Von Günter, 01.06.2011

DOBRE/ COCK ROBIN/ ELIN SYNNOVE BRATHEN/ ERIC BIBB/ DAVID SYLVIAN/ OBSESSION LOUNGE 5/ A NOD TO BOB 2

Als alter Zyniker empfehle ich dort nach dem Ursprung des neuen Virus, der gerade durch’s Dorf getrieben wird, zu suchen, wo die Gülle der im vergangenen Jahr verseucht gefütterten Tiere ausgebracht wurde. Soviel zur industriellen Lebensmittelproduktion. Viren verbreite ich hier und heute auch wieder, die machen in der Regel aber nicht krank, sondern schlimmstenfalls arm.

DJ Jondal kann’s einfach..

„Do the Dobre“ sagen JOE DOBRASCHKE und seine Band DOBRE. Klingt als hätten sie Jahre auf dieses Album hin gearbeitet. Absolut handgemacht, die Wurzeln in den 60ern, aber danach die Ohren nicht zu gemacht. Erinnert mich stark an die KINKS (liegt vielleicht an der Stimme), zuckelt zwischendurch als Folksong durch die Bahn, kommt aber immer wieder auf Tempo und zeigt gelegentlich den bittersüßen Humor der genannten.


Happy Birthday zum 70.!!

Seit dem vergangenen Monat gibt es ein neues Album von COCK ROBIN. „Songs from a Bell Tower“ hat natürlich alle Qualitäten der früheren Erfolgswerke. Schöne Melodien, gekonnter Gesang, aber mir fehlt etwas der „Biss“. Etwas weniger Zurückhaltung käme zu mir besser herüber.


Weit weg von Pop-Kultur

Für die Freunde schöner Stimmen gibt es was Neues aus Norwegen. ELIN SYNNOVE BRATHEN heißt die junge Frau. Zum Glück singt sie in Englisch, da verstehe ich wenigsten etwas. „The Anchor and the Dream“ ist feiner, sensibler Folk-Pop, mit nicht zu viel Ecken und Kanten, aber keineswegs belanglos. Sehr schön romantisch.


In der vergangenen Woche gab es mit HELM VAN HAHN’s „La Isla“ Gitarre ganz allein. Mit ERIC BIBB’s „Troubadour Live“ steigere ich mich auf 2 Gitarren plus Gesang. In einem hörbar sehr kleinen Club spielt er sich mit STAFFAN ASTNER durch sein gut ausgesuchtes und zum größten Teil selbst komponiertes Programm. Akustischer Country-Blues mit zusätzlichem E-Gitarristen. Die Zwei ergänzen und unterstützen sich so feinfühlig und dezent, dass einem gar nicht auffällt, dass die üblichen Rhythmus-Instrumente fehlen. Zum Finale des Sets kommt Unterstützung durch Piano und Sängerinnen dazu, die dem Ganzen eine Spur Gospel verpassen. Damit die Platte richtig voll wird, gibt es als Bonus noch 2 neue Studio-Tracks mit vollständiger Band. Blues in bester Tradition ohne jeden Anflug von Retro.
Von nicht Retro zu absolut zeitlos. DAVID SYLVIAN hat sein Album „Manafon“ aus dem letzten Jahr noch einmal neu gemacht. Entsprechend heißt es „Manafon Variations“. Wurde sein unnachahmlicher Gesang auf dem Original von Melodiefetzen und Klängen, die eher dem Free Jazz zuzuordnen waren umspielt, gibt es auf den „Variations“ Streichinstrumente des Orchesters und Electronics als Klangerzeuger. Das zu bewerten reichen meine Kenntnisse in zeitgenössischer (klassischer) Musik nicht aus. Aber das Ergebnis ist für mich (wieder) absolut faszinierend. Wohnung leer, Zimmer leicht abgedunkelt und dann die Zeit vergessen. Kein Pop, kein konventioneller Rhythmus und eine 2. Platte in diesem Set, mit nur einem Titel von 18 Min. Länge. Das ist Kunst, das hat mit der populären Musikkultur (Pop) nichts gemein. Versuchen!

Sehr viel leichter zu konsumieren ist der 5. Teil der Serie OBSESSION LOUNGE“. Kein Wunder, DJ JONDAL, der auch für dieses Doppel Set verantwortlich zeichnet, schafft es immer wieder, die „langweiliges Hintergrund-Geplätscher“ Klippe unbeschadet zu umschiffen. Harmonien und Sounds aus aller Welt, Stimmen, die das Ohr sofort in Richtung Lautsprecher ausrichten und eine Titel-Reihenfolge, die das Set bis zur Ausblende des letzten Tracks interessant und spannend hält. Platten wie diese sind es, die mein Auge trotz kiloweisem Bandwagon doch immer wieder in der Sektion „Lounge & Chill“ nachschauen lassen.

Jetzt isser 70. Rente mit 69 kann ihm also nix mehr anhaben. Aber immer noch rastlos auf Tour. Die Zahl der Veröffentlichungen von, mit ihm und um ihn herum war sicher nie so hoch, wie in diesem Jahr (der Fachhändler im Keller kann sie alle aufzählen!). Zum Glück für viele Menschen eine Art Leitfaden durch den Wandel der Zeit. Bleib Du selbst und kritisch, mach es Dir nicht bequem! Da habe ich dann auch noch einen hinzuzufügen. „A NOD TO BOB 2“ heißt der Sampler (an den ersten habe ich keine Erinnerung), auf dem 16 amerikanische (kanadische?) Liedermacher-Kollegen ihre Lieblings-Songs des „ZIMMERMANS“ auf ihre individuelle Art als Geburtstags-Ständchen präsentieren. Bekannte, weniger bekannte und auch Songs, die nicht von BOB geschrieben wurden. Natürlich viel besser gesungen, als im Original (geht ja gar nicht anders..), liebevoll instrumentiert und mit viel Ambition vorgetragen. Fast ein bisschen zu schön, aber zum Geburtstag….

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de
Cover - David Sylvian – Weit weg von Pop-Kultur | Cover - A Nod to Bob 2 – Happy Birthday zum 70.!! | Cover - Obsession Lounge 5 – DJ Jondal kann’s einfach..

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