Von Günter, 12.10.2011

RADIO GRENZENLOS/ GLOBAL JOURNEY/ ROB MOSTERT/ JOHNNY WINTER/ BEAT’N BLOW/ LORENZ RAAB XY BAND/ KIP HANRAHAN

Was für ein toller Ausstieg aus dem Sommer! Mehr dazu gibt es nicht, der Platz wird ohnehin wieder knapp. Denn heute, Donnerstag, den 13.10. um 21.00h, ist es wieder so weit; RADIO GRENZENLOS mit KARL WORTMANN auf ANTENNE MÜNSTER. Konkrete Unterlagen darüber, was gespielt wird, habe ich noch nicht, aber eines ist sicher: Eine solch bunte Mischung aus den musikalischen Küchen dieser Welt, findet m/f im Radio nicht alle Tage. Aber am Dienstag den 18. schon wieder! GLOBAL JOURNEY mit MANFRED BEHLAU, gleiche Welle, gleiche Stelle. Und bei keinem der beiden könnte das Motto treffender sein.

Für Hammond Fans unverzichtbar

Genauso wenig, wie die 2 mit dem Titel Erwartungen wecken, die sie nicht einlösen können, macht das auch der niederländische Hammond-Spezialist ROB MOSTERT auf seiner aktuellen Platte „Englewood Cliffs Session“. Dem und der Eingeweihten klingelt sofort das Ohr, stehen doch an dem genannten Ort die Aufnahmestudios der BLUE NOTE Legende RUDY VAN GELDER. Und, Nomen est Omen, die CD ist nicht nur dort aufgenommen, sondern klingt natürlich auch wie BLUE NOTE. Im Trio mit Gitarre und Drums plus Sängerin CHARLOTTE COPPOLA und Gastsolist HOUSTON PERSON am Saxofon swingt die Combo durch 10 eigene Kompositionen von ROB und zwei „Fremdarbeiten“, „Summertime“ und „Black Coffee“, zwei langsame Steilvorlagen für Orgel und Gesang, bevor ROB seinem großen Vorbild JIMMY SMITH seine Version des „Back at the Chicken Shack“ widmet. Jazzfaktor begrenzt, Swing und Blues vom Feinsten in Sound und Handwerk. Für Hammond-Fans unbedingt unvermeidlich!


Blasmusik war gestern!

Komme mir niemand auf die Idee, dies sei eine Retro Seite. JOHNNY WINTER lebt! Ein paar Tage Ausgang während der Kur nutzt er eiskalt und macht eine neue Platte. Blues ohne Zicken, ohne progressiv, ohne Psychedelic. Dafür auf jedem der 11 Titel mit einem Gastmusiker, was der Farbe des Albums sehr gut tut. „Roots“ kann m/f übersetzen mit „die Musik, die mich auf den Weg gebracht hat“. Klassiker á la „Further on up the Road“ oder der berüchtigte „T-Bone Shuffle“. Die Rhythmusgruppe groovt ohne Wackeln, mit den ausgewählten Titeln kann nichts schief gehen, JOHNNY und die Gäste (SONNY LANDRETH, JIMMY VIVINO, SUSAN TEDESCHI, Bruder EDGAR u.a.) sind hörbar bester Laune und genauso lebendig und frisch klingt die Platte. Auch als LP! Hammeralbum von jemandem, den m/f eigentlich nicht mehr auf der Liste haben konnte.


Unverwechselbar einzigartig

Spätestens seit die Bläser-Kamikazes vom Balkan uns vor einigen Jahren die Ohren ordentlich durchgepustet haben, finden Blaskapellen auch in unseren Breiten wieder Akzeptanz. Es gibt schon ein paar spannende Versuche, aber eine Variante, wie die von BEAT’N BLOW ist mir nicht untergekommen. Rock, Funk, Reggae, diverse Stile, zu ihrem sehr eigenen Sound geformt. Dazu die Powerstimme von KATIE LaVOIX, den Rentnern unter uns kommt der Vergleich mit JOY FLEMING in den Sinn, mit deutschen Texten (nicht nur) und trotzdem nicht peinlich. Falls sich auf der nächsten Party mal „keiner bewegt: „Nackt und roh“ und der Aufruhr beginnt.


Auch wenn die LORENZ RAAB XY BAND auf „Hyperdrive“ gelegentlich ganz schön rockt, geht es hier doch etwas weg vom Körperlichen. LORENZ‘ leicht verfremdete Trompete ist quasi das Signalhorn, der Leuchtturm, die Band mit Zither (!), 2 Bässen und Drums folgt der vorgegebenen Intensität, legt noch eins drauf oder zerfällt in Geräusche, bevor sie den Faden wieder aufnimmt und die Komposition fortsetzt. Für den Genuss dieser Musik sollte m/f etwas MAHAVISHNU- oder „electric“ MILES-Erfahrung mitbringen.

Nur noch wenig Platz für den Größten. KIP HANRAHAN, „At Home in Anger“, seine Aussage zu 2011 liegt vor. Mein Exemplar geht von hier aus zum Uni-Klinikum, denn nur über einen Gen-Test lässt sich klären, welche musikalischen Bestandteile hier zusammengefügt wurden. Natürlich viel Latin Percussion, aber er lässt auch aus Worten ,„No Baby“, in den unterschiedlichsten Betonungen (ähnlich wie ein Großteil unserer Bevölkerung ganze Konversationen mit dem Wort „Hallo“ bestreiten kann) einen Song machen, der direkt verfolgt wird von einer kurzen Tonfolge auf dem Saxofon, die darauf instrumental antwortet. Hardrock Riffs, die von Pianos und Streichern intoniert werden und immer wieder fetter, langsamer, abstrakter Blues, dazwischen Melodien, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Das liest sich komplex, gehört geht es direkt in meine Seele. Den Sinn des Titels versteht sicher jeder schnell, selbst wenn wir in Deutschland auf hohem Niveau trotzdem wütend sind.

Na Dann. Tschüss!
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