Von Günter, 27.02.2013

BONGO BOTRAKO/ KIDDUS I/ NEVE NAIVE/ ROSA MORENA RUSSA/ ALLEN STONE/ EVO

Deutsch-jamaikanischer Roots Reggae

Da haben die ARMazonen ja mal richtig, wenn auch unverdient, Glück. Das nicht deklarierte Pferdefleisch ist die Nr. 1 Sau, die in diesen Tagen die Medien beherrscht. Da sind eigenwillige Geschäftspraktiken und -Partner plus eine ordentliche Portion Ausbeutung (sind ja auch nur Ausländer….) nicht mal eine richtige 2. Geige. Sowohl zum 1. als auch zum 2. Platz kann ich nur wiederholen: M/F sollte darauf achten, wohin das eigene Geld fließt.
Neue Platten gäbe es auch ohne die. Zum Beispiel so verrückte CDs, wie das 8-fach ausklappbare Cover von „Revolta“ dem neuen Album der Spanier BONGO BOTRAKO. Texte mit sehr aktuellem politischem Bezug und musikalisch irgendwo zwischen Ska und MANU CHAO mit mehr Bläsern. Mit diversen, in ihrer Heimat renommierten Gästen, fertigen sie trotz wirtschaftlicher Misere ein lebensbejahendes und unterhaltsames Stück kurzweiliger ‚Mestizo‘ - Pop-Musik.


Mestiza Pop rules!

Die deutsch-jamaikanische Co-Produktion „Topsy Turvy World“ eines mir nicht wirklich geläufigen KIDDUS I hat mich echt überrascht. ASTON BARRETT, TYRONE DOWNEY, STICKY THOMPSON, ein gut Teil der ‚alten Garde‘ des Roots Reggae ist zu hören, unterstützt von deutschen Musikern und finalisiert in Köln. ‚Conscious Reggae‘, in bester 80er Jahre Manier, vergleichbar mit PABLO MOSES (z.B.), relaxt und groovy wie Reggae nur sein kann.


Beim Label SONAR KOLLEKTIV kann m/f immer etwas Spezielles erwarten. So ist es auch beim Erstling von NEVE NAIVE „The inner Peace of Cat and Bird“. Duo, Mann und Frau, er Posaunist (z.B. in der JAZZANOVA Live-Band) und Soundtüftler, sie Komponistin und Sängerin. Von flockigen Pop-Songs über ziemlich raffinierte Klangmalereien zu angedüstertem beinahe Trip Hop. Auf jeden Fall eine ungewöhnliche Stoffsammlung, die sich nicht über 30 Sekunden Flicks an der Hörstation oder im Netz erschließt. Macht mit jeder Runde Lust auf mehr.

Slawische Seele in Brasilien

Das gab es hier auch noch nicht: Eine Gitarristin und Sängerin aus der Ukraine, die in Deutschland lebt und brasilianische Musik macht. Und dabei erstaunlich authentisch klingt. Kein Wunder, wenn sie diese Mischung aus Samba, Bossa und anderen, hier nicht so bekannten Spielarten Brasiliens liebt und lebt, dazu auf international anerkannte musikalische Begleiter vertrauen kann und das Werk dann in Brasilien vollendet wird. Eine wunderbare Verschmelzung der ‚slawischen Seele‘ mit der Sonne eines anderen Kontinents. ROSA MORENA RUSSA „Esta ficando russo!“ - unbedingt empfohlen!


Damit der Name nicht schon nach einer Woche aus dem Gedächtnis fällt liefere ich hier den Titel der feinen neuen Platte von KITTY HOFF und FORET-NOIR nach: „Argonautenfahrt“.

Gedächtniskünstler werden es sofort merken. Die Platte von ALLEN STONE habe ich im vergangenen Jahr hier schon einmal gelobt. Kommt jetzt regulär hier auf den Markt. Ein langhaariger blonder junger Mann singt Soul. Geht nicht? Quatsch! Anhören und wundern. Etwas Retro, wenig Kopie und wirklich ganz viel ‚Seele‘. Noch einmal Tipp.

Selten klingt es auf dieser Seite so meditativ bis mittelalterlich, wie mit dem Album von EVO. Vier spanische MusikerInnen, die schon lange in verschiedenen Band-Formationen am Thema World Music arbeiten, liefern auf „Eva“ einen bunten Strauß musikalischer Themen des Mittelalters, die sie sehr zurückhaltend aber zeitgemäß interpretieren. Mit wenigen, ausgesuchten Gästen zelebrieren (!) sie ihre fast vergessenen Perlen, die sich aus westeuropäischen Harmonien typischer Troubadour-Lieder bis zu vom Balkan inspirierter Rhythmik speisen. Fans von DEAD CAN DANCE sollten ein längeres Ohr riskieren.
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

All das und noch viel mehr gibt es ab sofort jeden Samstag von 11-15h in der Musik-apotheke in der Breiten Gasse 1 (Anzeigenannahme der
na dann…). Herzlich willkommen!

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Günter Günter

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