Von Günter, 24.08.2011

LATINO LOUNGE DELUXE/ TALES OF TANGO/ JOHN HIATT/ RY COODER/ JEFF BRIDGES/ ELECTROCUTANGO/ SHRIEKBACK/ ALEX CORTIZ/ JAZZANOVA

Das Sommerloch ist in vollem Gange, die Ferien haben die 1. Halbzeit längst hinter sich und die Stadt Münster repariert für viel Geld Fahrbahn-Oberflächen, bei denen ich selbst mit meinem feinen, von wohlmeinenden Bekannten Schlagloch-Suchgerät genannten PKW, nicht feststellen konnte, dass Schäden vorliegen. Vielleicht muss das ja in bestimmten Rhythmen und oder vorbeugend gemacht werden.

Auch nach 10 Jahren unentdeckt

Womit ich auch schon im Thema bin: Rhythmen!, „LATINO LOUNGE DELUXE“ heißt der Sampler, hervorragendes Tracklisting, kleiner Preis aber leider noch nicht angeliefert. Genauso, wie „TALES OF TANGO“, nur als LP und nur mit BrasilianerInnen bestückt. Mehr, wenn es soweit ist.


Eitel, aber wunderbar

Wer die Rumba-Rasseln weniger liebt, kann sich derweil schadlos halten an der neuen Platte von JOHN HIATT „Dirty Jeans and Mudslide Hymns. Nicht immer waren seine Alben großartig, aber es gibt nicht eines, das nicht mindestens hörenswert ist. Diese gibt es für den schnellen Verzehr als CD, für den Genießer als CD plus DVD und für den Gohrmet auch als LP. Bitte beeilen mit dem Test, in knapp 14 Tagen kommt eine neue RY COODER Platte, so wie es sich liest, wieder in Rock und mit einem tollen Titel:“Pull up some Dust and sit down“. Schon in den Läden sollte die neue, gleichnamige (2.) Platte von JEFF BRIDGES stehen. Kriege ich erst heute, aber wer einen Songtitel „Blue Car“ nennt, hat bei mir auf jeden Fall einen Stein im Brett.


Die jazzige Variante

Von Fiktion zu Fakten. Zu den interessantesten Projekten der neuen Tango-Szene gehört sicher das schwedische NEW TANGO ORQUESTA. Auf diversen spannenden Samplern mit neuem Tango fand ich immer wieder Titel von ELECTROCUTANGO (aus Norwegen!). Deren 1. CD ist mir nie in die Finger gefallen. Die neue, „Adrenalina“ kann der tiefer gelegte Händler Eurer Wahl zumindest als Import besorgen. Wer von diesem Rhythmus, der dazugehörigen Stimmung und ausgesprochen jazzigem Handwerk nicht genug bekommt, kann sie ohne Sorge ungehört bestellen. Ein wenig Cumbia (der nächste Worldbeat Trend?), etwas Balkan und ganz viel hervorragendes Akkordeon, seelenvolle Violine und wenig Elektronik.


Kurzer Einwurf für die Alt-gedienten: Es gibt eine restaurierte und ausgedehnte neue Auflage von SHRIEKBACK’s „Oil and Gold“, bester spät 80er Indie-Sound, den UWE und ich früher auswendig auf dem Tresen trommeln konnten. Ein weniger düster, etwas mystisch und ganz fette Bässe und Drums.

Denjenigen, die in die Downbeat-Musik und -Szene vom Anfang dieses Jahrtausends etwas tiefer eingetaucht waren (und sind), empfehle ich die neue CD von ALEX CORTIZ „Camera 707“. Ähnlich wie BUSCEMI oder GARE DU NORD, in den Benelux Ländern und Frankreich sehr populär, hier eher unbekannt geblieben wegen mangelnder Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem Hören von „Camera 707“ erklärt sich der Titel von selbst. 13 kleine Hörfilme, deren Sound das jeweils vorgegebene Motto akustisch vermitteln soll. Fast ganz ohne Stimmen, ganz im Alleingang, kein Ohrwurm drauf, aber mindestens 5 Tracks, die auf den besseren Kompilationen der nächsten 2 Jahre auftauchen werden.

Zum Finale was Neues von JAZZANOVA. Oder auch nicht. Deren Beitrag zur „Coming Home“ Serie ist natürlich etwas Eitel. Genauso, wie die von Jederfrau /-mann selbst zusammengestellte „persönliche Favoriten für..“ CD (früher Kassette). Was die alles kennen und mögen, quer durch die Genres, Soul, etwas Funky, puren 80er Pop und natürlich Jazz. Fließt wunderbar, erst beim 2. und 3. Durchlauf fühlte ich mich bemüßigt, doch mal nachzuschauen, wer da gerade musiziert. Harmonisch hintereinander gereiht, nix Aufgekratztes, trotz (gestattetem!) Imponiergehabe sehr dezent. Macht das halbe Dutzend der von Musikern-/Projekten zusammengestellten Serie der Marke STEREO DELUXE voll. Oft rare und unentdeckt geblieben Schätze, zusammengestellt bisher von TIM „LOVE“ LEE, BOOZOO BAJOU, NOUVELLE VAGUE, NIGHTMARES ON WAX, DJ HELL und jetzt JAZZANOVA. Die kann m/f gut sammeln und immer wieder zwischendurch neue Favoriten-Titel finden. Wie ein Spaziergang durch die Natur in den verschiedenen Jahreszeiten. Immer der gleiche Weg, aber ständig etwas andere Natur.

Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

Electrocutango .. Die jazzige Variante | Alex Cortiz – Auch nach 10 Jahren unentdeckt | Jazzanova – Eitel, aber wunderbar

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