „MOVEMENTS Vol. 11“ –‚A Bag full of rare Rhythm & Blues, Mod-Jazz, Soul and mid 70ies Funk‘- weitere 18 echte Highlights der 60er und 70er auf CD oder 2 LP hintereinander. Vielleicht habe ich die Vorgänger nicht intensiv genug gehört, aber diese fesselt mich von vorn bis hinten. Zum Start kleine Soul/RnB Schmankerln, nach einer frischen Version von ‚16 Tons‘ wird’s etwas jazziger tanzbar und am Ende gibt’s knackigen Funk. Wo findet der Schatzsucher immer wieder solche Perlen. Alle erstmals auf CD oder LP (oder digital).

Tami Neilson – Schönheit der Woche

Meine Schönheit der Woche: TAMI NEILSON mit Album „Kingmaker“. Der Opener wäre ein perfekter Bond Titelsong, mit jedem weiteren Track zeigt sie ihre Vielseitigkeit, stimmlich kräftig und auf der Höhe, musikalisch mit allen Wassern gewaschen, von Orchester über Country zu Blues, R’Billy und Spoken Word. Die Themen kreisen im Wesentlichen um (nicht nur) ihren Kampf um den verdienten Platz im Universum der grossen Hüte. Den macht ihr nach diesem Album niemand mehr streitig.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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