Ohrenschmauch
Von Günter, 03.08.2022
ROBERT SUMMERFILED & LARS DUPPLER/ MONKEY HOUSE/ AHMED AG KAEDY & ONOM AGEMO AND THE DISCO JUMPERS/ CHICKEN GRASS/ ANOUSHKA SHANKAR & METROPOL ORKEST
Ja ne, is klar, niemand singt Dylan wie Dylan. Das gilt auch für Joni Mitchell. Wenn also 2 Männer ein Tribut-Album in Angriff nehmen, stehen sie vor keiner leichten Aufgabe. Jonis spezielle Phrasierung, die einzigartigen Harmonien und die ungewöhnlichen Akkorde der Gitarre auf entsprechende für Piano umzusetzen, dazu eine Männerstimme, da braucht es Leidenschaft und Mut. ROBERT SUMMERFIELD & LARS DUPPLER wagen diesen Versuch. „Joni“ ist mit seinen 8 ausgewählten Songs nicht einfach ein Cover-Album, sondern eine sehr behutsam und intim umgesetzte Liebeserklärung. Auf 3 Titeln wird das Duo vom Saxofonisten Denis Gäbel unterstützt, mit passend zurückhaltenden Tonfolgen. Ein ultimatives Late Night Album!
Dieses ist kein Cover-Album, MONKEY HOUSE klingen auch auf ihrem 5. Album so nahe an Steely Dan, dass Hörende mindestens irritiert sein können. Komplexe Songstrukturen, Bläser-Arrangements, die auch von Tom Scott stammen könnten und eine illustre Gästeschar (u.a. Randy Brecker, Drew Zingg und Michael Leonhard, aus der Steely Live band) machen aus „Remember the Audio“ weit mehr als eine stark angelehnte Kopie. Musikalisch raffiniert, intelligente Texte und ein lange trainiertes Gespür für Melodien und passende Sounds. Ob bluesige Ballade, oder flottes Tempo, exzellent arrangiert und ausgeführt. Keine feste Band, sondern ein ausgefuchstes Team, das die Kompositionen des Don Breithaupt zum Leben erweckt. Leider bisher nur auf CD. Dafür gibt’s den genauso herausragenden Vorgänger „Friday“ als Doppel 45RPM Halfspeed gemastert für alle, deren Equipment damit nicht überfordert ist.
Von präzise auskomponiert zu mehr im Wesentlichen abgesprochenen Jams. AHMED AG KAEDY & ONOM AGEMO AND THE DISCO JUMPERS, das Berliner Afro orientierte Quintett triff den Gitarristen und Songschreiber aus Mali. Die hypnotischen Riffs des ‚Wüstenrockers‘ treffen auf das Jazz geschulte und psychedelisch ausgedehnte Klanguniversum der Hauptstädter. Ahmeds raue Stimme und sein staubtrockenes Spiel ergänzen das Rhythmus orientierte Ensemble zu einer organischen Funktions-Einheit, in der sowohl emotional balladeske Themen als auch Grooves aus anderen Hemisphären eine wohlklingende Einheit bilden. Natürlich klingt afrikanische Orientierung aus jeder Ritze, „Tartit-Unity“ ist jedoch weit von traditionellen Fesseln entfernt. Die erscheint dafür nur als Vinyl oder digital.
Nahezu 20 Jahre haben sich CHICKEN GRASS Zeit genommen, bis zur Veröffentlichung ihres 1. Albums. Einen Titel hat es trotzdem nicht, braucht es auch nicht, die CD ist der Ausweis für enorme Kenntnis der Materie. Das finnische Quintett zitiert auf diesem Werk aus der gesamten Geschichte von Soul und Funk. Ob ‚klassischer‘ 60ies Soul, Funk á la Meters, der Godfather, P-Funk, Mayfield, Smoochers, die Herren beherrschen den richtigen Rhythmus und Tonfall. Erst recht, wenn sich auf 2 Titeln die stimmgewaltige Princess Shaw dazu gesellt und den stilechten Sounds eine kräftige Portion New Orleans Gefühl verpasst.
ANOUSHKA SHANKAR & METROPOL ORKEST with Jules Buckley und Manu Delago mit „Between us…“ Die weltweit gefeierte (nicht nur) Sitar Spielerin zusammen mit dem experimentierfreudigen Orchester unter Jules Buckley und dazu der Hang Spezialist Manu Delago, nehmen uns mit auf eine Reise durch Zeit und Raum. In gut 40 Minuten geht es entlang an indo-arabischen Motiven, ergänzt um passend ausgearbeitete Partituren des grossen Klangkörpers und die Sphärenklänge aus Delagos Hang. Ein gelungener Mix musikalischer Kulturen, Live aufgenommen, ohne Netz und doppelten Boden!