Von Günter, 17.05.2023

PJEV KIT DOWNES HADEN CHISHOLM/ ALEX KOO/ JOE KRIEG QUARTET/ RÉMY LABBÉ QUINTET/ SAMUEL BLASER/ MOBY/ TINARIWEN/ T.ZIANA

Ungewöhnlich ist sicher mehr als zutreffend für das Projekt des 5 stimmigen Frauenchores PJEV, das, verstärkt mit KIT DOWNES an der Orgel und HADEN CHISHOLM am Sax aufführt. Ttraditionelle Lieder des Balkan mit gewisser Ähnlichkeit mit den bulgarischen Stimmen, untermalt und in Zwischenspielen ergänzt durch freies Spiel der zwei innerhalb der Harmonien. „Medna Rosso“ wurde live eingespielt während der Jazzweek 2021 in Köln in der St. Agnes Kirche und die wuchtige Orgel allein bringt mein Hifi ganz schön ins Schwitzen.

Zu etwas weniger Schaldruck. Pianist ALEX KOO hat 8 kleine Werke für seine „Etudes for Piano“ komponiert. Zwischen aus der Klassik inspirierten Fingerübungen und freieren Jazz Fantasien finden sich asiatische Motive und balladeskes.

Das JOE KRIEG QUARTET, verstärkt durch den Posaunisten Nils Wogram bietet auf „Beau Gosse“ (schönes Kind) modernen Jazz mit einprägsamen Melodien, harmonisch aber nicht brav im Zusammenspiel. Die gut abgestimmte Rhythmus-Gruppe untermauert entspannt die Ausflüge von Piano, dem namensgebenden Gitarristen und Posaune, wobei die Unisono-Passagen des Bläsers mit dem Saiten-Künstler besonders hervorstechen.

Kohashi & Overwater – Drum Thing ohne Drum

Nicht schlecht gewählt, der Titel lautet „A Drum Thing“, beteiligt sind aber ‚nur‘ Piano und Bass. ATZKO KOHASHI & TONI OVERWATER wagen sich an Neu-Interpretationen ihrer grossen Helden. Von Sunny Murray über Coltrane, Haden, Paul Motian zu Peter Erskine und Jack DeJohnette. Mit gestrichenem Bass und fingerfertig gezupften Linien bildet Herr Overwater den wohlklingenden Gegenpart zu Kohashi‘s beinahe klassisch anmutenden Tastenklängen. Zusammen swingen können sie ebenfalls wunderbar, der warme Klang des Piano und der runde Ton des Kontrabass allein sind schon grosses Vergnügen.

Piano, Bass und Drums, dazu Posaune und Flügelhorn bilden das RÉMY LABBÉ QUINTET. Obwohl die Besetzung gute Voraussetzung für fliegend improvisierten Jazz bietet, bieten die Herren einen eher konservativen Ansatz. Melodische Soli auf solidem Fundament, ein wenig Old School Swing, etwas 60er Groove und natürlich auch geschmackvoll ausgeführte Balladen.

Samuel Blaser – Jazz Jamaica!

Reggae mal ganz anders gibt’s vom Posaunisten SAMUEL BLASER auf seinem „Routes“. Die Mischung aus Don Drummond Klassikern und eigenen Gewächsen lässt den geradlinigen Reggae zugunsten von Jamaican Jazz in den Hintergrund treten, die groovende Band, die authentische Sängerin (Carroll Thompson) und einige Dubs des bereits verstorbenen Lee Perry machen die Sache auch für nicht sehr Jazz affine Menschen interessant.

Auch MOBY recycelt sein früheres Schaffen. Auf „Resound NYC“ hat er einen Teil seines Werks mit interessanten Stimmen und Orchester neu gestaltet. Mehr, wenn ich es in guter Qualität hören konnte.

TINARIWEN bewegen sich nicht zu weit von ihren Anfängen weg. „Amatssou“ zeigt die Qualitäten der ‚Wüsten-Rock-Band‘ wie unter einem Brennglas: Flinke Finger auf den Saiten, hypnotische Rhythmen und der Gesang auf der Spur der Tradition.

T.Ziana – In eigener Regie

Überraschung der Woche ist das selbst produzierte Album von T.ZIANA. Die gut ausgesuchten Begleitmusiker setzen die knackigen Arrangements der italienisch stämmigen Sängerin perfekt um, lassen ihrem 2 sprachigen Gesang genügend Raum zur Entfaltung. „Elements“ besteht aus etwas Soul, ein wenig Funk und einem erkennbaren Verständnis für jazzige Ansätze. Unbedingt hörenswert.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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