Von Günter, 07.06.2023

AMBER RUBARTH/ WENDY McNEILL/ THE SAXOPHONES/ RUFUS WAINWRIGHT/ SQUID/ BONNY DOON/ NOGA RITTER/ TRISTAN DRIESSENS SOOLMAN SEXTET/ TELE-PORT/ ENRICO PIERANUNZI & BERT JORIS/ UTE LEMPER

In dieser Woche starte ich mal ganz zart besaitet. Absolut reduziert, nur ihre Gitarre und ihr Gesang, so zelebriert AMBER RUBARTH ihr „Cover Crop“. Mit den 15 ganz intimen Versionen von Liedern, die sie begleitet und geformt haben, will sie den ursprünglichen Komponisten und Interpreten etwas zurückgeben, was sie in ihre Welt gepflanzt haben. Dazu gehören z.B. R.E.M., die Beatles, Supertramp oder auch Tracy Chapman. Sehr überlegt und sehr ruhig.

Ähnlich zurückhaltend, bisweilen etwas subversiv agiert WENDY McNEILL auf ihrem „First there were Feathers“. Langsam voranschreitende Songs in gezielt sparsamer Instrumentierung, deren Themen sich um die immer unwirtlicher werdenden Lebensvoraussetzungen auf unserem einzigen Planeten drehen. Auch im weiteren Sinne keine ‚Pop‘ Songs, eher leicht dramatische Geschichten mit bildhafter Begleitung.

Nur ganz unwesentlich bewegter träumt sich das Musikerpaar THE SAXOPHONES durch sein drittes Album. Seltsam altmodisch instrumentiert und arrangiert, mit wohldurchdachten Harmonien und passend dosierten Stimmen. Kein wir erfinden uns komplett neu, sondern wir machen das, was wir lieben noch besser!

Wohingegen SQUID’s „O Monolith“ ordentlich Lärm macht. Post Punk ist für diese extrem komplexe und rhythmische Musik zu kurz gegriffen. Kann im 1. Anlauf etwas erschrecken, erschliesst sich mit jedem Durchlauf mehr, ich denke dabei manchmal an die beste Phase von Yes.

Kurz und knapp instrumentiert, mit 2 Gitarren und Drums liefern BONNY DOON ihr „Let there be Music“. Der Titel passt, die Mischung aus 60ies, Folk, etwas Americana und Pop zündet gleich beim ersten Hören. Einfach gestrickt, mit Können und Herz umgesetzt und auch noch passend gesungen.

Noga Ritter – Exzellentes Debut

Mit grosser Musiker Unterstützung (max 10 Personen) intoniert NOGA RITTER ihr „Ima Ndn“. Auf Englisch und Hebräisch gesungen rangiert ihre Musik zwischen komplexen Pop Arrangements und jazzigen Exkursionen. Hervorragend gesungene eigene Texte, vielseitige Songs und sehr gut klingend aufgenommen. Wunder, dass dies ihre erste Platte ist.

Fleissig wie kaum einer, TRISTAN DRIESSENS SOOLMAN SEXTET ist mindesten die dritte Platte in den vergangenen Monaten. Auf „Kashgul“ verstärkt sich der Oud Spieler mit Cello, Sax, Ney und diversen Perkussions Instrumenten. 13 Tracks, die mehr nach Jams über vorgegebene Harmoniefolgen klingen, als nach komplett durchkomponiert. Arabische Klänge in europäisch jazziger Interpretation

TELE-PORT beginnen ihr „Please Disperse“ beinahe eingängig poppig. Im Verlauf werden die Ausflüge des Vierers (Sax,p,b,dr) jedoch ausgedehnter, um sich gegen Ende ziemlich frei in den Harmonien zu bewegen.

Enrico Pieranunzi & Bert Joris – Big Band plus Individualisten

Auf „Chet Remembered“ von ENRICO PIERANUNZI & BERT JORIS sind alle Titel von Pianist Enrico komponiert während Trompeter Bert sich an Ton und Spielweise von eben Chet heran arbeitet. Unterstützt von der Frankfurt Radio Big Band gibt’s hier 9 mal feinste Big Band Sounds mit einem exzellenten Pianisten und einem hervorragenden Trompeter.

Ute Lemper – Zwischen Pop und Jazz

Über sie muss ich hier in Münster nichts mehr sagen. UTE LEMPER legt mit „Time Traveler“ eine CD mit ausschliesslich selbst geschaffenem Material vor. Überwiegend mit kompakter Band im Rücken zeigt sie, dass Chanson, Musical und Kabarett nicht ihre einzige Passion sind. Auch in Punkto ‚Erwachsenen-Pop‘ kann sie ihren eigenen Ansprüchen mehr als genügen.

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