Von Günter, 26.10.2011

COLDPLAY/ TOM WAITS/ HOTEL COSTES 15/ L.A. NOIRE-REMIXED/ BENSH/ GENERAL ELECTRICS/ CANDY KANE/ DJ CAM/ KIMBRA

Wie m/f eine sichere Nummer 1 der Verkaufschart erreicht, durften wir in diesem Jahr durch das Formatradio bereits mehrmals erfahren. Da muss ich nicht in die Kristallkugel starren, um dieses Schicksal des neuen COLDPLAY Werks vorauszusehen. Schade nur, dass dieses Ergebnis ganz unabhängig vom Inhalt (kann ich noch nichts zu sagen, nicht gehört) zustande kommt. Und für den Kult kommt sie auch als LP.

Respektlos, schwungvoll, unterhaltsam

Parallel dazu gibt es für uns Quertreiber eine neue Platte von TOM WAITS. Allerdings muss m/f sich bei „Bad as me“ entscheiden. Entweder als CD im Digipack, als Doppel CD mit Extrainhalt, oder als Doppel LP mit beigefügter CD. Mit Sicherheit genau so unpässlich, wie wir es von ihm wollen.


Nicht konform singen!

So schwierig gestaltet es sich mit der 15. Folge der Reihe „HOTEL COSTES“ nicht. Die gibt es nur, aber wie immer elegant verpackt, in einer Version. Selbst jene, die für diese Art von Samplern (Hotel Lobby Musik…) kein offenes Ohr haben, werden nicht darum herum kommen, diesem Konzept und einem großen Teil der enthaltenen Songs, Respekt zu erweisen. Sei es KID LOCO’s Version von IGGY’s „Passenger“ oder GRACE JONES, herrisch intonierend wie immer, in französischer Sprache. Bunt, geschmackvoll und mit jedem „Repeat“ besser.


Kommt aus dem Tal

Eine kurze Platte, dafür zum halben Preis, ist der Soundtrack zum Computerspiel „L.A. NOIRE / REMIXED“. Tracks von u.a. ELLA & LOUIS, LIONEL HAMPTON, LOUIS JORDAN, GENE KRUPA für den frühen und späten Club bearbeitet. Zerstückelt, ergänzt, Fremdes beigemischt, auf den ersten Blick beinahe respektlos, aber mit hohem Suchtpotential. M/F kann ja auch mal Spaß haben, wohlwissend, dass er einen Kater verursacht, oder kurz gesagt, Glattrasur in knapp 20 Minuten.


Selten findet sich eine neue Indie-Pop CD auf dieser Seite. Aber BENSH’s „Clues“ finde ich so ungewöhnlich frisch, dass ich jetzt mal auf jung mache. Sehr eigenwillige Songs, die trotz absichtlich eckiger Arrangements sehr eingängig bleiben, Texte, obwohl der Mann sicher erheblich jünger ist, als ich, die mich nicht nach dem 3. Song langweilen, und immer wieder, ganz unerwartet, ein eingängiger Refrain. Eine sehr gute Variante, die irgendwann doch eher gleichförmige Ansammlung von Silberlingen mal etwas aufzumischen.

Vermutlich habe ich „Parker Street“ von GENERAL ELCTRICS bis jetzt nicht wirklich verstanden. Obwohl er seit mindestens einem Jahrzehnt seine musikalischen Fähigkeiten in unterschiedlichsten Umfeldern (FEMI KUTI, QUANNUM, LATEEF) unterbringt, Songs von ihm teure Werbevideos (MERCEDES, RALPH LAUREN) untermalten, war mir sein Name, HERVÉ SALTERS, nicht bekannt. „Alt“ klingende Synthesizer, konventionelles Instrumentarium und Songs in denen m/f sowohl den abgestripten Funk des frühen PRINCE (wer?), als auch Fragmente des französischen Chansons wiederfindet. Da muss ich noch mal ran.

Rockabilly oder zeitgemäßer Rock’n’Roll werden immer modern sein. Das zeigt CANDY KANE’s neue CD „Sister Vagabond“. Wer auf IMELDA MAY wechseln kann, wird an CANDY’s Songwriting und besonders Stimme große Freude haben. Vielleicht ein bisschen zu sauber produziert.

Neue Fans werde ich ihm vermutlich kaum verschaffen können, aber auf seinem aktuellen Werk „Seven“(wie lange liegt das letzte zurück?) findet DJ CAM endlich wieder Anschluß an die Qualität seiner frühen Platten. Er bastlet seine Sounds nach wie vor zum größeren Teil am PC zusammen. Hier ergänzt er sie um sehr gut ausgesuchte Stimmen (CHRIS JAMES könnte auch gut bei THE BLUE NILE Sänger sein..) und kriegt einfach einige wirklich schöne Songs (so mit Harmonien etc.) zusammen. Manchmal auch ein wenig dramatisch orchestriert, aber immer spannend und sehr unterhaltsam.

Versprochen ist versprochen! Hier kommt meine Meinung zur 1. Platte von KIMBRA (der stimmgewaltigen Duett-Partnerin auf GOTYE’s „Making Mirrors“) „Vows“. Der Kohlefrachter hat mir sogar die Luxusversion mitgebracht, mit beigelegter 5 Titel Live DVD, aber die habe ich noch nicht gesehen. KIMBRA ist nicht einfach nur (Musikerin, Komponistin) Sängerin. Ohne jede Silbe zu zerknödeln (wie WHITNEY oder BEYONCE) macht sie den Pop-Gesang zu Kunst. Singt mit sich selbst mehrstimmig, arrangiert MOTOWN-mäßig, aber ohne Glanzlack, drifted an fetten Beats entlang, erzählt, säuselt, schreit und weiß auch, wie ein Song klingen muss, damit m/f sofort an MADONNA denkt. Sperrig, ungewöhnlich, unbequem und doch, oder vielleicht gerade deshalb super interessant. Dieser Versuch ist groß, aber noch nicht mehrheitsfähig, ich kann mit ihm aber gut aushalten bis zum nächsten. Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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