Von Günter, 08.03.2023

MATT ANDERSON/ HARRI STOJKA & JATINDER THAKUR/ PETER WENIGER’S POINT OF DEPARTURE/ EMIL BRANDQVIST TRIO/ DAVID WALTERS

Auch als schwergewichtiger Kanadier kann man sich in die Blues getränkten Sounds der amerikanischen Südstaaten einleben. Seit mindestens 20 Jahren ist MATT ANDERSEN auf diesem Schiff unterwegs. Da macht auch sein aktuelles Album „Big Bottle of Joy“ keine Ausnahme. Mit 5 köpfiger Band plus Background Sängerinnen arbeitet er sich in unterschiedlichen Facetten an diesem Thema ab. Kräftige Rocker, Gospel geschulter Soul und herzergreifende Balladen. Old School Blues-Rock für Erwachsene, besonders die, denen z.B. Joe Cocker fehlt.

Noch deutlich länger zählt dieser zu den führenden Jazz-Musikern Österreichs. Sein ‚Gypsy Soul‘ ist weit entfernt von den populären Gypsy Swing Produktionen der jüngeren Vergangenheit. Immer wieder dokumentiert der Roma auf seinen Veröffentlichungen die Suche nach seinen Wurzeln. Die vorliegende CD HARRI STOJKA & JATINDER THAKUR „Improvisationen-Live“ ist der bisher experimentellste Versuch in dieser Richtung. Akustische Gitarre und Perkussion, nicht mehr, aber auch nicht weniger, klingen die beiden manchmal wie ein Orchester oder auch wie die fehlende Spur auf den Friday & Saturday Nights in San Francisco. Zwei Virtuosen auf ihren Instrumenten, die die Grenzen ihrer Fähigkeiten ausloten, intuitiv miteinander harmonieren und dabei ein musikalisches Feuerwerk abliefern.

Peter Weniger… – Reisende in Jazz

Solange es solch motiviert und lustvoll zusammen spielende Musiker gibt, ist der elektrische Jazz nicht tot. PETER WENIGER’S POINT OF DEPARTURE besteht aus dem namensgebenden Saxofonisten, Hanno Busch, Git, Florian Ross, E-Piano, Synth, Claus Fischer, Bass und Patrice Herald, Drums. In den 10 Eigenkompositionen des Leaders geht es dabei nicht ausschliesslich temporeich und heftig zu. Schattierungen in Blues oder Soul finden sich auf „Serious Fun“ebenso, wie sanfte Balladen. Für jeden gibt es Platz zur Entfaltung innerhalb des gesteckten Sound-Rahmens und für’s Ensemble die Möglichkeit, jeden Track zu ‚entwickeln‘. Dynamisch, interaktiv, immer der Blick für das Ganze. Bin gespannt wohin die noch reisen werden.

Emil Brandqvist Trio – Nordische Schönheit

Das ist wieder ein Kandidat zur Beobachtung durch die Jazz Polizei. Wohltemperiert, wunderbare Harmonien und auch noch kommerziell erfolgreich. Die bereits 7. Platte „Layers of Light“ des EMIL BRANDQVIST TRIO erfüllt diese Kriterien mit Leichtigkeit. Es gibt nur wenige Piano, Drums, Bass Besetzungen, die einen so absolut eigenen Klang entwickelt haben. Handwerklich exzellent, dabei sehr dezent und sparsam, verarbeiten diese drei nordische Melancholie zu Themen und Melodien, die Optimismus und Wohlklang ausstrahlen. 13 neue Titel, teils mit Streichquartett, Flöte oder Flügelhorn ausgeschmückt, strecken sich über fast 70 Minuten, wobei der letzte Track exakt die Stimmung dieses Albums benennt: Blue Hour.

David Walters – Tropische Seele

Auch zum heutigen Finale habe ich eine gefunden, um die Sonne anzulocken. Seine ‚tropische Seele‘ hat ihn von den westindischen Inseln stammend schon rund um die Welt geführt. Entsprechend bunt ist die Liste der HelferInnen auf DAVID WALTERS neuem Album „Soul Tropical“. MusikerInnen aus Frankreich, Afrika, Brasilien und natürlich der Karibik erzeugen einen Mix aus programmierten Beats, konventionellen Instrumenten, einen gewissermassen Pan-Karibischen Sound, der alles enthält, Zouk, Soca, Reggae und Rhythmen, die ich nicht benennen kann, dazu etwas afrikanische Roots und zeitgemässes Beat Basteln. Gesang fliessend oder gesprochen; ohne Berührungsängste den Klang der Welt aufgesogen und durch die tropische Seele gefiltert. Für mich ideal für den Aussen-Aufenthalt. (Wenn’s warm ist.)

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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