Ohrenschmauch
Von Günter, 31.05.2023
PETER FOX/ BOB DYLAN/ PEACE CHANT 5&6/ SALVATORE PACE & ALESSANDRO GAUDIO/ GROUPA/ KAROLIN WEIDT QUARTETT/ GRAINNE DUFFY/ DAN WILSON/ TOM WAITS/ COWBOY JUNKIES
Schauen wir mal, ob das neue Werk von PETER FOX „Love Songs“ auch so ein Überflieger wird wie sein ‚Stadtaffe‘. Seit heute (26.) im Umlauf. Noch ein Big Name: BOB DYLAN hat offensichtlich immer noch viel zu erzählen. Sein „Shadow Kingdom“ kommt als Doppel LP.
Der wurde vor ca. 40 Jahren ‚erleuchtet‘. Einen noch etwas grösseren Zeitraum (1966-2018) fasst die neue Kompilation des Münchener TRAMP Labels zusammen. „PEACE CHANT 5&6“-Raw, Deep and Spiritual Jazz (1CD/2LP), ergänzt die ‚Spiritual Jazz‘ Reihe dieser musikalischen Ahnenforscher um 13 weitere Titel aus der grossen grauen Zone zwischen Jazz und geistlichen Exkursionen über die mögliche Existenz einer höheren Intelligenz. Von deutschsprachigem Gospel über das American Songbook zu komplexen Arrangements und inspirierten Soli. Nicht für das romantische Dinner zu zweit, als vielmehr die Aufforderung, einfach mal nicht zu reden, sondern zuzuhören.
Die beiden Akkordeon Virtuosen SALVATORE PACE & ALESSANDRO GAUDIO brennen auf ihrem „Passione Meridionale“ ein wahres Feuerwerk an Kunst an den Knöpfen ab. 11 eigene Werke, die aus der Tradition süditalienischer Musik schöpfen und vor Lebendigkeit und Leidenschaft sprühen.
Auf ihrem 4. Anlauf „Kind of Folk“ schöpft die GROUPA (Simonson/Eden/Isungset) aus dem Kulturkreis Iberiens. Mit Gästen aus eben Portugal und Spanien erforschen sie die Verbindungsmöglichkeiten von traditionellen Themen und frei improvisiertem Spiel. Bleiben dabei nah wie möglich an der Stimmung der Vorlage und vermeiden jede Art von Profilneurose.
Bin gespannt, auf wen die Nr. 100 fällt. Das KAROLIN WEIDT QUARTET trägt auf „Inviting“ die 98 der ‚Jazz Thing Next Generation‘ Reihe. Sie singt und komponiert und wird dabei vom Trio aus b/p/dr unterstützt. Trotz ihrer Jugend klingt die Stimme erstaunlich kräftig und selbstsicher und die Zusagen von Christopher Dell am Vibrafon und Sebastian Studnitzky an der Trompete auf einzelnen Titeln runden ihre ‚Einladung‘ ab.
Klingt nicht nach Newcomer, aber für mich ist GRAINNE DUFFY’s „Voodoo Blues“ ihre erste Bewerbung als ‚Rock-Röhre‘ des Jahres. Dazu spielt sie Gitarre und hat im Trio mit Bass und Drums noch einen weiteren Gitarristen dabei. Kräftige Riffs und die druckvolle Produktion treiben ihre Songs ordentlich voran, und sie weiss genau, welchen Tonfall ihre Stimme für den jeweiligen Song braucht. Die muss sich nicht verstecken!
Mit seiner breit gestreuten Auswahl von Songs musikalischer Vorbilder, die von Sting und St. Wonder über die Beatles zu Jazz Heroen unserer Zeit (Hancock, M. Brecker, Tyner, Hubbard..) reicht, gestalten Gitarrist DAN WILSON und sein Quartett auf „Things Eternal“ ihre Hommage an die genannten. Rhodes-Piano, Bass und Drums liefern die quicklebendige Basis für Dan’s virtuose und harmonische Ausflüge. Dabei orientiert er sich klanglich stark an den Saitenkünstlern der 60er, und holt sich für z. B. ‚Smile please‘ gleich 4 Soul- und Gospelgeschulte Stimmen an Bord. Eine wundervolle Studie in Sachen Neu-Interpretation.
Einer für die Statistik: TOM WAITS‘ „Closing Time“ feiert seinen 50 Geburtstag und kommt generalüberholt als 2x45RPM LP auf den Markt.
Und es gibt Neues von den COWBOY JUNKIES. Dabei bleibt die ‚Wilde Schönheit‘ „Such ferocious Beauty“ absolut im Rahmen. Margo’s Gesang und der zurückhaltend perfekt arrangierte Band Sound, wie m/f ihn seit mehr als 30 Jahren liebt.