Von Günter, 25.07.2012

MUSIKaPOTHEKE/ BASS CULTURE 3/ SAINT SAVIOUR/ STEFAN OBERMAIER/ ELENI MANDELL/ ELECTRIC BLUES/ ONDATROPICA

3. Teil, Roots, Rockers, DJ’s, Dub…

Hallo! Ist noch eine/r hier? Oder seid Ihr alle in die Sonne geflüchtet. Als Optimist von Natur aus kann ich mir vieles schön denken, aber langsam geht auch meine Geduld zu Ende. Obwohl, wenn diese Zeilen erscheinen, soll ja tatsächlich etwas Sommer eingezogen sein.


Teil 2, Big Names & klasse Instrumentals!

Hoffentlich. Hier kommt schon mal die Musik dazu. „BASS CULTURE – WHEN REGGAE WAS KING“, der 3. Teil der Doppel CD Serie zur Feier der 50 jährigen Unabhängigkeit (?!) Jamaikas. War der erste Teil gefüllt mit Rocksteady und Ska, zeigte Folge 2 schon mit fetteren Beats und mehr Vokalen Skills, wo es mal hingehen sollte. Album 3 enthält die Musik, mit der in der 2. Hälfte der 70er aus dem 1. Stock heraus regelmäßig die Salzstraße beschallt wurde. Der Untertitel beschreibt es ziemlich präzis: Roots, Rockers, DJ’s and Dub. Natürlich können 40 Titel nicht eine so kreative Zeitspanne abbilden, aber den Machern ist es gelungen den deutlich veränderten Gestus (RAS TAFARI kommt ins Spiel, die sozialkritische Komponente ist stark betont, das Bewusstsein für die eigene Identität tritt deutlich hervor und der Gesamtsound wird bei aller Entspanntheit offensiver) mit exzellenten Beispielen vorzustellen, ohne dabei auf die allzu üblichen Verdächtigen Tracks zurückzugreifen. THIRD WORLD, INNER CIRCLE oder UB40 sucht m/f hier vergeblich, auf diesem Sampler ist Reggae noch nicht zu einer nur Party-tauglichen Spielart des internationalen Pop verkommen. „I strictly Roots“ – auch wenn ich ein Liebeslied vortrage! Für mich eine perfekte Zeitreise ohne jede Nostalgie. Falls jemand tiefer gehendes Interesse an dieser Musik und ihren Bedingungen hat, am ROSENPLATZ gibt es das gleichnamige Buch „BASS CULTURE“, aus dem Auszüge in den Booklets der CDs wiedergegeben werden und beim Fachhändler Eurer Wahl diverse CDs der hier vertretenen Künstler für ungeheuer kleines Geld.


Quantic der Umtriebige

Vom organische fließenden Offbeat zum vollständig selbst programmierten
Pop. SAINT SAVIOUR ist der Projektname des 1. ganz eigenen Albums von BECKY JONES, die der und die Eingeweihte eventuell aus dem Umfeld GROOVE ARMADA in Erinnerung hat. „Union“, so der Album Titel, ist allerdings vom Clubsound der genannten so weit entfernt, wie NEW ORDER von KATE BUSH. Doch gerade die sind die beiden Pole, die mir zu diesem Album einfallen. Von beinahe romantisch verspielt zu harschen, offensiven Beats und Klängen, ein guter Versuch, sich nicht von einem der beiden Lager vereinnahmen zu lassen. Es braucht keine Schublade, um inspirierte Musik zu machen.


Es liegt sicher an mir, aber mit der leicht zu genießenden Verbindung zwischen programmierter Musik (im Sinne von Techno/House) und klassischen Vorlagen, komme ich nicht gut klar. STEFAN OBERMAIER hat für sein “MOZART RELOADED“ alle Register gezogen. Die vorgegebenen Themen als Startrampe für seine Club-tauglichen Tracks, damit es nicht „zu feierlich“ wird, geschickt gestaffelte Beats und Betonungswechsel, aber mir fehlt einfach der Zugang. Wahrscheinlich liegt es am MOZART.

Als schwer JONI MITCHELL geschädigter älterer Herr komme ich viel besser klar mit Werken, wie ELENI MANDELL’s „I can see the Future“. Melancholische, einfach schöne Songs, runde, nicht zu opulente Arrangements und eine schmeichelnde Stimme, mehr braucht es nicht für ein empfehlenswertes Folk-Album.

Der nächste Brocken: Teil 2 der BEAR FAMILY 4er Serie „ELECTRIC BLUES – Das Standardwerk“. 3 CD Set, fettes Booklet mit allem, was m/f wissen sollte und Musik (Blues!!) ohne Ende, 79 Tracks! Alle Varianten, Stile, Instrumente, alle Big Names sind dabei und als (für mich) ganz besonderes Schmankerl ist die 3. Platte des Sets gefüllt mit nur Instrumentals! Boogie, Jive, Trash, Surf, Rock’n’Roll, alle sind sie hier in ihrem Ursprung schon gut zu erkennen. Einfach BEAR FAMILY, einfach klasse!

Schnell am Ende für die Minderheit der Minderheit ein neues Projekt von QUANTIC. Heißt ONDATROPICA, hat keinen Titel, gibt es als 1 CD, 2CD oder 3LP Set und enthält im Wesentlichen zeitgemäße Cumbia. Dazwischen auch schon mal jazzige Latin Jams (Descargas) oder andere lokale Rhythmen und ist für alle, die wissen, dass all unsere Populärmusik (na fast) im Grunde aus Afrika kommt, sowieso unverzichtbar. Und wer ‚nur‘ eine leicht hörbare Latin CD sucht, die sich mit Raffinesse aus eingängigen Melodien und Rhythmen bedient und trotzdem die Stereotype der Branche geschickt umschiffT, ist mit ONDATROPICA ebenfalls bestens bedient!

Das alles kann m/f ansehen und anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 4. August und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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