Von Günter, 18.01.2012

SOULSESSION/ DIGITALDUBS/ UPSESSIONS/ MOON INVADERS/ SOLVEIG SLETTAHJELL/ CHINESE MAN

Kleines Groove-Monster.

Gerade weil ich selbst privat noch so einen alten Vierdosenzerknalltreiber (wenig!) fahre, freue ich mich umso mehr, dass auch meine kleine Arbeit an dieser Stelle von dieser Woche an mit einem ZE (Zero Emission) Automobil zu den weiter entfernten Verteilerstellen transportiert wird. Die Herde folgt nur, wenn mindestens einer vorangeht.


Das macht RALF KIEFER schon sehr lange. An sein wohl populärstes Projekt, die POETS OF RHYTHM erinnern sich ältere Semester aus der Funk- / Groove- / Soul- Fraktion vermutlich noch. Seinerzeit noch im festen Combo-Verbund, legt er jetzt die SOUL SESSION vor, sein ganz und gar eigenes Baby. Mit Unterstützung durch das Umfeld des AGOGO Lables (MO HORIZONS, JUJU ORCHESTRA, FAB SAMPERI veröffentlichen ihr Material ebenfalls hier) und durch die Auswahl einiger großartiger Stimmen (BAJKA, die ich hier bisher eigentlich nur loben konnte, KARL FRIERSON den m/f von diversen DE-PHAZZ Platten kennen könnte, DUDLEY PERKINS, ANAJ) wurde „One“ ein echtes kleines Groove-Monster. Fette Rhythmusspuren, deren Wurzeln eindeutig in der Soul Musik liegen, gelungene Instrumental-Passagen und immer wieder diese auffällig guten SängerInnen. Ab morgen (20.1.) offiziell und hoffentlich in allen einschlägigen Abteilungen zu finden.

Intime Cover-Versionen

Keine Revolution des Genres, aber eine kurzweilige Ansammlung gekonnt arrangierter Tracks bieten die Brasilianer DIGITALDUBS auf ihrer „#1“ an. Damit das brasilianische Easy Living nicht zu sehr Oberhand gewinnt, wirken ein paar gestandene Fachleute der Sektion mit: U.a.EARL SIXTEEN, RANKING JOE und BRINSLEY FORD (von ASWAD). Nicht so abgedreht, wie LEE PERRY, nicht so routiniert knackig, wie SLY & ROBBIE, sondern sehr sonnengegerbt, entspannt und leichtfüßig. Und trotzdem Roots Dub!
Mit den UPSESSIONS und ihrer CD (auch LP) „Below the Belt“ bleibe ich beim entspannten Offbeat. Aus meinem Sparcover geht nicht hervor, woher die Musiker kommen, die Musik ist eindeutig an alten Reggae Vorbildern orientiert, aber gekonnte Twang-Gitarren und gelegentlich ein leichtes Gefühl von balkanisierten Harmonien lässt sich nicht verleugnen.
Auch die MOON INVADERS sind keine Neulinge. Ihr „Fine Line“ (CD/LP) ist Ska. In feinster früh 70er Tradition. Auch deren Herkunft geht aus meiner „Spar-Version“ nicht hervor, aber selbst am Gesang merkt m/f kaum, dass sie wahrscheinlich nicht von der Insel stammen. Und gemeinsam haben beide nicht nur die wirklich authentische Produktion, sondern auch das Label GROVER aus unserem schönen Münster, dass ich an dieser Stelle ganz herzlich grüße. Und Glückwunsch zu zwei gelungenen Neuheiten.


Baile, Dub, Hip Hop – Rums!

Ich bin ein großer Freund ihrer frühen Platten. Die späteren kenne ich nicht so gut, aber ihre neue ist ohnehin anders. SOLVEIG SLETTAHJELL singt ohne ihr SLOW MOTION ORCHESTRA, nur begleitet von MORTEN OVENILD am Piano. „Antologie“ ist der Titel, und sie bieten 12 sehr ungewöhnliche Cover-Versionen, ausgesucht aus den persönlichen Lieblings-Songs der beiden. Es gibt sehr intim aufbereitete Titel von den ROLLING STONES über LEONARD COHEN zu CYNDI LAUPER und GNARLS BARKLEY. Nicht bei allen Titeln konnte ich mich bisher mit diesem spartanischen Arrangement anfreunden, aber die Mehrzahl der Titel gewinnt in diesem Rahmen, mit diesem Gesang, ganz eindeutig.


Aus kleinsten Versatzstückchen von Platten anderer Leute neue eigenständige Songs zu basteln ist definitiv nicht neu. Und ist beileibe auch nicht immer interessant. Wenn das aber derart homogen und fast nicht identifizierbar vollzogen wird, wie es CHINESE MAN auf ihrem imaginären Soundtrack „Racing with the Sun“ tun, dann schlägt anfängliche Skepsis binnen Minuten in schiere Begeisterung um. Die drei Plattenspieler-Freaks von CHINESE MAN erschaffen mit fundierter Materialkenntnis und großem Ideenreichtum ihr eigenes Klang-Universum zwischen tiefen Dubs, traditionellen chinesischen Melodien, Hip Hop und allerlei anderen Sounds. Von morgens bis abends hören, am liebsten auf einem fetten Jamaika Sound System! Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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