Ohrenschmauch
Von Günter, 01.02.2023
HAZLETT/ RASHA NAHAS/ JOHANNA SUMMER/ BILL LAURANCE & MICHAEL LEAGUE/ WOLGANG HAFFNER/ SAM BUSH/ MALCOLN STRACHAN/ DORANTES/ JW FRANCIS/ POOLBLOOD
Neuer Versuch mit ganz viel in ganz kurz. HAZLETT, Australier in Schweden klingt auf „Bloom Mountain“ fast so depri wie Nick Drake. Ganz sparsam und auf gewisse Art dennoch schön.
RASHA NAHAS‘ erstes Album in ihrer Muttersprache ist ein wenig nostalgisch, zweigeteilt in eine modernere Instrumentierung und konventionelle SongwriterIn Begleitung. Emotionaler Gesang, gut erzählte Bilder ihrer palästinensischen Heimat, gefällt mir am besten, wenn arabische Instrumente oder Harmonien eingebaut sind.
Gleich 3 neue Werke bei ACT, dem renommierten deutschen Jazz Label. Und alle werden auch auf Vinyl gefertigt. JOHANNA SUMMER setzt auf „Resonanzen“ ihre Piano Improvisationen über Themen aus der klassischen Musik fort. Ohne konkrete Vorlagen aus dem Schaffen von Bach bis Skjabin, von Grieg bis Ligeti gefiltert, entwickelt sie ihre Klänge im Duktus des jeweiligen Komponisten.
BILL LAURANCE & MICHAEL LEAGUE, beide aus dem Gross-Ensemble Snarky Puppy schaffen mit „Where you wish you were“ nach eigenen Aussagen mit Piano und akustischen Saiten-Instrumenten einen Ort, an dem die Hörenden sich wohlfühlen sollen und immer wieder gern dahin zurück kehren. Irgendwo zwischen jazziger Auffassung und Melodien / Harmonien, deren Herkunft von überall sein könnte. Die bevorzugt eingesetzte Oud lässt deutlich den Mittelmeerraum vor dem geistigen Auge erscheinen.
Und Deutschlands Vorzeige-Jazz-Schlagzeuger WOLFGANG HAFFNER, dieses Mal nicht mit seiner ‚Dream Band‘ sondern eher der ‚Stamm Band‘, die er auf einzelnen Titeln mit erlesenen Gästen verstärkt. Bill Evans, Till Brönner, Dominic Miller, Mitchell Forman und Nils Landgren geben sich die Ehre, um die „Silent World“ mit dem richtigen Klang zu versehen. Entspannt, melodisch mit dezentem Groove und beinahe zu schön.
SAM BUSH stellt seine Hommage an Freund und Förderer unter den Titel „Radio John: Songs of John Hartford“. 10 Titel, fast alle Instrumente selbst gespielt, zwischen Bluegrass, Folk, Country und Blues. Natürlich bei Smithsonian Folkways, natürlich mit fettem Booklet (hier ‚nur‘ 25 Seiten) für weitreichende Inforationen.
MALCOLM STRACHAN, Trompeter der Retro Funk Combo Haggis Horns, legt seine 2. Solo Platte vor. Wie schon beim Vorgänger, zeigt er hier seine Vorliebe für Jazz, gibt auf „Point of no Return“ einen grösseren Rahmen. Nicht mehr nur die Blue Note Tradition, sondern auch mal Filmmusik artige Streicher und Rhythmen aus anderen Regionen. Gekonnte Bläsersätze, solide Rhythmusgruppe, inspirierte Soli, für Jazz Fans mit Faible für die ‚gute alte Zeit‘.
DORANTES spielt auf „Identidad“ genau das, was der Untertitel „Live In Concert - Flamenco solo Piano“ vorgibt. Als austrainierter Jazzer lässt er in seinen Kompositionen und Improvisationen nicht nur die bekannten Rhythmen durchscheinen, sondern moduliert Harmonien und Themen auf seine unnachahmliche Weise.
JW FRANCIS bietet auf „Dream House“ 12 leichtfüssige Liedchen, die er auf Anfrage für seine FolgerInnen auf Social Media zum Valentinstag gebastelt hat. Ohne spezifischen Stil, unterschiedlich instrumentiert, deshalb äusserst kurzweilig.
Zum Hören von POOLBLOOD’s „Mole“ sollte m/f sich besser im Parterre aufhalten. Schliesslich will sie ‚all die unbequemen Momente in all meinen Beziehungen einfangen, über das Unbehagen schreiben und es nicht sensibilisieren‘ (Zitat). Entsprechend getragen bewegt sich die Musik aus vornehmlich akustischer Gitarre und sparsamem Hintergrund. Ihre Formulierungen lassen zum Glück auch Verwunderung und einen eigenen Sinn für Humor durchscheinen. Texte liegen bei, wird deshalb oder trotzdem wohl nicht aus dem Radio klingen.