Ohrenschmauch
Von Günter, 03.10.2012
PLATTENLADENWOCHE/ ZAPPA/ LILABUNGALOW/ SONNYMOON/ FARMERS MARKET/ LEE PERRY/ GABIN/ CARMEN SOUZA
Nachverdichtung ist das magische Wort. Es dient als Bezeichnung dafür, dass auch die kleinste Grünfläche zwischen den Wohnblocks mit 5 Stockwerken und mindestens 8 „Luxuriösen Eigentumswohnungen“ bebaut wird.
18 klasse Disco 45s
Da kriege ich fast die Atemnot, die den und die SpätstarterIn überkommt, wenn publik wird, dass (ich hab nicht nachgezählt) alle Platten von ZAPPA gerade neu aufgelegt wurden. Leider bisher nur als CD. Ob und wann sie als LP kommen, bitte gern nachfragen im unterirdischen Fachhandel (oder hinter den T-Shirts..), am liebsten in der PLATTENLADENWOCHE vom 15.- 20. Oktober, wenn dort zusätzlich ‚Live‘ Musik geboten wird. Vom Mittwoch bis Samstag der Woche spielt allabendlich eine andere Band. Und, wie jedes Jahr, werden Sonder- (Kleinst!-)auflagen auf Vinyl oder CD angeboten, die es nur bei den teilnehmenden Händlern gibt. Details im Netz.
Musikalische Zeitreise
Beim Erforschen des Sortiments mal unter LILABUNGALOW nachsehen. Sieht ganz unauffällig aus, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Eine sehr bunte, aber wundervoll organische Mischung aus elektronischen Klängen, richtigen Instrumenten, Pop-, Rock-und Indie-Sounds, zusammengehalten in vorderster Linie von der vielseitigen Stimme PATRICK FÖLLMER’s, der dieses Projekt seit 2004 steuert. Kurzweilig und intelligent.
Jazziger als je zuvor!
Noch so ein Unikat: SONNYMOON, ohne Titel und nur als CD, stammen von der US-Ostküste. ANNA und DANE produzieren fast rein elektronische Musik. Kein House oder Techno, eher experimental, dafür aber ohne Schmerzen hörbar. Von gut abgedeckten Breakbeats bis zu beinahe konventionellen Songstrukturen enthält ihr Portfolio die unterschiedlichsten Varianten rhythmischer oder auch nicht Klangabenteuer. Wobei ANNA’s Stimme nicht nur, aber besonders in den komplexeren Momenten, die bisweilen kosmischen Sounds sehr angenehm erdet. Kleine aber feine Kunst.
Eines der abgefahrensten Stilmixes der jüngeren Zeit liefern FARMERS MARKET mit „Slav to the Rhythm“. Instrumente vom Balkan und weiter östlich bis zu den Apalachen, Harmonien von Asien bis Nordeuropa, dargeboten in treibenden Tracks, die ohne Fragezeichen als ‚Progressive Rock‘ durchgehen. Funktioniert nur mit gut zuhören.
Dagegen ist die hier völlig eindeutig, die „Disco Devil“ betitelte Werkschau von LEE PERRY. Seine besten langen (jamaikanischen) Disco-Versionen, nicht unbedingt Dubs, der 70er. Titel, die ich eigentlich nur von den Alben meist anderer Reggae-Sänger kannte, hier als Disco 45s, die sicher zum größeren Teil nicht bei uns angekommen sind. Natürlich typisch LEE PERRY, viel Hall, scheppernder Sound und fette Bässe, die auch mal die Harmonien tragen. 18 Titel, von JUNIOR MURVIN bis MAX ROMEO, auf 2 CDs, das gibt eine Vorstellung von Spieldauer der Tracks. Für Fans unverzichtbar.
Noch ein kleiner Blick zurück. Sie haben es bisher nicht geschafft, aus dem Schatten von ST.GERMAIN heraus zu treten. GABIN „The first 10 Years“ fasst die einprägsamsten Vokal Titel dieses Musiker-Duos zusammen. Als Stimmen für ihre sehr entspannte, leicht jazzige Lounge-Variante tauchen z.B. EDWYN COLLINS, MIA COOPER, DEE DEE BRIDGEWATER oder CHRIS CORNELL auf und machen die Reise durch die junge Vergangenheit, so gebündelt, zu einem ganz neuen Erlebnis.
Eine tolle Entwicklung hat CARMEN SOUZA hingelegt. Gestartet in der 2. Reihe hinter dem Megastar der Kap Verden, CESARIA EVORA, hat sie sich langsam, aber sehr zielstrebig von einer schönen Stimme für das reichhaltige musikalische Erbe der Inseln zu einer hervorragenden Interpretin moderner, stark vom Jazz beeinflusster neu komponierter oder gleich aus dem Jazz (C.PARKER, R.ROGERS, M. NASCIMENTO) adaptierter Songs entwickelt. Und lebt nicht nur vom schönen Klang ihrer Stimme, sondern setzt diese variabel und exzellent trainiert ein. Nicht verkopft oder ausgedacht, sondern kennen gelernt, geliebt und gelebt. So soll World Music für mich auch weiterhin sein!
Das alles kann m/f ansehen, anfassen, anhören und sogar kaufen in jedem gut geführten Plattenladen, wahrscheinlich auch im Internet, aber ganz sicher am 6. Oktober und dann an jedem 1. Samstag („Langer Samstag“) im Monat von 11.00h bis 15.00h in der BREITEN GASSE 1, Anzeigenannahme der NA DANN, wo die MUSIKaPOTHEKE ihre Tür öffnet und noch ganz andere „Schätze“ ans Licht des Tages zerrt. Ich hoffe, wir sehen uns da!
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de
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