Von Günter, 15.03.2023

RON GALLO/ KATE DAVIS/ THE BLAZE/ DUB PISTOLS/ LUUMU/ BLUE MOKA/ CARMINHO/ VINCE MENDOZA

In dieser Woche zu Beginn ein wenig Power Pop. Wobei RON GALLO’s „Arxx“ den Teil Power bildet. Seine kurzen und knappen Songs spielt die Kleinbesetzung entsprechend nüchtern und treibend nach vorn. Schwung, gerade Rhythmen und an diverse Stile angelehnt geht es durch ein Album, das m/f so auch schon in den 90ern hätte einspielen können.

Für die Sektion Pop steht KATE DAVIS mit ihrer “Fishbowl“. In überwiegend zarten Songs mit schmalen Harmonien erzählt sie von ihrer persönlichen Entwicklung, heraus aus der akademischen Jazz Schule zur freieren Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Auch nicht revolutionär, aber durchaus unterhaltsam.

Etwas Club gibt’s heute auch. Die beiden Cousins von THE BLAZE legen nach langer Pause ihr „Jungle“ vor. Voll-elektronisch mit gut gewachsenen Harmonien, weiteren gelungenen Sound Ideen und unaufdringlichen geraden Beats. Gute Unterhaltung auf dem Sofa und feine Tanzmusik bei ‚laut‘.

Für die nächste Party draussen: Zuerst die Nachbarn wegschicken und dann die DUB PISTOLS laut aufdrehen. Seit 25 Jahren rocken sie die Welt mit ihrem Mix aus Dub, Hip Hop, Ska und Reggae. Das feiern sie ausgelassen auf „Frontline“ und haben dazu eine ganze Riege passender Gäste eingeladen. Ernste bis bissige Texte, passend zur britischen Stimmung, verhindern den Spass nicht.

Luumu – Schönheit der Woche

Nach Süden. Aus der Schweiz überrascht LUUMU mit dem „Elephant Love Song“. Adina Luumu an Piano und Stimme schafft mit ihren 11 HelferInnen einen sehr ausgefallenen Mix aus Indie-Folk und Jazz. Feinfühlige Kompositionen, von Kleinst-Combo oder Piano pur bis inklusive Bläser und oder Streicher, von typisch Song zu komplex jazzig, mit ihrem Gesang die Begleitung steuernd. Dabei immer harmonisch vielfältig, durchaus frei, jedoch ohne Dissonanzen. Auf diese Weise lasse ich mir gern ihre Geschichten erzählen.


Blue Moka – Gute Grooves

Aus Italien stammt das Quartett BLUE MOKA. Es stuft sich selbst unter Post-Bop Jazz und Jazz Fusion ein. Trifft auf „Enjoy“ durchaus zu, muss aber niemanden erschrecken. Mit Drums, Sax, Gitarre und Hammond/Keyboard gestalten die vier ihre Musik in Richtung Mitt-60er Jazz-Groove, zitieren dabei gern auch mal ein populäres Riff und zeigen Raffinesse am Instrument. Neben den 8 Eigengewächsen finden sich der Klassiker ‚A foggy Day‘ und eine smarte Version von Massive’s ‚Teardrop‘.


Die Reise geht weiter. Jetzt Portugal. CARMINHO, die international als eine der grössten Stimmen des Fado unserer Zeit gilt, legt passend zur Tournee ihr neues Werk „Portuguesa“ vor. Traditionell in Instrumentierung und Ausführung, wobei es ihr gelingt, sich innerhalb dieser Grenzen sehr individuell und modern dem ‚alten‘ Thema zu nähern. Dabei passt sogar eine verzerrte E-Gitarre perfekt ins Bild. Wenn m/f Fado mag, grossartig.

Vince Mendoza – Grosses Kino

Zu den Nachbarn in die Niederlande. Das Metropol Orkest ist weit über die Grenzen als exzellent und experimentierfreudig berühmt. Für das neue Album „Olympians“ hat der vielbeschäftigte Komponist und Arrangeur VINCE MENDOZA einige seiner Werke für dieses Orchester überarbeitet und mit ihm neu eingespielt. 2 Tracks mit Sängerin, Dianne Reeves und Cecile McLorin Salvant. Mit dem Jazz Quintett des Orchesters plus namhaften Gästen (Chris Potter, Dave Binney an Saxofonen, Alex Acuna als Perkussionist) und dem grossen Klangkörper schafft er eine perfekte Synthese aus wuchtigem Streicherklang, romantischen Gesangs-Passagen, jazzigen Improvisationen und rockenden Fusion-Rhythmen. Grosses Kino!


Archivtexte Ohrenschmauch

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