Von Günter, 13.07.2011

RADIO GRENZENLOS/ GLOBAL JOURNEY/ BANDA BLACK RIO/ SMOOVE & TURRELL/ DAVE STEWART/ ZIGGY MARLEY/ BRAZILIAN LOVE AFFAIR REVISITED/ CAFÉ DEL MAR 17/ MIGHTY SPARROW

"Wunderbar chillig! - diese CD stellte die na dann in der vergangenen Woche hier vor - danach folgte die Wirtschaftberichterstattung zur WestLB. Leider hatte sich wegen der Namensähnlichkeit der Fehlterteufel eingeschlichen: Die LBS West ist keinesfalls Pleite, im Gegenteil: der momentane Slogan von Werbefigur Bernd Häusel heißt ganz chillig: 'Von Haus aus entspannt'. Die LBS West (Landesbausparkasse) ist ein seit 2002 unabhängiges Unternehmen, das sich bester Gesundheit erfreut und allein in Münster 700 Mitarbeiter beschäftigt."

Feine Black Music aus Brasilien!

Klingt, wie der Anfang eines Witzes: „Was machen 200 Panzer in der Wüste?“ Kann ich nur nicht drüber lachen. Da gehe ich doch lieber auf angenehmere Dinge ein. Morgen, Donnerstag, den 14.um 21h, gibt es wieder RADIO GRENZENLOS mit KARL WORTMANN bei ANTENNE MÜNSTER. Dieses Mal noch besser, als meistens! U.a. in New York lebende Afrikaner, die einen Walking Blues auf Zeitlupen Cumbia zelebrieren, ein ex Afro Beat Freak der umgesattelt hat auf Boogaloo und die BANDA BLACK RIO, zu der es hier gleich ein paar Worte gibt. Und schon am folgenden Dienstag geht das Hörvergnügen weiter mit MANFRED BEHLAU’s GLOBAL JOURNEY (Di. 19.7.) Gleiche Welle, gleiche Stelle. Ich fürchte, das bieten nicht einmal die lokalen Plattenshops. Hören, aufschreiben und nerven, bis sie es finden! Und ansonsten ist am 16. wieder Flohmarkt, dort findet sich ja auch so einiges…


Genuss für Ohr und Auge

SMOOVE & TURRELL ist in diesem Land der Erfolg bisher nicht hold gewesen. Deren Club-Musik war dem „steifen“ Deutschen vielleicht einfach zu weit vorn. Für das neue Album „Eccentric Audio“ haben sie sich etwas ein gebremst und fügen der aktuellen Retro-Soul-Welle ihre Sichtweise an. Mit einem schlitzäugigen Blick nach hinten füllen sie in ihre Arrangements eine Spur Gospel-entliehener Vocals, etwas trockene 80er Disco und noch allerlei andere Versatzstücke ein. So homogen und groovy war der Vorgänger definitiv nicht.


In Worten nächste Woche!

Ist das gemein, wenn ich sage: Das Beste an DAVE STEWART war ANNIE LENNOX? Für sein aktuelles Album „The Blackbird Diaries“ hat er sich zum Glück vom Programmierer zum Gitarristen zurück gepolt. Und besinnt sich auf seine Roots. Blues-getränkte midtempo Nummern mit fetten Gitarren. Er ist kein begnadeter Sänger, zieht sich aber mehr als achtbar aus der Affäre und sein Versmaß für die Texte lässt den Schluss auf einen ordentliches ZIMMERMAN Faible zu. Trotz nicht allzu guter Voraussetzungen kann der „erwachsene“ Musikhörer(In auch!) viel Freude dran haben.


ZIGGY MARLEY hatte es vermutlich auch nicht allzu schwer, im Musik Business Fuß zu fassen. Sein Vater hatte einen Auftrag; je älter dessen Alben, desto deutlicher erkennbar. Den hat ZIGGY zumindest nicht so leicht erkennbar, dafür sind er und seine Band bestens trainierte und ordentlich inspirierte Handwerker, die auf „Wild and Free“ eine mehr als unterhaltsame Mischung diverser Reggae-Varianten bieten. Von der TOSH/JAGGER Pop-Variante über Vaters Balladen zu sehr echt klingenden Roots-Ausflügen, wissen sie was, und wie sie es gut tun.

Zu meinen Favoriten der Woche. Aus den 5 Volumes, die um die Jahrtausendwende veröffentlicht wurden, plus ein paar Überarbeitungen und neuer Tracks legt das Label FAROUT die „BRAZILIAN LOVE AFFAIR REVISITED“ vor. Selbst nach knapp 10 Jahren klingen die „Electronica meets Bossa und Samba Variationen immer noch total unverbraucht und spannend. An der Oberfläche relaxt und leicht genießbar in der heißen Zeit des Tages, darunter brodelnd und treibend, um bei Nacht die Physis an ihre Grenzen zu bringen. Manche ex-Ohrwürmer sind tatsächlich großartige Deja-vu’s!

Zur Vorbereitung auf KARL’s Sendung: Die BANDA BLACK RIO, gleichnamige Nachfolgerin einer der dienst ältesten brasilianischen Black Music Combos (vom Vater des Neugründers geleitet), zeigt auf „SuperNovaSambaFunk“, was sie alles als essentiell aus dem Schatz der nordamerikanischen Tanzflächenfüller betrachten. Mit diversen Gesangs - Gästen arbeiten sie sich durch 16 Titel, die Erinnerungen an von BROTHERS JOHNSON bis BARRY WHITE, von CAMEO bis EARTH, WIND & FIRE wach rufen. Kein bisschen Retro und immer die Abstammung deutlich betonend. Am Ende, nach 15x Funk und Soul gibt es dann noch eine wundervolle Ballade, gesungen von CAETANO VELOSO. Absolut Body UND Soul.

Als mir 1994 das erste Exemplar in die Hände fiel, hatte ich dafür noch nicht einmal die passende Schublade. Jetzt ist gerade Folge 17 erschienen. Nach einigen Höhen und Tiefen (inkl. einem Jahr Pause vor Vol. 16)) ist „CAFÉ DEL MAR 17“ wieder ganz oben angekommen. Sicher, immer noch in erster Linie Musik für den qualifizierten Hintergrund, aber keineswegs seicht und in diesem Fall auch nicht ganz ohne durchaus flotte Rhythmen. Wie immer in den letzten Jahren, randvoll (2x 16 Titel) mit Tracks, die zu dieser Zeit zumindest noch nirgendwo anders auffällig geworden sind. Bunt gemischt aus Chilligem, Lite Jazz und allem, was mit nicht zu schnellen, aber deutlichen Beats der unvermeidbaren Hektik des Alltags einen wirksamen Pol entgegensetzt. Und mit dem (auch schon Standard) liebevollen Artwork auch mehr wert, als ein schlecht klingender billiger Download!

Zuviel Text, der abgebildete MIGHTY SPARROW „Doctor Bird“ (2CDs plus DVd!) kriegt erst in der nächsten Woche seine Lobeshymne!

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Archivtexte Ohrenschmauch

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