Von Günter, 17.08.2011

JONATHAN JEREMIAH/ BEGINNER’S GUIDE TO THE CARIBBBEAN/ RAY LUGO/ WHISTLE BAIT/ UNDERGROUND ROCKABILLY/ HONEYCUT/ TRACY NELSON/ CHET BAKER

Normalerweise kann m/f die hier erwähnten Produkte bei Erscheinen der Zeilen im gut sortierten Plattenhandel finden. Auf Ausnahmen wird ausdrücklich hingewiesen. Da habe ich die wirklich tolle Platte von JONATHAN JEREMIAH „A solitary Man“ schon einige Wochen auf dem Schreibtisch gelagert, um den Erscheinungstermin in Deutschland abzuwarten, dann wird sie auf den letzten Drücker um eine Woche verschoben. Das tut mir leid, gibt mir aber gleichzeitig die Möglichkeit, sie noch einmal gebührend zu erwähnen.

Karibische Sounds ziemlich komplett

Den Start macht heute ein CD Set, dass überhaupt nicht in die derzeitige Wetterlage passt. Ein weiteres kompetent und süffig zusammengestelltes 3CD Werk aus der „BEGINNER’S GUIDE TO…“ Reihe. Dieses führt uns ein in die Musik der karibischen Inseln, also „THE CARIBBEAN“, beginnt und endet auf Jamaika, vernachlässigt die diversen, musikalisch sehr interessanten Nachbar - Eilande aber keineswegs. Von „Oh Carolina“ in der Ur-Version der FOLKES BROTHERS, gemischt aus Rasta-basierter Perkussion und amerikanischem Blues-/Boogie-Piano, also den Anfängen einer eigenen Pop -musikalischen Kultur in den 50ern und 60ern durch die diversen Spielarten, Calypso, Mento, Ska, Soca bis zum dem, was uns Ende der 70er als Reggae aus dem „Gabba Gabba Hey Coma“ riss. Die Tonqualität der ältesten Aufnahmen entspricht sicher nicht dem heute gewohnten Standard, dafür versetzen der musikalische Einfallsreichtum und die Energie und Freude, mit der die zum Teil ausgefuchsten Arrangements zum Besten gegeben werden, auch heute noch in Staunen. Auf der anderen Seite fasziniert, mit wie wenig Hilfsmitteln eine derart feurige Musik in die Tat umgesetzt werden kann. Da bin ich mal gespannt auf die nächste, „BEGINNER’S GUIDE TO BRASS“, auf der u.a. auch der Balkan und seine Orchester aufgearbeitet werden.


Schöne Balladen gehen auch

Wenn das Tanzbein gerade schon mal zuckt, lege ich „Mi Watusi“ von RAY LUGO und den BOOGALOO DESTROYERS nach. Der Name der Combo gibt den Weg vor: Boogaloo mit feisten Bläsern und stark karibischem (Salsa) Einschlag. Das klingt nach Lackschuhen, polierten Fussböden und riecht nach hohen Prozenten und viel Schweiß. Nix für Couch Potatoes!


Der Blues lässt sie nicht los…..

Die nächste auch nicht! Mit „WHISTLE BAIT“ gibt es gerade neu aufgelegt bei MUSIC ON VINYL eine erstklassige Doppel LP (CD gibt es schon lange und preiswert, im Ausland!) mit exzellenten, frühen Rockabilly Aufnahmen. Kann ich Freunden dieser Vorform des Rock’n’Roll nur wärmstens ans Herz legen. Hier und jetzt geht es aber um ein paar echte Raritäten dieser Spezies. „UNDERGROUND ROCKABILLY“ enthält 25 kleine Perlen diese Genres, die meist, wenn überhaupt, über eine gewisse lokale Popularität kaum hinausgekommen sind. Was aber nichts über die Qualität der dargebotenen Musik aussagt. Ja gut, Rockabilly sollte m/f mögen, aber dann rockt es feinstens mit Material, bei dem sicher kein alter Nachbar aus dem Stand mitsingen kann.


Zack, und wieder modern. HONEYCUT heißt die Band, „Comedians“ ist ihr 2. Album (das erste habe ich nie gesehen), und die Musik in 1,5 Sätzen zu umreißen, ist nicht gerade einfach. Erinnert mich stark an melodieverliebte Beat Titel aus den 60ern (KINKS fast ohne Gitarren), gleichzeitig an minimal produzierten Pop der 80er (hieß damals zum größten Teil Indie…).Je weiter die Platte fortschreitet, desto deutlicher stellt sich aber heraus, dass die 3 Herren nicht in der Vergangenheit fischen, sondern mit viel Mühe und Intelligenz eine andere Sorte Pop-Musik zusammenbasteln, als das, was uns als der „Mainstream“ um die Ohren gedudelt wird. Und schöne, nicht kitschige, eingängige Balladen können sie auch.

In den 70ern wurde sie mit der Formation MOTHER EARTH entdeckt und bekannt. Und macht immer noch Musik! TRACY NELSON singt nach wie vor den Blues. Für „Victim of the Blues“ durchforstet sie ihre persönlichen Favoriten aus dem schier unendlichen Fundus und packt 11 Klassiker von MUDDY WATERS, HOWLIN‘ WOLF und anderen bekannten Kollegen in sehr persönliche, sparsame Arrangements. Meist in mittlerem bis langsamem Tempo lässt sie die Band hinter ihrer immer noch starken Stimmen klingen. Funktionierte sehr gut auf Fahrten durch das verregnete Münsterland….

Die nächste sollte in irgendeiner Form in jedem Plattenschrank zu finden sein. CHET BAKER singt. Auf „The complete Original sings Sessions“ sind, soweit ich´s verfolgen kann, alle seine Gesangs-Aufnahmen (24 an der Zahl) der Jahre 53 – 56 gebündelt. Hilft bei Übermut so gut, wie bei Trauer; eigentlich immer.

Na Dann. Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Beginner’s Guide .. Caribbean – Karibische Sounds ziemlich komplett
Honeycut – Schöne Balladen gehen auch
Tracy Nelson – Der Blues lässt sie nicht los…..

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