Von Günter, 15.02.2012

GLOBAL JOURNEY/ LANA DEL REY/ CHRISTINA PERRI/ BIRDY/ HANNE HUKKELBERG/ BURN/ DJ KICKS-THE EXCLUSIVES/ VIAGGIO/ TOUFIC FARROUKH

80er inspiriert, zeitgemäß gerockt.

Zumindest wissen wir jetzt, wo die braune Gefahr demonstrieren will. Wo und wie die hoffentlich anders denkende Mehrheit dieser Stadt ihr Missfallen kund tun darf, wird gerade debattiert und organisiert. Bitte die öffentlich zugänglichen Informationen in den Medien (Print und sicher besonders Netz) aufmerksam verfolgen.


Rhythmische Finesse

Zurück zur Unterhaltung. Am Dienstag (21.2. / 21.00h) folgt die monatliche Ausgabe von MANFRED BEHLAU’s GLOBAL JOURNEY auf unserem Lokalradio ANTENNE MÜNSTER. Er hat wieder feinste Musik ausgesucht vom neuen französischen Chanson über modernen Bossa Nova und aktuelle Soundtracks zur Spanierin BEBE, der viel mehr Aufmerksamkeit gebührt zu den „ROLLING STONES“ der Wüste, TINARIWEN. Radio modern und extra nicht konform.


Anders als die Anderen!

Mit professionell vermarkteter Melancholie stürmt LANA DEL REY mit ihrem Erstling „Born to Die“ bis an die Spitze der Charts. Da kann die PILCHER Realität von CHRISTINA PERRI’s „Lovestrong“ nicht ganz mithalten, und in Deutschland noch in den Startlöchern steht BIRDY mit ihren naiv jugendlichen Cover-Versionen (ist positiv gemeint!) von Songs, die wohl nur die Indie-/Alternativ-Fraktion im Original kennt. Siehe auch Na Dann 49/2011.
Deutlich zuviel Kunst und Kultur ist für mich die neue Platte von HANNE HUKKELBERG „Featherbrain“. Wird bei ausgebildeten Kritikern sicher auf viel Wohlwollen treffen, ich sage arrogant, dass ich durch absichtlich ungenau gespielte Instrumente und schwer geübtem ungewöhnlichen Gesang vor langer Zeit schon einmal durch bin. Das wird nicht meine Musik von morgen.
Da kann ich mich schon viel eher mit BURN anfreunden. Auf ihrem 2. Longplayer „Black Magnolia“ setzen die Lokal-Helden ihre Vorliebe für die Musik der 80er um (obwohl sie selbst damals sicher noch viel zu jung waren). Weckt Erinnerungen an Herrn SMITH (The CURE), wenn die Gitarren lauter werden ein wenig an die SISTERS (OF MERCY) und in den Harmonien an die SIMPLE MINDS. Sehr zeitgemäß, nicht Retro setzen sie ihre Vorlieben in Szene. Die Jungs lieben die 80er, die in RTL etc. nicht statt finden, an die meine Generation immer noch mit Freude denkt.


Manchmal ein wenig „Out of Time“ klingt die aktuelle Kompilation „DJ KICKS-THE EXCLUSIVES“. 13 Tracks aus entsprechend vielen Folgen, jeweils der Titel, den die aufführenden Künstler extra für dieses DJ Set geschaffen haben. Electro-Pop, Dance, House von FOURT TET über HENRIK SCHWARZ zu MOTOR CITY DRUM ENSEMBLE und GOLD PANDA. Schön schräg und trotzdem unbedingt bewegungsfördernd.

Noch ein wenig verstiegener, aber ungemein spannend zu hören sind BURNT FRIEDMAN’s aktuelle klangliche Ausflüge auf „Bokoboko“. Minimalst Perkussion, komplexe Rhythmik, der m/f es gar nicht anmerkt, altmodische Synthi-Klänge, Faszination mit fast nichts! Kompliment. Aber auf diesem Sektor arbeitet er schon lange und weiß ziemlich genau, was er tut und wann lieber nicht.

Mal etwas Weltmusik, bevor das Genre ganz geschlossen wird. VIAGGIO aus Hamburg, dort lebend und gegründet, aber nicht geboren, erschaffen mit Perkussion, Klarinette, Bass und Akkordeon ihr ganz und gar eigenes Klanguniversum. Gemischt aus aller Musik, die das Tor zur Welt in den letzten ca. 40 Jahren einwärts passiert hat. Ich finde Versatzstückchen aus Tango, Klezmer, Folklore-Motiven, die ich eher nach Osten sortiere, kann gar nicht alles aufzählen, zusammen gehalten von der eher Jazz inspirierten Spielweise der Protagonisten. Eine Sammlung spannender Kurzgeschichten.

Einziges Negativum vorweg: Etwas mehr Information für den/die potentiellen KäuferIn wäre ganz schön. Es geht um TOUFIC FARROUKH und seine neue Platte „Cinéma Beyrouth“. Mein Eindruck war: Klingt wie eine klassische Komposition, arrangiert für jazzige Bläsersektion, unterstützt von Drums und Klavier. Wenn ich die wenige Information richtig deute, ist es das auch. Von ihm geliebte Filmmusiken, interpretiert mit international und exzellent besetzter Combo, zu Filmen, deren RegisseurInnen mir nicht mal ein Begriff sind.

Entsprechend reicht die Bandbreite von lyrisch zu dynamisch, von Tonfolgen, die aus der Barockmusik stammen könnten zur freien Improvisation. Genauso unvoreingenommen umgesetzt, wie seine Adaption der „Lili Marleen“ vor einigen Jahren. Wer nach einer Jazz Platte sucht, die ganz anders klingt, als der große Teil der zeitgleichen Produktionen, kommt an „Cinéma Beyrouth“ nicht vorbei. Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

Archivtexte Ohrenschmauch

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