Ohrenschmauch
Von Günter, 10.05.2023
HERR WADE/ MIGHTY POPLAR/ SARAH-JANE SUMMERS & JUHANI SILVOLA/ MALASANERS/ IZO FITZROY/ EVERETTES/ ARNE JANSEN & STEPHAN BRAUN/ NTJAM ROSIE/ SCOTT McLEMORE : MULTIVERSE
Auf’m Dorf ist tote Hose? Denkste! Sebastian Voss und sein Kollege Jorn Aleskjaer haben in der nahen ‚Schlafstadt‘ mit A unter dem Namen HERR WADE eine sehr amüsante CD eingespielt. Mit FreundInnen an meist ‚richtigen‘ Instrumenten feuern sie unbekümmert und charmant aus diversen Rohren. Pop Musik mögen sie, Melodien und leichte Beats, Indies und wohl auch die Beatles. Schräg auch mal in den Zwischenspielen und die Texte (in Deutsch) bewegen sich zwischen humorig, sarkastisch und Nonsens, jedoch nie Blöd. „Tatsächlich nur ein Lied“ ist leicht geschwindelt, schliesslich enthält das Werk 15 Tracks. Bezugsquelle? Bandcamp oder ?
Folkies aufgepasst! Hillbilly oder besser erstklassige Bluegrass Musik bieten MIGHTY POPLAR auf ihrem Album ohne Titel. 10 Tracks in der ‚klassischen Besetzung Gitarre, Bass, Mandoline, Banjo und Fiddle und beim Singen wechseln sich 4 der 5 ab.
SARAH-JANE SUMMERS & JUHANI SILVOLA haben sich für ihr „Solvstrok“ Projekt etwas Besonderes ausgedacht. Sie (Fiddle) und er (akustische Gitarre) lassen sich auf den 10 irisch/schottischen Traditionals von 10 weiteren Fiddle und Viola SpielerInnen plus Kontrabass unterstützen, schaffen in dieser Kombination eine tolle Kombination aus folkigen Klängen und konzertantem Erlebnis.
Den lokalen Mr. Irish Bastard habe ich bis heute nicht gehört, aber so stelle ich mir ihn vor. Elektrische Gitarren plus Banjo, Bass und Drums. Und dann zügig und laut vorwärts mit Punk, R’billy und Ska Rhythmen. MALASANERS aus Spanien führen das hier vor, warum sie (es gibt dort Flamenco..) auf irische Motive auf ihrem live eingespielten „Venceremos“ zurückgreifen, geht aus den dreisprachigen Texten (dtsch.,engl.,span,) oder Booklet nicht hervor. Wo sie ihr ‚Unwesen‘ treiben auch nicht.
Wie unterschiedlich sich Retro Soul interpretieren lässt, zeigen die nächsten beiden Platten. IZO FITZROY hat sich mit ihrer 3.CD schon ordentlich freigeschwommen. Auf „A good Woman“ gibt es neben wenigen dort angelehnten Arrangements modernen Soul (nicht R’n’B), mit ‚richtigen‘ Instrumenten, Harmonien und Hooklines, eine Prise Funk und am Schluss eine ganz feine Ballade. Der rote Faden zwischen den variierenden Stilen ist ihre kräftige und sehr wandlungsfähige Stimme.
Mit 3 SängerInnen, g/b/dr/2 Bläsern plus Gästen an Orgel, Keys und Streichern bleiben die EVERETTES sehr viel näher an den Wurzeln. „Soul Steps“ erinnert an die melodischen Motown/Atlantic 60er und selbst bei der Produktion (klingt gut!) orientieren sie sich weniger an den ‚fetten‘ nach 2000er Sounds als an den inspirierenden Vorlagen. Wechselnde Lead-Stimmen und gut ausgedachte Arrangements zeigen, dass dies kein ‚Erstling‘ ist.
Nur Knopfler spielt Knopfler wie… schon klar. Trotzdem haben sich ARNE JANSEN & STEPHAN BRAUN 10 Titel des Gitarren-Virtuosen vorgenommen und interpretieren sie sehr ungewohnt und eigenständig auf Gitarre und Cello (&Bass). Hits und Soundtrack-Themen entspannt und langsam in intimen Versionen, in denen m/f die Vorlage fast nicht erkennt.
NTJAM ROSIE hat sich für ihr „Elle-Reworked“ zusammen mit den Musikern von SMANDEM einige Songs ihres 2010er Erfolgs-Albums ‚Elle‘ erneut vorgenommen und präsentiert sie in ihrem ‚jetzt‘ Sound. Eine äusserst gelungene Mischung aus Afro, Neo-Soul und jazzigen Ausflügen. Rhythmisch vielseitig, überzeugend im Gesangsvortrag, umgesetzt und getragen von mir bisher nicht bekannten Musikern, die ihre Ideen flexibel und ideologiefrei umsetzen.
Hätte auch Rock-Jazz werden können, mit 2 Gitarren, Bass und Drums. Stattdessen nordische Klänge vom amerikanischen Drummer SCOTT McLEMORE : MULTIVERSE. Ruhe und Vergänglichkeit vermitteln die ein wenig nach Abercrombie klingende Gitarristen, lassen sich vom Bass tragen und der Trommler hält sich total zurück. „Knowing“ berührt die Seele.