Von Günter, 28.11.2012

EVA CASSIDY/ PETE SEEGER/ SMOKIN‘ JOE KUBEK & BNOIS KING/ JOSH WHITE/ ANCESTORS OF RAP/ VIRGINIE TEYCHENÉ/ CAROL VANWELDEN

Goldkettchen are not in Style

Meine ’Besten des Jahres‘-Liste wäre für diese Seite ohnehin zu lang, deshalb präsentiere ich an anderer Stelle meine jährlichen Geschenktipps. Hier gibt’s Neues, Woche für Woche.


Für die FreundInnen ihrer wundervollen Stimme hat das Label weder Kosten noch Mühen gescheut und für die „Best of“ EVA CASSIDY 20 ihrer schönsten Aufnahmen ausgewählt und vorsichtig technisch verbessert. Besinnlich, melancholisch, passend zur Jahreszeit.

Blues für den uptown Club

Singer / Songwriter haben seit längerem wieder Konjunktur. Wohl keiner der Gattung, selbst die jüngeren, ist auf seinem oder ihrem Werdegang an ihm (oder seinen Songs) vorbeigekommen. Freunde der American Roots Music werden ihre Freude haben an der jetzt veröffentlichten Doppel CD von PETE SEEGER „Live at Mandel Hall 1957“. Gesamt 36 Titel, aufgenommen an 2 aufeinander folgenden Abenden im Alleingang mit Banjo, Gitarre und gelegentlich Flöte verbreitet er seine nicht besonders getarnte politische Botschaft unter den Augen des FBI, wg. unamerikanischer Umtriebe.
Ebenfalls akustisch stellen SMOKIN‘ JOE KUBEK & BNOIS KING ihr „Close to the Bone“ vor. Country-Blues mit exzellentem Gitarristen und authentischem Sänger. Große Musik mit kleinem Besteck.


Mit mehr Band und sehr elegant präsentiert JOSH WHITE sein „Don’t give up on me“. Da schaut MOTOWN durch die Tür, den ALBERT K. mag er, ‚Tretminen‘ (Fußschalter) zur Flexibilität im Sound sind ausgelegt und funky kann er auch. Satt produziert, gekonnt arrangiert mit ausgesuchten Gästen an Keyboard und Blasinstrumenten. Perfekt für den uptown Blues Club.
TOBIAS KIRMAYER, musikalischer Archäologe für sein TRAMP Label (z.B. die „MOVEMENTS“-Serie), hat ein neues Überraschungspäckchen fertig: „ANCESTORS OF RAP“ betitelt er diese Sammlung rarer und obskurer Vorläufer dessen, was heute als Hip Hop nicht zu Unrecht nicht von allen respektiert wird. Auch hier gibt’s Straßensprache, aber der Motherfucker bleibt außen vor, knackige Beats, aber nicht aus den Songs anderer Leute gestückelt, sondern ganz Old School handgemacht. Rumpelnd, polternd rollt hier rhythmisch Gesprochenes in 16 Variationen. Die einzigen Namen, die mir geläufig waren: BLOWFLY und JAMES BROWN. Aber weder RUFUS BEACHAM, OBSIDIAN II noch BILLY DEE & SUGARBEAR u.a. müssen sich dahinter verstecken. Ausführliches Booklet und entsprechende Doppel LP sind bei TRAMP fast selbstverständlich.

gewagt…gewonnen!

Trotz der 5 bis 7 die Presse-Szene beherrschenden Jazz Sängerinnen tauchen doch immer wieder Namen auf, die auch ein ausgedehntes Wort verdient haben. VIRGINIE TEYCHENÉ ist so ein Fall. Die 17 gut ausgesuchten Songs gestaltet sie auf ihrem 3. Album „Bright and Sweet“ mal mit dunkler, samtener Stimme mal mit hell klingendem Scat sehr individuell. Diese Hommage an die großen Sänger und Songschreiber des Jazz gewinnt zudem durch die perfekt auf sie eingestimmten Musiker an Bass, Drums, Piano und Trompete und die hervorragend warme Produktion. Zwar (noch?) kein Big Name, aber sicher erste Wahl!


Es braucht immer etwas Zeit. Auch CAROL VANWELDEN legt bereits ihre 3. Platte vor. Und wagt dabei etwas sehr ungewöhnliches: Sonette von SHAKESPEARE mit zeitgemäßem Jazz zu unterlegen. Auch sie singt sehr variabel, spielt das Piano selbst und wird ebenfalls nur von Bass, Drums und Trompete begleitet. Die Arrangements zu den historischen Worten reichen von leicht groovend mit einem gewissen Pop-Appeal über entspannte lyrische Passagen zu Rhythmus-freien vorsichtigen Improvisationen, immer dem Gusto der Textvorlage angepasst. WILLIAM hat sich wohl nicht vorstellen können, auf solch angemessene Weise auch im 3. Jahrtausend noch ein Teil der Populär-Kultur zu sein. Hören und staunen.

Jetzt kommt’s: Seit dem 17. November gibt es die MUSIKaPOTHEKE an jedem Samstag (bis Jahresende). Von 11 bis 15h in der Breiten Gasse 1 (Anzeigenannahme der NA DANN) ist musikalisches Schnüffeln und Günter’s Geschenktipps in Ohrenschein nehmen ausdrücklich erwünscht. !
Na Dann. Tschüss! i.m.trend@muenster.de

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