Von Günter, 06.09.2023

HI SPENCER/ KYLE EASTWOOD/ TORSTEN GOODS/ JONATHAN WILSON/ eee gee/ COURTNEY BARNETT/ REFRACT/ MARIT VAN DER LEI NEXTET/ YURI HONING ACOUSTIC QUARTET/ MATTHEW HALSALL

Hi Spencer – Bisher nur als Download

Mit guter Absicht eine Woche nach dem Start. Dafür auch ‚nur‘ virtuell. Das Konzert von HI SPENCER zum 10jährigen Bandjubiläum aus dem OS Hydepark gibt es seit dem 1.9. Vor heimischem Publikum mit grossem Enthusiasmus eingespielt finden sich auf „Live im HydePark“ 25 Tracks in diesem Datenpaket, das andererseits mindestens eine Doppel LP füllen würde. Melodischer Spät-Punk, mit Ironie und passendem Handwerk dargeboten und der dazugehörenden Dynamik eingefangen.

Kyle Eastwood – Vater & Sohn

Zu KYLE EASTWOOD‘s‘ „Eastwood Symphonic“ brachte sogar die WN eine fette Lobeshymne. Deshalb nur kurz: 13 Tracks aus bekannten Filmen seines Vaters mit Jazzcombo und Orchester in ein neues Gewand gehüllt. Bekannte Themen, klasse Arrangements, und erkennbare Leidenschaft, etwas Grossartiges zu schaffen. Zugleich schönes Wiederhören.

Nach langer Pause kommt TORSTEN GOODS mit einer neuen CD/LP zurück. „Soul Searching“ klingt poppiger als je zuvor. Er spielt nicht nur weiterhin exzellent Gitarre, jetzt singt er auch. Seinen neuen Sound mischt er aus Pop ein wenig Soul und leichtem Westcoast Flair. Lockere Grooves und feine Balladen.

Experimentierfreudiger- einfallsreicher war JONATHAN WILSON wohl auf keinem seiner 4 vorausgegangenen Alben. „Eat the Worm“ ist seine bis ins kleinste Detail ausgefeilte Ideenwelt. Von schräg, abstrus zu melodisch lieblich und fast alle Instrumente selbst gespielt. Bleibt dabei aber immer ein ziemlich genialer Songwriter, Produzent und Arrangeur.

Ungewöhnliches Kürzel als Künsterinnen Name. eee gee (für Emma Grankvist), ihre aktuelle Platte entpuppt sich als fein ausgedachte Popmusik. Ingredienzen die seit den mittleren 70ern viele Songs zu Erfolgen machten, ohne zu kopieren in ihre eigene musikalische Welt eingebracht, zu Texten, die nicht nur aus Liebe und Verlust bestehen.

Für ihre nicht zu wenigen Fans hat COURTNEY BARNETT die Musik zu ihrer Karriere Doku neu zusammen gesetzt und ergänzt und veröffentlicht das Werk „End of the Day“ als Album. Instrumental, sphärisch, sehr anders als ihre bisherigen Platten.

Sehr experimentierfreudig zeigen sich auch Tyler und Marcus Gilmore mit Jason Moran als REFRACT. Tyler arbeitet seine Loops und Elektronika in die auch mal abstrakt gewebten Klänge von Marcus‘ Drums und Jasons Piano ein. Dafür braucht es bei den Hörenden geschulte Ohren, Konzentration und ein wenig Verständnis für freies Zusammenspiel.

Mit Tenor- und Altsax, g,b, Drums und Sängerin will das MARIT VAN DER LEI NEXTET der Welt mit ausgesucht beruhigenden Jazz Klängen ein wenig Versöhnung verschaffen. Die in der jüngeren Vergangenheit grösser gewordene Distanz zwischen Menschen, die sich nicht ähnlich sind schrumpfen zu lassen. Klare Stimme, eindeutige Arrangements und leise Klänge.

Der Name der Combo lässt’s vermuten: YURI HONING ACOUSTIC QUARTET. Das bereits 5. Album in dieser Besetzung ist einfach wundervoll. Leise im Gesamtbild, wohlüberlegte Tonfolgen und das jahrelang erprobte Zusammenspiel von Sax, p,b und Drums erzeugen ein Klangbild, das an 60er Jahre Vorbilder im spirituellen Jazz erinnert. „Heaven on my Mind“ ist frei, nicht ungezügelt.

Matthew Halsall – Behutsam, meditativ

Der andere Favorit der Woche ist nicht weit davon. MATTHEW HALSALL setzt seine Discografie mit „An ever changing View“ fort. Spiritual Jazz des neuen Jahrtausends. Eigenwillig instrumentiert mit vielen ‚kleinen‘ Perkussions-Instrumenten, fliessend mit passenden Solo-Einlagen von Chip Whigham (Flöte) oder seinem eigenen warmem Trompetenklang. Behutsam, fast meditativ entwickeln sich die Titel und ziehen die Hörenden in ihren Bann.

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

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