Von Günter, 25.04.2012

MUSIKaPOTHEKE/ EBO TAYLOR/ BATIDA/ MOTOR/ DOJO CUTS feat. ROXY RAY/ MARBERT ROCEL/ KY

Dramaturgisch eher fragwürdig, geht es heute mal rückwärts. Aber was in den Clubs funktioniert, kann ich auch hier mal versuchen. Erst den Groove, dann den Chill.

Afro Beat, Highlife, Rhythmus

EBO TAYLOR ist heute der erste Kandidat. Trotz mindestens 4 Alben, die er bereits veröffentlicht hat, ist er mir bislang nicht ins Visier geraten. Das Label STRUT ist schon mal gute Voraussetzung. Sein 2010er Modell „Love and Death“ enthält 8 echt entspannte Afro Beat Tracks, die selbst hier die Sonne hinter den Wolken hervorlocken können. Auf dem neuen Album „Appia Kwa Bridge“ kehrt der ghanaische Gitarrist zu seinen Highlife Wurzeln zurück. Unwiderstehliche Rhythmen, hypnotische Melodien und perfekte Gruppenarbeit. Auch 10 weitere Sätze hier machen das Album nicht noch besser, deshalb: Afrika Faible? Anhören!


Balladen auf 130bpm

Für mich „alten Sack“ ist das unbetitelte Album von BATIDA eine Nummer zu heftig. Samples aus 70er Jahre angolanischem Pop, versetzt mit bassigen Beats, wie sie mir auf den brasilianischen Sound System Platten der jüngeren Vergangenheit begegnet sind. Definitiv für Menschen, die sich erheblich lieber bewegen.


…Live im Hot Jazz Club, 27.4.!!

MOTOR dagegen stehen knietief in den 80ern. Der Sound ist natürlich aktuell fett, die Wurzeln saugen deutlich YELLO und DEPECHE MODE aber auch metallischeres á la NITZER EBB. Nicht wirklich neu, aber aus fester Überzeugung für den knackigen Sound.


Der größte Teil des Albums „Take from me“ von den DOJO CUTS gefällt mir unbedingt gut. Besonders die Tracks, auf denen „featuring ROXY RAY“ zum exzellent ausgedacht und umgesetzten Retro Soul der Combo deutlich nach AMY WINEHOUSE klingt. Das hat Charme, ist echt und nicht nachgeäfft, orientiert sich an Altem, klingt aber frisch und frech. Ich fände es gut, wenn m/f die DOJO CUTS auf einer der als so hip eingeschätzten Streaming - Plattformen hören könnte. Sonst hilft vermutlich nur der Besuch im Indie - Laden, gibt es nämlich auch als LP!

Kommen wir zur chilligeren Abteilung. Der Name MARBERT ROCEL klingelte bei mir überhaupt nicht. Ihr Debut „Small Hours“ kommt auf dem COMPOST Label daher (ja, ich bin Markenfetischist!), das machte mich sofort neugierig. Diese Leipziger machen Techno. Denn fast alle Sounds sind elektronisch erzeugt. Musikalisch holen sie viel weiter aus. Balladen auf 130 bpm (wie sie es selbst nennen), trifft es ganz gut. Flotte 4er Beats, zu denen genauso gut getanzt, wie gechillt werden kann, je nach Lautstärke. Rhythmisch fein raffiniert (trotz ganz gerade..), Arrangements mit angemessenen Pausen (damit das Hirn hinterher kommen kann), dezenter und sehr angenehmer weiblicher Gesang und trotz Vielschichtigkeit total entspannt. Deep House, etwas Jazz im Ansatz und der von mir sehr geliebte Song (mit Struktur etc.), alles das verarbeiten diese 4 zu einer meiner Lieblingsplatten des kommenden Sommers.
Auf den letzten Dücker hat sie mich doch noch pünktlich erreicht. Die neue CD des international gefragten deutschen Trompeters SEBASTIAN STUDNITZKY. Sein neues Projekt nennt er kurz KY, das Album „Do Mar“. Wie der und die Sprachkundige aus dem Titel deuten können: Musik für einen warmen Schattenplatz mit Blick auf die ruhig und gleichmäßig anrollenden Wellen des Meeres (Aasee‘s, des Kanals…). Ruhig, überlegt, nicht lahm; emotional, aber nicht gefühlsduselig, liefern die vier feine Kunst für den ruhigen Moment. Mal schwebend mit melancholisch klingender Trompete (hallo MILES!), mal auf offensichtlich einfachem Rhythmus, der aber durch dezentes Brechen und sensible Instrumentalarbeit aufgewertet wird. Die Jazzpolizei wird wahrscheinlich sagen, dass es Easy Listening ist. Ist es auch, für die Hörer. Wie viel Konzentration und Arbeit es ist, eine so beruhigende Klanglandschaft zu erzeugen, davon können sich ein paar schnelle Musikfreunde am 27. April im HOT JAZZ CLUB hier in Münster per Augenschein überzeugen, wo KY an diesem Abend dieses Album und noch mehr Live vortragen.

Das alles kann m/f ansehen und anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 5. Mai und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür wieder öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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