Von Günter, 06.06.2012

MUSIKaPOTHEKE/ PATTI SMITH/ BEACH BOYS/ DAVID BOWIE/ BEATLES/ DNTEL/ TEDESCHI TRUCKS BAND/ MARCUS MILLER/ DEEP STRINGS/ DOX 15 YEARS/ LONG LIVE BOOGALOO

Latin Grooves ohne Ende!

Ja ist denn schon wieder Rentnersommer? Entschuldigung für diese kleine Gemeinheit, aber eine neue Platte von PATTI SMITH (Banga)? Sie war zumindest immer sehr authentisch, bleibt sie hoffentlich auch. Noch herber, die BEACH BOYS (That’s why God made the Radio), zumindest die, die noch leben. Da ist allein das aktuelle Bandfoto ein Bringer. Aber die Platten sind wenigsten neu. DAVID BOWIE mit der revitalisierten Jubiläumsversion von „The Rise and Fall of Ziggy..“ inkl. DVD Audio bei LP und CD und die jährliche Neuausgabe eines BEATLES Titels (jetzt „Yellow Submarine“ in diversen Variationen, aber nicht als LP, sind nur die Gischt der Welle. Wer Humor hat, fragt den Fachhändler seiner Wahl.


Ob allerdings in vielleicht 30 Jahren ein ähnlich feistes Jubiläum für DNTEL’s „Aimlessness“ abgehalten wird, wage ich zu bezweifeln. Das liegt nicht an der wirklich außergewöhnlichen Mischung von beinahe lieblichen Melodien und seltsamen Rhythmus-Strukturen, dem gezielten Einsatz von Stimmen und ungewöhnlichen Klängen, meist aus elektronischen Quellen, sondern einfach daran, dass die ganze Welt und damit auch die Musik kurzlebiger geworden ist, sich niemand mehr Jahre an einer Band oder einem Album verbeißt, wie es zu den Zeiten der oben genannten üblich war. Aus dem gewohnten Überfluss ragt „Aimlessness“ jedoch sehr deutlich heraus, so viele so feine Harmonien, ohne daraus einen Radio-konformen Pop-Hit zu machen, dass kann m/f nicht vielen zutrauen.

Weißer Blues mit viel Seele

Sehr viel irdischer kommt die TEDESCHI TRUCKS BAND auf ihrem Live Doppel „Everybody’s talkin“ daher. Natürlich viel Gitarre (spielen ja beide), natürlich viele und auch lange Jams, meist auf Blues Basis. Trotzdem keine Wüste Saiten-Orgie, wohl weil beide bei der Songauswahl (eigenes und fremdes Material) sehr viel Geschmack beweisen. Und weil sie die Songs mit sehr viel Seele (Soul!) intonieren. Höher, schneller, weiter müssen sie schon lange nicht mehr, wer das Studiowerk „Revelator“ (gibt es beide auch auf Vinyl!) kennt, weiß, dass auch die Band mit den meisten Wassern gewaschen ist. Wer Blues mag, eine fette Band und den Sound der bluesigen ALLMAN BROTHERS hat hier ein Werk für die nächsten Jahre!


Bleiben wir beim goldenen Handwerk: MARCUS MILLER hat sich mit Studio-Alben zuletzt etwas zurückgehalten. Vielleicht ist der Titel als Programm gemeint. Weniger komplexe Jazz-Figurinen als vielmehr überwiegend ober-funky. Im Grunde könnte er allein mit dem elektrischen Bass eine Halle zum Kochen bringen. Auf „Renaissance“ hat er trotzdem eine stattliche Anzahl Best trainierter Helfer. Gitarre, Bläser, gelegentlich Sängerinnen. Funky bis in die Haarspitzen, jedoch keine Nabelschau, sondern Song-orientiertes Handwerk mit Harmonie, Chorus und Refrain. Ein wenig, wie die Rock- bzw. Funk-Jazz-Platten, die uns Ende der 70er teilweise schier atemlos gemacht haben. Well done, Mate! (Zitat Ende).

Kammer-Pop mit 2 Celli

Mehr Handwerk! Mit Cello, Gesang, Bass und Perkussion grooven (ja, ist wahr) sich die DEEP STRINGS zu zweien plus gelegentlichem Gast durch eine erstaunliche Songauswahl. KEZIAH JONES, MC SOLAAR, ANI DI FRANCO liefern wohl nicht die „Nummer sicher Hit Auswahl“ für eine Platte mit vielen Coverversionen. Die nicht ganz brave Kammermusik für etwas später. Kompliment auch an den Verlag (NRW) für intelligente, Ressourcen schonende Verpackung, die trotzdem sehr schön ist.


Schnell noch 2: „DOX 15 YEARS“ ist die Werkschau des kleinen aber feinen niederländischen Labels, bei dem z.B. ROOS JONKER (vielleicht mal hier gelesen), BENJAMIN HERMAN, WOUTER HAMEL und das NEW COOL COLLECTIVE ihre Musik veröffentlich(t)en. Für ganze wenig Geld 15 mal Vergnügen zwischen klasse Pop und leichtem Jazz.

Für den dunkelhaarigen Teil in mir: „LONG LIVE BOOGALOO“. Der Name ist Programm. 22 Tracks (randvoll!) aus der großen Zeit dieser Mischung aus Soul/Jazz und Latin, die m/f später Salsa nannte. Zum Aufzählen reicht der Platz nicht. Versprochen, es sind alle dabei, die irgendwie wichtig waren und seinerzeit halfen, mit dieser Musik einen weltumspannenden Flächenbrand auszulösen.

Diskreter Hinweis eines nicht genannten Lesers: Bei der empfohlenen „Funky Elektronica mit Soul“ (ND 22) habe ich Titel und Interpret verwechselt. Richtig ist: SOUL CLAP mit Album „Efunk“. Vielen Dank und noch mehr Freude, denn offensichtlich wird wenn, dann aufmerksam gelesen!

Das alles kann m/f ansehen und anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 7.JULI und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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