Von Günter, 19.06.2013

LONNIE LESTER/ OLE REINERT BERG-OLSEN

War die Reunion von BLACK SABBATH wirklich nicht zu vermeiden? Oder ist das nur der Versuch mit dem gut verankerten Namen eines eigentlich toten Produktes (Spreewaldgurken…) noch einmal richtig Kasse zu machen? Das soll mich als Verfechter des „Guten, Schönen Wahren“ (nicht zuletzt zitiert aus Büchercheck mit DENNIS SCHECK) nicht belasten.

Auffällig anders

Der Name LONNIE LESTER wäre auf dieser Seite sicher nie aufgetaucht, wenn nicht ein unermüdlicher TOBIAS KIRMAYER nach vergrabenen Schätzen suchte. In seiner TRAMP RECORDS Reihe „The Story of“ hat er 14 Tracks plus 2 Remixe dieses übersehenen Soul / R’n’B Sängers für LP und CD zusammengetragen. Das ist nicht Retro, das ist wirklich alt. Vom Sound tippe ich auf die mittleren 60er, obwohl einige Tracks erkennbare Spuren des „Godfather“ JAMES BROWN“ und seinen JB’s tragen. Ein extrem funkiger Gitarrist und die volle Band mit Bläsern geben LONNIE den fetten Hintergrund für seine stimmlichen Ausflüge in Liebesdinge, soziale Umstände oder einfach nur den Blues. Wer JAMES BRADLEY mag, sollte LONNIE hören.


P-Funk lebt!

Mit sehr viel weniger Körpereinsatz geht OLE REINERT BERG-OLSEN auf seinem „Steingard“ zu Werke. Norwegischer Singer / Songwriter, der seine Harmonien und Refrains gern auch an heimische Traditions-Melodien anlehnt. Dezente Bandarbeit, hervorragend produziert und, obwohl ich kein Wort verstehe, sehr engagiert und überzeugend gesungen. Wohl auch in seiner Heimat kein Produkt für den Massenmarkt, aber wen interessiert das?
Genauso eigenwillig kommt „Rosas Blancas“ von ANTONIO SOTO daher. Virtuoses Flamenco-Gitarrenspiel gemischt mit authentischen Stimmen und Rock-, manchmal sogar Fusion-Passagen. Auch hier keine große Marke im Hintergrund und trotzdem (oder gerade deshalb?) toll produziert. 9 absolute eigene Konstruktionen einer sehr zeitgemäßen Auffassung von Flamenco. Nicht starr in der Tradition verbleibend und schon gar nicht in den Fußstapfen der GIPSY KINGS.


Vorsicht, ansteckend!

Gitarre zum Dritten. Und wieder ganz anders. ARNE JANSEN und „The Sleep of Reason“. Seine Ode an das Lebenswerk des Malers GOYA, genauer an dessen Definiton von Kunst. Akustische und elektrische Gitarrenarbeit in der Variante intellektuell. Nicht verkopft! Also nicht, welche Tonfolgen kann ich hier demonstrieren, sondern wie bringe ich den Kern deutlichst zu Vorschein. Im Quartett mit Bass, Drums und Tasten plus gelegentlichem Gast, reduzieren sie Harmonien und Rhythmen auf das mögliche Minimum. Die Stimmungen reichen von lyrisch (fast verträumt) bis zu rockigen Variationen in schrägem Klangbild. Kein neuer Wundergitarrist, der die ZuhörerInnen schwindlig spielt, sondern ein Musiker mit Band, der die Spannung durch Disziplin und Reduktion aufbaut und sich trotzdem nie in Theorie verliert. Toll!


Seit einiger Zeit läuft sogar bei uns im kühlen Norden eine kleine Cumbia Welle. Dieser in erster Linie vom Akkordeon getragene traditionelle Rhythmus Kolumbiens ist einfach ansteckend, zumindest in seiner Heimat. Spannend für uns Kühl-Europäer wird er eigentlich erst, wenn jemand auch bei uns populäre Klänge und Ideen einbaut (s.a. „CUMBIA BESTIAL“). Und das macht LA YEGROS. Ihr „Viene D Mi“ bedient sich aller feinen Instrumente und Tricks der Tradition, ergänzt diese jedoch mit Twang-Gitarren, Orgel oder fettem Bass und schraubt das übliche hohe Tempo drastisch herunter. Auf diese Weise kommen sowohl ihr Gesang als auch der Gesamtsound sehr viel entspannter. Deutlich repetierte Beats, die gelegentlich an die Dub-Varianten des Reggae erinnern und die überhaupt nicht brav traditionelle Produktion tun ihr übriges. Das funktioniert auf dem qualifizierten Tanzboden mindestens so gut, wie auf dem heimischen Balkon bei hohen Temperaturen. Superfrisch und anders!
Gute Nachrichten aus Griechenland! Die Musiker streiken nicht, zumindest nicht die BASEMENT FREAKS, die treiben sich ja auch in Hamburg herum...
Die hauen uns mit „Trunk of Funk“ eine gehörige Portion P-Funk bzw. Rock-Funk um die Ohren. Fette Bässe, stramme Vocals, Sprechgesang (ich sage extra nicht Rap..) lassen beste Erinnerungen an GEORGE CLINTON und die 70er Jahre aufkommen, als diese Musik die schwarze Alternative zu Disco war. Verfremdete Stimmen, das STEVIE WONDER Clavinet und eine extra funky Gitarre runden das Bild ab. Da rasseln die Gläser im Schrank und der Kaffee schwappt groovend von links nach rechts. Klasse!
na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

All das und noch viel mehr gibt es ab sofort jeden Samstag von 11-15h in der Musik-apotheke in der Breiten Gasse 1 (Anzeigenannahme der na dann…). Herzlich willkommen!

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Günter Günter

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