Von Günter, 11.01.2023

RADICANTO/ LANDAFURLA/ WOLFGANG LACKERSCHMID & CHET BAKER/ FREE SWING/ ANDREAS FEITH QUARTET/ ZUCCHINI SISTAZ

Ist ja fast schon zu spät ein gesundes und gutes neues Jahr zu wünschen. Die Zukunft kommt, ist nicht zu verhindern. Aber solange ich die Finger bewegen kann (und die na dann…mich lässt), werde ich nicht aufhören an dieser Stelle probate Mittel gegen die Schwerkraft vorzustellen. Deshalb auch gleich ins Thema.

Ohne Wurzeln hält sich keine Pflanze. RADICANTO mischen die Tradition Süditaliens, Apuliens und anderer mediterraner Regionen mit Spielweisen aus Folk, Rock und Jazz zu einem würzigen Cocktail. Elektrische Gitarre trifft auf Akkordeon und Handtrommeln, Bouzouki oder Saxofon umspielen die Stimme der Sängerin. „Alle Radici del Canto“ startet das neue Jahr in eher gemächlichem Tempo und legt die Betonung auf einprägsame Melodien und das entspannte Zusammenspiel der 5 Instrumentalisten.

Deutlich näher an der Überlieferung bleiben LANDAFURLA bei ihrer Aufarbeitung traditionellen Materials des Apennin. Auf Instrumenten, die nicht alle der Vergangenheit entsprechen intonieren sie die „Canta Furlana“ Live im Studio. Ob Klagelied, Schwungvolles zum Tanz oder romantische Balladen, überzeugend im Ergebnis, allerdings eine Ader für Folk-/Volksmusik sollte m/f haben.

W. Lackerschmid & Chet Baker – Die zwei kannten sich lange

Nur 25 Jahre nach den Aufnahmen erscheint jetzt die dritte gemeinsame Arbeit von WOLFGANG LACKERSCHMID & CHET BAKER. Unterstützt von Günter Lenz am Bass und Nicola Stylo mit Flöte und Gitarre präsentiert das Quartett 8 Kompositionen des Vibrafonisten und wird auf einzelnen Titeln um Gitarre und Drums ergänzt. Das präzis sparsame Spiel auf den Metallplättchen wird stimmungsvoll melancholisch von Chet’s Trompete umgarnt. Haben die beiden in Konzerten und auf Festivals oft zu Gehör gebracht. Kein Ton zu viel, keine historischen Höchstleistungen, einfach nur entspannter Modern Jazz zum Geniessen.

FREE SWING als Name für das Quartett ist schon mal eine klare Ansage. Der Titel „Tuuri“ ist vermutlich ein Vorschlag der beiden Nordlichter in der Combo. Mit Trompete, Sax, Bass und Drums nicht ganz gewöhnlich besetzt zelebrieren diese vier freies Zusammenspiel, ohne dass die Musik dabei rhythmisch oder melodiös auseinander zu fallen droht. Einfühlsamer Umgang mit den Klängen der Kollegen, spannende Zwiegespräche der Bläser mit und über einer Basis, die auch stehend langsam noch Groove durchscheinen lässt.

Andreas Feith Quartet – Melodie, Harmonie und frei

Von modernem Jazz zeugt das ANDREAS FEITH QUARTET auf seiner aktuellen CD. Im Team mit Bass, Sax und Drums entfaltet nicht nur der namensgebende Pianist unerwartete handwerkliche Finesse. Die 8 eigenen Werke auf „Dance of the Scarabs“ zeugen von guter Kenntnis musikalischer Vorbilder und der Kunst, trotz freier Spielweise Melodie und Harmonie an der Oberfläche zu halten. Das hilft sehr, auch nicht intensiv Jazz trainierte Ohren bei der Stange zu halten.

Zucchini Sistaz – Gemüsikalischer Ausflug

Rechtzeitig zum neuen Jahr gibt es Neues von Münsters gemüsikalischem Trio ZUCCHINI SISTAZ. Die drei Damen sind nicht nur perfekt gestylt, die wissen auch genau, was sie mit den Instrumenten anstellen können. Charmante Eigengewächse, mit feinem Humor umgezüchtete Adaptionen von Melodien, die jede/r kennen kann und sorgfältiger Umgang mit sensiblen Pflänzchen. Wenn die eigenen 6 Hände und 3 Stimmen für die Arrangements nicht ausreichen, kommt Hilfe aus den grossen Treibhäusern des Umlands. Nicola, Georg, Götz, Markus, Rudi und noch einige Preziosen mehr sorgen für die perfekte Illusion von „Ein Tag am Meer“.

Archivtexte Ohrenschmauch

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