Von Günter, 30.01.2013

NIKO VALKEAPÄÄ/ VIV ALBERTINE/ NEON QUARTET/ STOPPOK plus ARTGENOSSEN/ FAT THUMBS RONNIE/ PYRAMID BLUE/ JANA HERZEN/ BLUE FLAMINGO

Dann hoffen wir doch mal, dass den verbliebenen Tonträger-Fachgeschäften dieser Stadt das Schicksal von HMV oder VIRGIN MEGASTORES noch lange erspart bleibt. Zumindest müssen die an ihre Vordenker keine 6stelligen Jahresgehälter plus Boni und 8 Zylinder abführen (so weit ich weiß). Jede(r) von uns hat Einfluss! Mausklick oder Fußweg, das ist die Frage.

Neue Liebe aus Spanien

NIKO VALKEAPÄÄ kommt aus der samischen Musiktradition und war im Norden mit seinen bisherigen Werken sehr erfolgreich. Sein aktuelles Album „ÄÄ“ lässt davon aber fast nichts erkennen. Sehr harmonisch zusammengesetzt und rhythmisch wie klangtechnisch tief in den 80ern verwurzelt. Kein Retro! Eher seine Wunschvorstellung einer Mischung aus A-HA und TALK TALK. Also sowohl große Geste, als auch feine Produktion.
Der Karriere-Start mit den SLITS liegt für VIV ALBERTINE wahrlich schon eine Weile zurück. Sehr musikalisch auffällig war sie seit dem nicht, hat aber offensichtlich viel geübt. Handwerklich und musikalisch ist „The Vermillion Border“ Welten von dem vornehmlich Provokations-Album „Cut“ entfernt. Aber Antrieb und Basis ist nach wie vor der aus der damaligen Bewegung resultierende Blick auf die Dinge dieser Welt. Freundliches Wiederhören!
„Subjekt“, die aktuelle CD des NEON QUARTET ist erst die 2. Platte dieses noch jungen Jazz Labels, die mir vor die Ohren gerät. Modern Jazz in durchaus nicht gewöhnlicher Besetzung: Sax, Vibrafon, Piano/Hammond und Drums. 7 sehr lange Kompositionen, deren improvisatorische Teile auf jeden Fall nach „wir haben sehr viel miteinander gespielt“ und entsprechend oder trotzdem harmonisch nachvollziehbar klingen. Bis auf 1 Titel von THEL. MONK alles selbst geschaffen, eigen, schön und doch Jazz.


Ella & Joe Pass?

Mit kurzen Worten schnell etwas zu STOPPOK plus ARTGENOSSEN „2011 Stadttheater Landsberg am Lech“. Von ganz allein zur Gitarre bis hin zur 9 Personen ‚Big Combo‘. Gut zur Hälfte sein typischer Ruhrgebiets-Blues, zur anderen Hälfte englisch sprachige Standards, weil ihn bei dieser Gelegenheit Freunde von überallher (u.a. KLAUS VOORMAN, CHRIS FARLOWE) und natürlich seine gut eingespielte Band unterstützen. Blues UND Humor (nicht Comedy..)


Jetzt mal ohne Gesang! FAT THUMBS RONNIE „Time to shine“. Label LÉGÈRE Recordings; da weiß die Fachfrau sofort, hier geht es um den zeitgemäßen Umgang mit 60ies Jazz Groove, etwas Easy Listening und eine ganze Menge Old School Soul. Vor knapp einem Jahr gab es das erste Lebenszeichen dieser Combo, die auch auf RONNIE’s Album korrekt und auffällig genannt wird: UNITY SEXTET. Coolst möglich vorstellbare Bar Musik, aber die passende Bar dafür kenne ich nicht…

Mutationen aus 1930-50!!

Von meinen Favoriten aus Spanien, LOVEMONK, gibt es was Neues: PYRAMID BLUE. Die Platte hat keinen Titel, enthält 7 Tracks einer sehr eigenen und eingängigen Mischung aus Jazz verwandten Instrumentals, 60ies Rhythmen deren Bläsersätze mindestens so sehr nach Tijuana, wie nach Madrid klingen und unter allem, mal deutlich aktiv ausformuliert mal nur unterschwellig angedeutet, Afro Beat. Kleine Melodien und Riffs, die sich in die Ohren graben, total unaufgeregt, absolut spannend!


Gibt es heute noch Menschen, die sich eine Platte nur mit Gitarre, Stimme und Kontrabass anhören? JANA HERZEN, wunderbare Sängerin, dezente Gitarristin und CHARNETT MOFFET am Bass begleiten sich gegenseitig inspirierend durch 11 meist eigene Kompositionen. Und bleiben langsam! „Passion of a lonely Heart weckt schöne Erinnerungen an ELLA & JOE oder JULIE LONDON zur Gitarre.

Warum jetzt, nach 5 Jahren, die erste seiner bereits 3 CDs hier auf den Markt kommt, weiß ich nicht. Aber, besser spät als nie! BLUE FLAMINGO sammelt 78er Schellack Platten, tritt auch mit ihnen und seiner Mini-Ausrüstung als Alleinunterhalter auf und bietet auf „78 r.p.m.“ 3 kurze Sets, die die Fantasie jedes Musikfans beflügeln sollten. Arabische Motive im frühen Jazz, karibische Grooves und natürlich Mambo im Rhythm’n’Blues. Unglaubliche Musik in beinahe noch unglaublicherer Qualität. Kann ich nicht kurz beschreiben. Bitte den Plattenhändler der Wahl quälen oder selbst vorweg im Netz forschen. Faszinierend!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

All das und noch viel mehr gibt es ab sofort jeden Samstag von 11-15h in der Musik-apotheke in der Breiten Gasse 1 (Anzeigenannahme der
na dann…). Herzlich willkommen!

Archivtexte Ohrenschmauch

Günter Günter

Beiträge 2013