Von Günter, 08.06.2011

RADIO GRENZENLOS/ SPACE RANGER/ NICOLA CONTE/ RYAN COHAN/ NHOHA/ MALIKA ZARRA/ YOUR GUIDE TO THE NORTH SEA JAZZ FESTIVAL/ DESTROYER/ JAMIE WOON

Wenn die alte Ansage, „je schlechter die Zeit, desto besser die Musik“ richtig ist, muss die aktuelle Zeit sehr grausam sein! In fast allen Genres, nicht nur in denen, die hier regelmäßig angerissen werden, blüht die Kreativität, will m/f offenbar den zwingenden äußeren Umständen etwas Eigenes, Wertvolles entgegen setzen. Eine kleine akustische Kostprobe gibt es am 9., wie jeden 2. Donnerstag im Monat um 21.00h bei ANTENNA MÜNSTER in KARL WORTMANN‘s RADIO GRENZENLOS. Auszüge aus dem aktuellen „BUDDHA BAR“ Sampler, dem schon 4. Kolumbianisch / Latino Sampler „GOZALO!“, der neuen CD von SUSANA BACA, die Niederländer KRAAK & SMACK, die regelmäßig diese Seite bevölkern und von einem unserer gemeinsamen Lieblings-Labels LOVEMONK den SPACE RANGER gibt es zu hören.

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Mit dessen (deren, ist ein Trio) Album „What about the magnetic Fields“ geht es auch los. Für mich Club Musik der allerbesten Sorte. Tief verwurzelt in den Dancefloor-Grooves der 80er, ergänzt um die musikalischen Entwicklungen der mehr als 25 Jahre danach. Treibende Rhythmen, lange ostinate Beat-Passagen, angereichert mit halligen Sounds, Gesang nur so viel, wie nötig und vorweg und zwischendurch Tracks mit weniger zwingendem Tempo und Harmonien. Immer geradeaus, aber nie stumpf oder einfallslos.


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Jetzt an einen ganz anderen Punkt der Scala. „Love and Revolution“ heißt das neue Album von NICOLA CONTE. Ganz neu, und wie der Titel andeutet, legt er keine neuen, eigenen Bossa Varianten vor, sondern deutlich in den 60ern beheimatete Easy Listening Titel in durchaus Jazz betonter Variante. Insgesamt 8 SängerInnen und diverse renommierte Instrumentalisten stehen ihm dabei zur Seite. Das erinnert bisweilen an den swingenden FRANK S., es findet sich sogar ein Club Track mit geradlinigem 4 to the Floor Rhythmus und viele (Total 15) im besten Sinne beseelte (Soul) Titel. Dazu hervorragend sanft arrangierte Bläsersätze von MAGNUS LINDGREN. Da schnippen Daumen und Mittelfinger, wie von selbst.


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Deutlich mehr dem Jazz zugewandt ist RYAN COHAN’s „Another Look“. Im Sextett und ohne „große Produktion“ wurde das Album quasi Live im Studio aufgenommen. Keineswegs experimentell und wild, sondern ganz klar der swingenden Fraktion (auch mal sehr langsam!) zuzuordnen. Neben RYAN’s hervorragendem Piano-Spiel ist unbedingt auch JOE LOCKE am Vibraphon zu erwähnen.


Auf die CD „Tangowerk“ von NHOHA habe ich mich sehr gefreut. Leider klingt sie etwas zu sehr gewollt, Elektronik im Tango ist nicht mehr neu, so dass m/f für das Herausragen aus dem Pulk schon sehr inspiriert sein muss. Die beigelegte DVD habe ich noch nicht gesehen, wenn das Ganze als Basis für eine Revue dienen soll, dann wird diese der Sache sicher den richtigen Kick geben.

Sehr eigenwillig klingt „Berber Taxi“ der in New York lebenden Marokkanerin MALIKA ZARRA. Nordafrikanische Musiktradition und Ausbildung trifft auf Jazz Fusion des Schmelztiegels. Variabel in den Rhythmen, ungewohnte Instrumente und eine sehr ausgefallene /auffällige Stimme.

Der letzte Jazz Tipp dieser Woche ist gar kein „richtiger“ Jazz. Der jährliche „YOUR GUIDE TO THE NORTH SEA JAZZ FESTIVAL“ Sampler. 14 Klasse Tracks von Künstlern, die dort auftreten werden für ganz kleines Geld. Nicht daran vorbeihören!

Zum Finale meine beiden Favoriten: DESTROYER (bei dem Namen habe ich sie nur angehört, weil SKINNY UWE darauf bestanden hat) heißt die Band, „Kaputt“ (auch nicht wirklich vertrauensbildend..) der Titel. Und die Musik? Jüngere Menschen werden an die KINGS OF CONVENIENCE denken, ältere Semester wohl auch an PREFAB SPROUT. Eingängige, melancholische Harmonien, in den Texten keineswegs Linientreu und im Auskleiden der Arrangements sehr einfallsreich. Wer ein paar Euro mehr bezahlt, kriegt sie als Doppel LP mit noch 20 Minuten mehr wundervoller Musik. Die hört m/f sich auch in Jahren noch mit Begeisterung an.

Und Elektronika: JAMIE WOON mit „Mirrorwriting“. Kurz gesagt, die eingängige Version von JAMES BLAKES‘ Erstling. Mal housig tanzbar, mal eher chillig und JAMIE ist ein exzellenter Soul-Sänger. Das verpasst dem eigentlich kühlen Background den wärmenden „Human Factor“. Auch und besonders für Nicht-Tänzer empfohlen.
Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Cover: Nicola Conte - Swinginë 60s Easy Listening | Cover: Destroyer - Wilder Name, fantastische Musik | Cover: Jamie Woon - Souliger Gesang, elektronische Beats

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