Von Günter, 21.09.2022

KRIS KRISTOFFERSON / MADISON CUNNINGHAM / SON LITTLE / M-PROJECT / ERIC VLOEIMANS & WILL HOLSHOUSER / WIR HATTEN WAS MIT BJÖRN / KRAJENSKI/ STRÖME / LIVING HOUR / TOO SLOW TO DISCO Vol. 4

In jedem Jahr um diese Zeit gibt’s das grosse Drängeln in den Neuheiten-Fächern. Alles muss rechtzeitig vor X-mas ‚draussen‘ stehen. Dabei haben LP/CD als persönliches Geschenk schon fast komplett ausgedient. Sei es drum, hier in kürze neue ‚Marktteilnehmer‘.

Alte Generation Songwriter, KRIS KRISTOFFERSON, hervorragend in Form und mit hochkompetenter Band, spielt auf „Live at Gilley‘s“, aufgenommen bereits 1981, 15 Titel aus seiner Karriere, natürlich die Hits, dazu ein paar persönliche Favoriten. Weiterhin ‚Outlaw‘ Country gegen den polierten Mainstream.

MADISON CUNNINGHAM legt ihre 2.Platte vor. Nicht mehr ganz so zurückhaltend wie das Debut, auf „Revealer“ schlägt sie schon mal kräftigere Rhythmen, erweitert das Instrumentarium, singt sehr vielseitig und weiss ihre ernsthaften Themen in intelligent ausgearbeiteten Songs entsprechend in Szene zu setzen.

Schon seit 3 Wochen steht SON LITTLE’s neues Werk in den Läden. Heisst „Like Neptune“, aber untertauchen wird er mit seinem einmal mehr gut ausgewogenen Mix aus klassischem Soul und Funk mit einem Schuss Hip Hop und einer Spur Rock nicht. Ein weiteres Mal absolut überzeugend.

Das M-PROJECT, Quartett des Gitarristen Bernard Fichtner mit b,dr, und keys ist eine schöne Studie in ‚Gitarre mal anders‘. Gekonnte Figuren mit klarem Ton kann er, liebt aber auch langgezogene Klänge, die von seinen Kollegen passend sensibel getragen werden. „Movin‘ on“ ist der 2 Anlauf, seine Musik, seine Klangvorstellungen weiter zu entwickeln. Was mit diesen kreativen Sidemen perfekt gelingt.

Trompete und Akkordeon sind sicher keine gewöhnliche Besetzung. ERIC VLOEIMANS & WILL HOLSHOUSER zeigen auf „Two for the Road“, dass es keine technischen Massnahmen braucht um ‚nur‘ zu zweit faszinierende Musik zu erzeugen. Live aufgenommen ergänzen sich die beiden Instrumente in Motiven, die sowohl an Barockes, Volksweisen, als auch an Jazz und Avantgarde andocken. Eine echte Entdeckung.

WIR HATTEN WAS MIT BJÖRN ist ein ausgefallener Projektname. Das Quartett um Maika Küster und Maria Trautmann passt in keine Schublade. Mehrstimmiger Gesang, fast freie Improvisationen und unbedingt gefällige Harmonien hinterlassen ein breites Bild kreativer Vorstellungen. „On the Ruins“ klingt dazu in seiner sparsamen Instrumentierung auch noch auffällig gut.

Krajenski – Hammond auf agogo!

Und wieder der KRAJENSKI mit einem seiner Faibles. Dieses Mal arbeitet er sich mit Unterstützung von Sax und Drums an seiner Hammond B3 ab. Erinnert natürlich sofort an Blue Note Sounds der 60er, geht jedoch dabei ganz eigene, neue Wege. Alle drei komponieren, bringen sich selbstbewusst und Sound tragend ein, mit „B-3 Vol. 1“ überführen sie eine geliebte Tradition in neues Gelände.


Richtige Songs mit ‚falschen‘ Instrumenten erfinden STRÖME mit „Nr. 2“, ihrem ersten gleich Doppel Longplayer, ins Rennen. Zwei Mann im Einsatz mit analogen Synthies für Krautiges, die Klarheit von Kraftwerk, Techno, Club Sounds und beinahe Pop. Auf einigen Tracks stimmlich unterstützt von Nick McCarthy zeigen sie maximale Bandbreite in Komposition, Sounds und Melodie.

Living Hour – Breitwand Synthie Pop

Beste Erinnerungen an die 80er erzeugen LIVING HOUR mit ihrem „Someday is today“. Feingesponnene Songs, eher in Zeitlupe, ätherische weibliche Gesangsstimme und genau so zurückhaltender Instrumenteneinsatz, das ist Synthie Pop in Reinkultur. So schön wie die frühen Cocteau Twins.


Too Slow to Disco– Perfekte Mischung

Meine Schönheit der Woche: „TOO SLOW TO DISCO Vol. 4“. Von Yacht Pop zu Blue Eyed Soul, von L.A. bis Finnland bis Trinidad. Brillant ausgesucht und in Reihe gebracht, Verschollenes der 70er. Rettet sogar Regentage.


Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2022