Von Günter, 02.11.2011

MURIEL ZOE/ ANNA TERNHEIM/ OLIVIA PEDROLI/ KING CRIMSON/ BAMBARA MYSTIC SOUL/ GOTAN PROJECT

Hebel, Rettungsschirm, Brennpunkt…wie schön, das Volk so intensiv über die europäische Weltpolitik zu unterrichten. Selbst wenn es nur dazu dient, uns klar zu machen, dass wir und unsere Nachfahren den größeren Teil der Zeche zahlen werden.

Afrika 70ies für Kenner

Das geht den Lesern dieser Seite nicht anders. Lediglich kann die Zeche meist im Laden in einem Zug bezahlt werden und ist damit erledigt. Hier kommen die Vorschläge. Bereits das 4. Werk legt MURIEL ZOE vor. „Birds and Dragons“ ist näher als jemals zuvor an einer konventionellen Singer/Songwriter Platte, eher still, sehr zurückgenommen, unaufdringlich und tiefgründig. Die bestens eingespielte Band liefert den lässig groovenden Hintergrund zu ihren kleinen, sehr persönlichen Geschichten, die sie zwischendurch schon mal allein mit ihrer Gitarre begleitet. Erinnert mich an die besten Momente von SUZANNE VEGA.


„The Night Visitor“ ist ANNA TERNHEIM’s ebenfalls 4.Anlauf. Besonders im Vergleich zu MURIEL klingt ihr Album deutlich mehr nach Folk-Roots, was sicher auch in der Instrumenten-Besetzung mit Violine, Akkordeon und Mandoline begründet ist. Ziemlich „Live“ im Studio in Nashville aufgenommen, klangen ihre Lieder nie so durchsichtig und leicht, ihre Stimme, trotz Melancholie, nie so warm und authentisch. Sehr leise, sehr schön!

Entspannt und zeitlos

Ihre 3. Platte und die dritte Variante Songwriterin für heute. Die beiden ersten liefen unter dem Pseudonym LOLE, bei der neuen druckt sie selbstbewusst ihren echten Namen OLIVIA PEDROLI auf das Cover. „The Den“ ist mit Abstand die unkonventionellste, experimentierfreudigste in diesem Trio. Vielleicht liegt es am Produktionsort Island. Überwiegend begleitet (um- und untermalt) von kleinem Streicher-Ensemble und allerlei harmonischen Geräuschen trägt sie ihre genau so individuellen kleinen Texte vor. An diese beinahe „klassisch“ anmutende Vortragsweise von Musik und getragener Stimme muss m/f sich kurz gewöhnen, danach macht sie fast süchtig.


von der Leichtigkeit des Seins..

Aus alter Verbundenheit, weil sie eine der wichtigsten Institutionen zur Bildung meiner musikalischen Vorlieben waren, komme ich nicht umhin 2 neue „alte“ Platten (CDs) von KING CRIMSON anzudienen. „Starless and Bible black“ und „Discipline“ wurden soeben als Jubiläumsausgaben zum 40. Geburtstag der Band neu aufgelegt. Nach bestem Wissen und Gewissen von Herrn FRIPP neu gemastert, und in Doppel-Version mit je 1 DVD Audio, die auch Bildmaterial enthält versehen. Mehr und präzisere Details finden sich bestimmt in diversen IT-Foren. Sollte eine meiner Behauptungen aus diesem Absatz unrichtig sein, so handelt es sich schlimmstenfalls um die gute Absicht, derartiges musikalisches Kulturgut einer nachwachsenden Generation ans Herz zu legen.


Und wie kriege ich jetzt die Kurve zu „BAMBARA MYSTIC SOUL“? Die neueste Veröffentlichung aus dem Hause ANALOG AFRICA versammelt 16 ausgesuchte Perlen aus der musikalischen Vergangenheit (1974-79)von Burkina Faso Tontechnisch so gut, wie möglich restauriert, trotzdem etwas schmal im Klang. Was an technischer Perfektion vielleicht fehlt, wird auf der musikalischen Seite problemlos ausgeglichen. Von leicht psychedelisch Angehauchtem zu sehr eigenständigen Varianten des Afro-Beat, funky Rhythmus, Wah-Gitarren und Keyboards, zu Titeln, die klingen, wie aus der akustischen Tradition in elektrifizierte Gegenwart importiert. Setzt allerdings Hörgewohnheit mit den 60/70erProduktionen des Schwarzen Kontinents voraus. Aber dann…

Wenn aus einer grandiosen, die ganze nicht nur westliche Welt infizierenden Idee (GOTAN PROJECT) ein Geschäftsmodell (YA BASTA! Label) wird, stelle ich es mir nicht leicht vor, kreativ zu bleiben und trotzdem die Taler zusammen zu halten (Gruß an APPLE Records..). Dass es möglich ist haben die 3 Herren zwar schon reichlich bewiesen, aber stehen bleiben mögen sie immer noch nicht. Der letzte Schrei: Aus alt mach neu! Aber nicht wie andere, wenn der Reifen glatt ist, einfach Profil nachschneiden. „La Revancha del Tango“ revolutionierte 2003 die bis dahin geltenden Tango-Klischees. Der Sound (neben dem einen oder anderen) der Saison in den Metropolen dieser Welt (in Münster etwas später) heißt Cumbia. Vielleicht hat sich im vergangenen Jahr schon jemand vom Sampler „CUMBIA BESTIAL“ anstecken lassen (immer noch hochinfektiös!), hier kommt die Kunstform dieses Metiers. „LA REVANCHA EN CUMBIA“ und der Titel heißt nichts anderes als, die Gesamte Debut Platte des GOTAN PROJECT von Fachleuten (DJs, Soundfreaks..) auf den Cumbia Rhythmus umgestrickt. Schwer vorstellbar? Einfach ZAPPA’s „Chunga’s Revenge) in der Cumbia Version von AXEL KRYGIER hören. Wenn es dann nicht geht…

Na Dann. Tschüss!
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