Von Günter, 25.01.2012

OPIATES/ BEDOUIN SOUND CLASH/ GONJASUFI/ LOLA’S NEW WORLD CLASSICS 2/ LA ONDA VAMPI/ PURE DESMOND

Und aus welchem Grund sollen wir „Bürger draußen im Land“ (immer noch Zitat) glauben, dass Hannover und seine Staatskanzlei ein Einzelfall sind? Jetzt wird es erfreulicher. Viele neue Platten gibt es ständig. Aber jetzt sind es wieder mehr als reichlich, selbst für diese Seite.

Abenteuerreise

2 interessante Nachzügler, die OPIATES mit „Hollywood under the Knife“ erinnert mich an die EURYTHMICS aus der Zeit; bevor sie nur noch auf Charts-Erfolge zielten. Leichtfüßige elektronische Harmonien und eine wirklich gute Sängerin. Respekt!


Charmant ungewöhnliche Versionen.

Und BEDOUIN SOUND CLASH mit „Light the Horizon“, die mich an die Blütezeit britischer Bands, die Punk mit Reggae-Grooves vermischten erinnern. Klingt bei den BEDOUINEN nicht ganz so wütend und ungestüm und ist handwerklich sehr viel weiter entwickelt. Auch wenn sich die beiden genannten eher Retro lesen, so klingen sie unbedingt zeitgemäß. Aber eben überhaupt nicht getrimmt für‘s Format-Radio.


Elegant, wohlklingend, konzentriert

Auch GONJASUFI klang auf seinem ersten Werk sehr viel wüster. Das heißt allerdings nicht, dass sein Mini Album „Mu.zz.le“ für den Konsum nebenbei geeignet wäre. Sehr mystisch, wie es sich für einen etwas verschrobenen Spoken Word Künstler gehört, voller „Nachrichten“, versteckt oder offensichtlich und mit Absicht nicht audiophil produziert.


Ganz Interessierte konnten am vergangenen Donnerstag bei RADIO GRENZENLOS Auszüge hören. Auch auf dieser Seite wird der Sampler „LOLA’S NEW WORLD CLASSICS 2“ gelobt. 32 zum überwiegenden Teil charmant und ungewöhnlich arrangierte Cover-Versionen von Hits aus mindestens 4 Jahrzehnten. Alle leicht eingefärbt mit Klängen oder Instrumenten der heimatlichen Region der aufführenden Künstler. Sei es die unglaubliche „It’s a man’s World“ Variation von NATACHA ATLAS oder „Perhaps, Perhaps“ von LISA BASSENGE. Die Titel wurden nicht eigens für diese Kompilation eingespielt, sondern von FUNKHAUS EUROPA Mitarbeiterin GÜLBAHAR KÜLTÜR mit viel Fingerspitzengefühl ausgesucht. Klar, Cocktail-Musik, wenn m/f will auch Hintergrund, aber trotzdem, vielleicht gerade deshalb die willkommene Abwechslung zur üblichen offensiven Beschallung aus Radio und TV.

Noch einmal extra charming: „LA ONDA VAMPI“, die aktuelle Label-Rundumschau des regelmäßig au dieser Seite auftauchenden VAMPISOUL Labels. Dessen Spezialität sind bekanntlich Wiederveröffentlichungen oder Erstauflagen auf CD von längst verschollenen (falls überhaupt jemand von ihnen wusste..) Obskuritäten aus beinahe allen Kulturkreisen. So geht es auch auf diesen 20 Tracks vom Latin-gefärbten Schlager über Sixties Soul und –Funk zu Afrobeat und NY Salsa. Und sehr preiswert, dabei total ungefährlich für‘s Leben, ist diese Abenteuerreise auch noch. Eigentlich Pflicht für diverse Musikkneipen der Stadt und ihre eigenwilligen Motto-Partys. M/F beachte auch die Original-Covers im Innenteil!

Zum Schluss heute mal ganz nahe an die Abteilung Kunst & Kultur. Als überzeugter PAUL DESMOND Fan komme ich natürlich nicht umhin, mir das Album eines Projektes anzuhören, dass auf den Namen PURE DESMOND getauft wurde. Keine Sorge, diese 4 einheimischen Jazz-Musiker ergehen sich nicht darin, DESMOND‘s populärste Titel neu einzuspielen. Für die einzige Cover-Version „Desmond Blue“ holten sie sich extra einen Gast-Solisten. Vielmehr haben sie sich der musikalischen Idee DESMOND’s angenommen. Moderner Cool Jazz, nicht quirlig, atonal oder gar frickelig, sondern elegant, wohlklingend, getragen von oberflächlicher Lässigkeit, die sich bei genauem Hinhören als sehr konzentriert und von großer Disziplin und Könnerschaft getragen herausstellt. Nicht viele Töne, sondern einfach die richtigen. Jazz, auch für Menschen, die ihn nicht gewöhnt sind.

Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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