Von Günter, 01.03.2023

VINCENT MESSNER TRIO/ NGUYEN LE TRIO/ JOSE AFONSO/ VOGS/ TOMBAJAZZ/ ANNA SETTON

Mit zwei weiteren Neuerscheinungen startet das Münchner Label ACT in das Frühjahr. Das VINCENT MESSNER TRIO mit p,b&dr zeigt auf „Wille“ die Entschlossenheit seinen eigenen Ausdruck zu finden in dieser weit verbreiteten Besetzung. Melodie ist ihm wichtig, ohne dabei banal zu werden, rhythmische Finesse und die Freiheit des einzelnen im Zusammenspiel. In durchaus leicht konsumierbarer Folge dynamische Herangehensweise, komplexe Strukturen und lyrische Harmonien. Liest sich theoretischer, als es am Ende klingt.

Nguyen Le Trio – Vielseitiger Gitarrist

Der vietnamesische Gitarrist ist schon lange mit diesem Label verbunden. Mit seinem aktuellen NGUYEN LE TRIO lotet er ein weiteres Mal die Möglichkeiten aus, jazzige Klänge mit Instrumenten und Spielweisen aus aller Welt zu vermengen. In der jetzigen Besetzung arbeitet er mit Git/Synth, die er selbst bedient plus Bass und Perkussion. Für den vollständigen gewünschten Sound ergänzt er Track-weise um Bansuri, Trompete oder elektrischen Bass. Dabei durchstreift er auf „Silk and Sand“ in seinen Kompositionen erstaunlich viele Felder von Möglichkeiten, die Rock Jazz in Verbindung mit aussereuropäischen Musizierformen bietet. Vom Flitzefinger über den Soundfreak zu Rock und zarter Saitenkunst. Beide auch auf LP!

Jose Afonso – Portugal, aber anders

Back in Time. Vor fast 50 Jahren erschien JOSE AFONSO’s Album „Coro dos Tribunais“ und wird jetzt in technisch optimierter Form neu aufgelegt. Über seine Qualitäten als politisch motivierter Autor will ich hier nicht schreiben, mich fasziniert allein schon die musikalische Mischung. Natürlich portugiesisch, aber nix trauriger Fado. Afrikanische Rhythmen und Instrumente, brasilianische Motive, alles lange bevor es den Ausdruck World Music überhaupt gab. Dazu noch perfekt aufgenommen in London mit seinen ursprünglichen Wegbegleitern. Nicht nur ein Statement, ein Dokument.

Die hier klingt alt, ist aber noch ganz frisch. Die VOGS führen nach eigener Aussage das Erbe des französischen Soul der 60er fort. Die 10 selbstgeschaffenen Songs für fünf Instrumentalisten plus Sängerin klingen entsprechend, erinnern mich allerdings mehr an die frühen linksrheinischen Versuche in Beat und Pop. „Du Fond du Coeur“ ist dabei nicht weit von den Gainsbourgschen Kompositionen für Frau Bardot und andere Schönheiten ihrer Zeit entfernt. Old School in charmant.

So kam es mir beim ersten Hören auch vor. Der Bassist ist der Leader/Namensgeber der Combo. Schliesslich ist er mit seinem kernigen Ton für einen Gutteil des Erscheinungsbildes der Band verantwortlich. 3 Bläser, 2x Tasten, Gitarre und Drums komplettieren TOMBAJAZZ. Das Repertoire besteht aus 5 Kompositionen des Herrn Tomba, dazu eine von Joe Zawinul, eine inspirierte, instrumental Version des Überhits ‚Sweet Dreams‘, ein mächtig groovender ‚Pink Panther‘ und die Titelmelodie von ‚Mars attacks‘. Trotz der grossen Besetzung überfluten sie die Hörenden nicht mit Sounds, geben den Tracks einen knackigen Untergrund aus Bass und Drums und modellieren die weiteren Instrumente diszipliniert darum herum. Ist es Rock, ist es Jazz? Diese Musik braucht kein Etikett!

Anna Setton – Sonne, komm!

Jetzt die erste für die hoffentlich bald aufkommenden Sonnentage. ANNA SETTON bringt mit ihrer „O Futuro e mais bonito“ keine revolutionären brasilianischen Klänge zu Gehör. Moderne Bossa, leichte Samba-Rhythmen, etwas Reggae, etwas Pop; vermischt zu runden, eingängigen Songs in perfekt passenden Arrangements, dazu ihre sanfte Stimme, da kann m/f den Titel, die Zukunft ist schöner, fast glauben. Soll sie auch sein, zumindest, was das Wetter betrifft.

Archivtexte Ohrenschmauch

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