Von Günter, 22.06.2011

LA KINKY BEAT/ ARRESTED DEVELOPMENT/ TEDESCHI TRUCKS BAND/ SAMI YUSUF/ CLAUS BOESSER-FERRARI & THOMAS SIFFLING/ LAS HERMANAS CARONNI/ MIGUEL IVEN/ A BEGINNER’S GUIDE TO TIMBA

Ja, so geht das mit den alten, müden Augen. Vor lauter Freude über „A Scarcity of Miracles“ des KING CRIMSON Projektes JAKSZYK/FRIPP/COLLINS habe ich den ersten Namen wiederholt falsch gelesen und geschrieben. So, wie er heute abgedruckt wird, ist er richtig und dringend empfehle ich die LP/CD an dieser Stelle auch noch einmal.
Auf zu den neuen Kandidaten. LA KINKY BEAT habe ich zunächst nach Frankreich sortiert, sind aber wohl eher Spanier. Ihr „Massive Underground“ kann m/f sich vorstellen, als würde MANO CHAO mir seiner humorigen, offensichtlich sonnenbeschienenen Herangehensweise den Computer und andere Soundquellen mit „Reggae“ programmieren. Uptempo, tanzbar, simple, leicht sozialkritische Texte und ganz viel Spaß am eigenen Sein. Aber mit Sängerin. Selbst die etwas altbacken klingenden beiden Ausflüge in Drum’n’Bass machen das Album nicht zu ernst.

Sehr viel ernster gehen ARRESTED DEVELOPMENT auf ihrer neuen CD „Strong“ zur Sache. Als wären 20 Jahre beinahe nicht vergangen, mischen sie Hip Hop Rhythmen, funky Grooves und ein wenig Gospel-Feeling zu ihrer beliebt harmonischen Musikmasse. Mit stereotypen Sprechgesangspassagen warteten sie zum Glück nie auf, so ist melodischer Flow des Shouters im Wechsel mit Gesangspassagen weiterhin eines der eindeutigen Erkennungsmale. Und ihre politische Botschaft kommt auch auf „Strong“ nicht zu kurz.

TEDESCHI TRUCKS BAND - Grüsse von Allman Bros. & Little Feat

Die nächste Platte braucht meinen „Segen“ sicher nicht. Die TEDESCHI TRUCKS BAND ist mit ihrem „Revelator“ auch so in aller Munde. Beide, SUSAN TEDESCHI und DEREK TRUCKS, sind zwar schon länger liiert, haben aber jeder für sich schon eine erfolgreiche Karriere angeschoben, doch der „Revelator“ wird sicher für beide der endgültige Durchbruch. Südstaaten Rock / Blues, Boogie und Funk á la LITTLE FEAT und ein Schuss Country. Handwerklich und tontechnisch bestens umgesetzt und auch noch großartige Songs. Da hat nicht nur LOWELL im Himmel viel Freude dran!
Bei der Gitarre bleibe ich, der Stil ändert sich. Die Informationen sind spärlich, deshalb vorsichtig: SAMI YUSUF’s „Wherever you are“ ist feine Singer-/Songwriter Musik in der Tradition eines AL STEWART oder, weil hier bekannter, eines CHRIS DE BURGH. Einfach, romantisch, schön.


CLAUS BOESSER-FERRARI & THOMAS SIFFLING - Ungewöhnliches Duett

Von leicht, romantisch, schön zu instrumental, etwas experimentell mit akustischer Gitarre und Trompete. CLAUS BOESSER-FERRARI und THOMAS SIFFLING loten auf „Duologix“ diese nicht sehr gebräuchliche Besetzung aus. Live im Studio, ohne viel Zeit und fast ohne Tricks improvisieren sich die beiden durch vorgegebene Harmonien von „Come together“ der BEATLES oder MONGO SANTAMARIA’s „Afro blue“. Genauso spannend sind aber die „Dialogue“ genannten, aus dem Stand im Studio improvisierten Titel. Ungewohnte Klänge, ungewohnter Umgang mit Sounds und bei aller Experimentierfreude ein starker Hang zu Melodie und Harmonie. Kann nur „Live“ noch spannender sein
Traurig bis melodramatische Lieder in spanischer Sprache tragen LAS HERMANAS CARONNI vor. Boleros, Volkslieder in ausgesprochen spartanischer Instrumentierung mit hervorragendem Gesang. Ein Tipp für Freunde spanischer Tradition.


A BEGINNER’S GUIDE TO TIMBA - Kuba gestern und heute

Noch einmal Spanien. „Flamenco entre Amigos“, da gibt der Titel von MIGUEL IVEN’s neuer Platte bereits den Inhalt an. Keineswegs eng an die Tradition geknüpft folgt er eher der Variante OTMAR LIEBERT’s. Flamenco ist das Gerüst, auf das in wechselnden Besetzungen, auf 2 Titeln sogar mit Gesang, die Spanische Gitarre ihre Melodien und Klänge stellt. Und wo bleibt der tiefrote Wein dazu?


Es gibt wieder neue Folgen der exzellenten „A BEGINNER’S GUIDE TO…“ Serie. In dieser Woche im CD Schlitz: „TIMBA, SALSA CUBANA“. Dieser neue musikalische Szeneführer präsentiert die (auch für Nichteingeborene) aktuelle Spielweise der Salsa auf Kuba, genannt Timba. Der Rhythmus ist etwas heftiger/deutlicher, die Bläser sind nach wie vor bestarrangiert und vom Jazz beeinflusst; der Gesang kommt direkter. Wie es sich für eine Einführung gehört, beginnt das preiswerte 3er Set mit noch deutlicher in der Salsa behafteten Titeln auf der 1. Platte, auf CD 2 gibt es zwischen schon deutlicher Keyboard geführten Tracks und funky angehauchten Titeln auch die balladeske Version des Sounds und auf der 3. Platte die lokalen Über-Hits der letzten etwa 10 Jahre. Gelungener Blick auf woher kommt’s, wie ging es weiter und was macht es jetzt. Kommt natürlich am Besten mit Sand unter den Füssen.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2011