Von Günter, 16.11.2011

ENSEMBLE FIS FÜZ/ CAROLYN WONDERLAND/ LITTLE AXE/ JULIA MARCELL/ MI SOLAR/ NICHOLAS PAYTON

Keine Vorrede mit Allgemeinplatz, heute gibt es ein Nachwort in persönlicher Sache! Die 3. CD des ENSEMBLE FIS FÜZ „Ashuré“ gibt es bereits seit einem halben Jahr. Sie liegt mir allerdings gerade erst vor. Eine Frau aus dem Abendland an den Klarinetten, ein Mann mit Gitarre bzw. Saiteninstrumenten und einer an diversen Perkussionsgegenständen, beide aus dem Morgenland, macht zusammen 3. Dieses Trio mischt sehr eigenständig und unterhaltsam seine unterschiedlichen Musik-Traditionen zu einer ganz individuellen Variante Weltmusik. Von stürmisch und temporeich, von Flamenco-Motiven durchsetzt, zu meditativen, ruhig fließenden Harmonien, von vieltönigen Unisono-Passagen der Melodieinstrumente zum beinahe Hip Hop Beat auf der Handtrommel. Fast kammermusikalisch dargeboten, da passt der Veranstaltungsort FRIEDENSKAPELLE (Konzert am 27.11.) ideal.

(fast) im Alleingang

Sehr viel robuster und erdverbundener geht es auf CAROLYN WONDERLAND’s „Peace Meal“ zur Sache. Mit Blues habe ich es durchaus, erst recht, wenn die 12 Takte nicht das oberste Gebot sind. Obwohl sie auf den Booklet-Fotos eher aussieht, wie eine pflichtbewusste Mutter fast erwachsener Kinder, rockt und röhrt sie sich durch ihr Repertoire, wie die Nichte von JANIS JOPLIN. Die meisten Songs stammen aus eigener Feder und was Frau mit einer Gitarre macht, weiß sie auch. Mit eigenem Trio plus gelegentlichen Gästen gestaltet sie das Programm der CD ausgesprochen abwechslungsreich, da wundert es mich nicht, dass die Damen und Herren von BLUE ROSE sie unter Vertrag genommen haben.


Orient trifft Okzident, Friedenskapelle, 27.11.

Eine ganz andere Variante des Blues bevorzugen die Herren von LITLLE AXE. Wie lange ADRIAN SHERWOOD und SKIP McDONALD schon zusammen arbeiten, kann ich nicht genau sagen. Wenn einer der innovativsten Roots-/Dub-Tontechniker ein Album mit einem Blues-getränkten Gitarristen produziert und beide einen richtig guten „Lauf“ haben, dann kommt ein Monolith dabei heraus, wie „If you want Loyalty, buy a Dog“. Tiefe Reggae Dub-Beats und Gospel-getränkte Blues-Riffs gingen bei LITTLE AXE schon immer gut zusammen.


Dem Blues auf der Spur

Wer seine Stimme so einsetzt und eine entsprechend wenig orthodoxe Musik liefert, muss es sich gefallen lassen, zunächst einmal mit BJÖRK verglichen zu werden. Aber JULIA MARCELL ist auf ihrem 2. Album „June“ den gern erwähnten Schritt weiter. Kraftvoll und selbstbewusst präsentiert sie ihre eigenen musikalischen Vorstellungen, ist dabei weit weniger an Sphären und wirklicher „Kunst“ interessiert, als die Frau von der Dichterinsel. „June“ ist nach meiner Auffassung der letzte Schritt vor dem großen Durchbruch. Etwas mehr Budget für Produktion und Marketing, und sie wird in Europa groß, wie KIMBRA in Australien.


Nach 3 Jahren gibt es eine neue Platte des Berliner Septetts MI SOLAR. Kubanische Musik ist sein Programm. Keine Sones, wenig Herzschmerz, mehr Latin-Jazz orientiert und musikalisch komplex zusammengestrickt, kommt der Sound auf den ersten Blick als Salsa herüber, wandelt sich aber im Lauf der Platte in eine Mischung aus diversen Latin-Stilen mit Einflüssen von Karibik bis Hip Hop. Und deutlich besser und klangvoller produziert als „Amistad“, der Erstling.

Er wurde schon als legitimer Erbe LOUIS ARMSTRONG’s betitelt, ist auf jeden Fall einer der begehrtesten Jazz Trompeter. Und legt jetzt (wie seiner Zeit JAMES MTUME aus der MILES DAVIS Band) ein sehr urbanes, extra elektronisches Funk-Album vor. Alles selbst gemacht, bis auf die Stimmen der Gäste (u.a. ESPERANZA SPALDING, CASSANDRA WILSON), ist das für den Jazz-Fan sehr gewöhnungsbedürftig. Allerdings ist dieser moderne, urbane Funk Lichtjahre entfernt, von dem, den wir aus dem Radio kennen. Keine endlos repetierten Rhythmusschleifen und auch bei den Themen bleibt er nicht an der Oberfläche. Wenn NICHOLAS dann mal die Trompete bläst, ist die Welt sowieso wieder in Ordnung.

In eigener Sache: Ab sofort ist’s mit der grauen Theorie vorbei. I.M.TREND packt seine 7 Sachen.. …in den Koffer und baut sie zur Besichtigung, zum Anfassen, Anhören und zum Kauf (so sie verkauft werden dürfen) oder zum Bestellen in der Anzeigenannahme der NA DANN, Breite Gasse 1, auf.

Jede(r) Interessierte kann 6 Wochen lang, immer SAMSTAGS, die zum Teil wenig verbreiteten Produkte, die ich auf dieser Seite vorstelle, in Ohren und Augenschein nehmen. Fragen, Antworten, Auskünfte, Tipps und Zusammenhänge, wie früher, als der Tresen des Schallplatten-(CD-) Ladens noch mehr ein Ort der Kommunikation war. Weitersagen! Ich bin sehr gespannt und freue mich auf den direkten Kontakt mit den MusikfreundInnen.
Öffnungszeiten: Günter’s Musik Apotheke Samstags von 11.00h bis 15.00h, Breite Gasse 1 , 48143 Münster

Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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