Von Günter, 31.07.2013

JULIE LONDON/ BOSSA NOVA BRASILIA-BOSSA NOVA USA/ OWEN/ AOIFE O’DONOVAN/ ROB MOIR/ EDDIE NOACK/ SLACKWAX

Überzeugende Songwriterin

Das gute Wetter hält hoffentlich bis hierher an. Für Wolken und Regen müsste ich andere Musik empfehlen. Z.B. die nächste JULIE LONDON 2 LP auf 1 CD. „Calendar Girl“ mit 13 Tracks, für jeden Monat des Jahres einen und „Around Midnight“, die zweitbeste Platte, die ich von ihr kenne. Also Sonnenschein, „BOSSA NOVA BRASILIA – BOSSA NOVA USA“, Doppel CD der Marke CHROME DREAMS. Das sind die, die wohl die meisten Sampler mit Musik zu einem meist etwas abgedrehten Motto verlegen. „BOSSA NOVA… ist allerdings kein bisschen verschroben, sondern mit den ausführlichen Erläuterungen im Booklet, eine offensichtlich gut recherchierte, musikalisch bunte Einführung in den (die?) Bossa Nova. Anhand kompetent ausgewählter Musikbeispiele, die deutlich früher eingespielt wurden (u.a. SYLVIA TELLES, ELIZETE CARDOSO, LUIZ BONFA), aber schon Spuren des Sounds offenbaren, der später einmal die Welt erobern sollte. Und das wird dokumentiert auf CD 2 mit einem ‚Who is Who‘ der amerikanischen Jazz-Musiker der beginnenden 60er.


Frische Downbeats aus meinem Record Store

Neben CHARLIE BYRD und STAN GETZ, die schon sehr früh infiziert waren, finden sich hier u.a. CANNONBALL ADDERLEY, COLEMAN HAWKINS, DAVE BRUBECK, GRANT GREEN; kaum einer konnte sich dieser Modedroge entziehen. Ein großes Kompliment an die Macher und ein Suchhinweis an Interessierte. Die zum Thema passenden Alben der US-Abteilung kann ich, soweit ich sie kenne, ebenfalls dringend empfehlen. Sind vermutlich nur nicht alle ganz leicht zu finden. Die zu erwartende Belohnung macht stöbern sinnvoll.
Lange nicht gemacht, ab hier leiste ich meiner Gitarren-Allergie Vorschub. Die Band OWEN ist meinem Ohr bisher verborgen geblieben, obwohl die schon sehr fleißig waren. Trotz des Titels „L’Ami du Peuple“ wird hier durchgängig Englisch gesungen zu eher ruhiger Indie-Songwriter Musik. Ein gewisser Pop-Faktor ist geschickt eingebaut, das Ganze erinnert mich ein wenig an die „Kaputt“ von DESTROYER.


Kompetent gesammelt: Wurzeln und Früchte

Auch die nächste, „Fossils“ von AOIFE O’DONOVAN weist für mich, obwohl absolut zeitgemäß arrangiert und produziert, deutlich auf frühe Wurzeln in der amerikanischen Folk-/Rock-Historie. Zwischen sanften Akustik-Songs, etwas flotteren Country-Balladen und Elektrifizierung mit Rhythmus à la CROSBY STEALS THE CASH FROM YOUNG führt AOIFE (wie spricht sich das?) uns mit ihrer Stimme, die nicht ganz weit von der jungen JONI entfernt ist, durch ihre Vorstellung von Americana.


Mit deutlich mehr Strom gehen ROB MOIR und seine Helfer zu Werke. Von Beginn an verbreiten sie auf „Places to Die“ sehr positiv den Eindruck, eines deutlich weniger politisch korrekten BRUCE SPRINGSTEEN oder eines geradliniger rockenden FRANK TURNER. Durchschaubar, handgemacht, von der Freude am Musizieren geprägt, ein kurzweiliges kleines Stückchen alternativen Rocks.

Jetzt was richtig Altes. BEAR FAMILY Produktionen verdienen aufgrund ihrer Liebe zum Detail einfach immer Beachtung. Gerade haben sie die 2. CD aus dem Schaffen des texanischen Songwriters und Gitarristen EDDIE NOACK zusammengestellt. 24 Songs aus den Jahren 62-69, für das K-ARK Label eingespielt. „ Psycho“(s.a. CRAMPS), so heißt die CD, bezieht sich auf die mit sehr eigenwilligem Humor verfassten Texte, zeigt einen Musiker, der sich zwar eindeutig des ‚Country‘ Idioms bedient, sich dabei aber in Thematik und Arrangement erkennbar unterscheidet von dem, was ich seit langer Zeit als ‚große Hüte Musik‘ nicht wirklich wohlwollend zur Kenntnis nehme.

Genug Twang, hier kommt der tiefe Bass: Das umtriebige und sehr erfolgreiche Nürnberger Produzenten-Duo SLACKWAX hat seine diversen Filmmusik- und Lounge-Sampler-Beiträge gesichtet und die besten davon zusammen mit ein paar neuen Würfen auf die CD „Night Out“ gepackt. An den wichtigen Stellen verstärkt durch Sängerinnen bzw. Sänger liefern sie einen zugegeben späten Markstein des Downbeat-Genres ab. Vergleichbar mit BOOZOO BAJOU, weniger Latin, Afro, Brasil, dafür gebaut auf des Fundament des Blues (ähnlich, wie J.L. HOOKER meist in einer Tonlage), lassen sie den fetten runden Bass in gemächlichem Tempo durch das Zimmer rollen, garnieren ihn mit allerlei ungewöhnlichen Klängen und machen auch, zwar gut versteckt, vor Reminiszenzen an alte Popgrößen nicht halt. Ganz sicherer Kandidat für meinen ‚Sammelkoffer 2013‘. Und falls m/f die nicht überall findet, hören geht auf jeden Fall (siehe unten).
na dann... Tschüß!
i.m.trend@muenster.de

All das und noch viel mehr gibt es ab sofort jeden Samstag von 11-15h in der Musik-apotheke in der Breiten Gasse 1 (Anzeigenannahme der na dann…). Herzlich willkommen!

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