Von Günter, 04.09.2013

OSTFOLK/ WILLARD GRANT CONSPIRACY/ JACKSON AND HIS COMPUTERBAND/ PROFESSOR EARL LETT/ FREDDY MERCURY TRIBUTE CONCERT/ LISTEN TO ME-BUDDY HOLLY/ GERI ALLEN

Seit 20 Jahren erwartet

Ganz gleich, wie es in den nächsten Wochen weitergeht, eine oder die Kriegs-Maschinerie läuft nicht an. Nicht von selbst. Die muss von jemandem in Betrieb gesetzt werden. Das will ich an dieser Stelle mal festhalten.


Seit Generationen beliebt

Derweil nimmt die Pop-Maschinerie nach einem eher Budget-schonenden Sommer langsam Fahrt auf. Um die Wartezeit auf die interessanten Neuheiten zu überbrücken, gibt es die stolzen, teuren, neuen Produkte aus den letzten Monaten kurz mal eben für ‘nen Fünfer…


Motown fast nur mit Klavier

Dieses Los wird den Titeln dieser Woche vermutlich erspart bleiben. Denn eine CD, wie OSTFOLK, ohne Titel, die sich in sehr traditionellen Arrangements, von hochqualifizierten Musikern umgesetzt, mit folkloristischen Motiven einer speziellen Region Norwegens auseinandersetzt, kann auch für kleines Geld keinen großen Markt finden. Soll sie auch nicht. Sie soll den wenigen, die auf sie aufmerksam werden, ein geliebtes Kleinod sein, bei dem m/f sich auch nach Jahren nicht über den gezahlten Preis ärgert.


Oder das neue Album der WILLARD GRANT CONSPIRACY, auf das Fans seit mindestens 4 Jahren warten. So ruhig, so verstiegen, selbst wenn gelegentlich eine elektrische Gitarre an NEIL YOUNG‘s Drogenkarriere erinnert, solche Musik läuft nie Gefahr, mehrheitsfähig zu werden und im Stunden-Rhythmus der Formatradios zu zerbröseln. Für Menschen, die sich CDs oder Platten kaufen, um zuzuhören.

JACKSON AND HIS COMPUTERBAND’s „Glow“ ist ein entsprechendes Beispiel aus einem ganz anderen Sektor. Schwer psychedelisch angehauchter Elektro-Pop mit Elementen und Versatzstücken aus allen vorstellbaren Genres. Sehr abgedreht, kein bisschen Konform zu irgendeinem Trend, manchmal schräg und schrill, aber bis zum letzten Ton irreführend und spannend. Da springen dem Kommerz-Sender die Werbekunden ab! Auch wenn es anstrengend ist, sich bis zum Ende durchzukämpfen, ich wünsche mir, dass auch weiterhin Platten mit derartiger Musik auf den Markt gelangen.

Das höre ich mir freiwillig und gerne an, genauso gut aber auch TOBIAS KIRMAYERS’s (den just die PARIS DJs mit einem Special geehrt haben) letzten Findling, PROFESSOR EARL LETT‘s „ The Story of“. Aufgenommen für des Professors eigenes Label, war er bislang vornehmlich Sammlern von 60er und früh 70er Jahre Soul Singles ein Begriff. Singend und Saxofon spielend schafft sich der Professor durch 18 muntere Tracks, die sich irgendwo zwischen JAMES BROWN, KING CURTIS und vielleicht den BAR-KAYS einsortieren lassen. Ein herzlicher Glückwunsch an TOBIAS und ein ‘weiter so‘, denn diese CD/Doppel LP ist die 25. Veröffentlichung auf seinem Label.
In den 90ern wäre sie sicher ein weit größerer Verkaufserfolg geworden, aber trotzdem große Freude, dass es sie endlich gibt: Die 3-fach DVD oder 1-fach BluRay mit dem vollständigen Mitschnitt des „FREDDY MERCURY TRIBUTE CONCERT“. Randvoll mit Big Names der frühen 90er, von GUNS’N’ROSES und ELTON JOHN über LISA STANSFIELD zu GEORGE MICHAEL, von ANNIE LENNOX oder DAVID BOWIE ganz zu schweigen. Dazu noch jede Menge Bonusmaterial, eine Dokumentation des Ganzen, Proben und Information über den MERCURY PHOENIX TRUST. Für alle, die das Konzert zumindest teilweise im TV verfolgen konnten eine willkommene Erinnerung, für FREDDY Fans ganz sicher unverzichtbar.

Zu BUDDY HOLLY muss ich hier wohl nichts sagen. Wie viel Zuschauer haben das Musical über sein Leben besucht? Hier kommt die Hommage an einen der ganz großen aus der Früh-Phase des Rock’n’Roll goes Pop. „LISTEN TO ME“ enthält 16 Tracks aus seinem Schaffen, dargeboten von Größen des Business: JACKSON BROWNE, STEVIE NICKS, RINGO STARR, LYLE LOVETT, CHRIS ISAAC… . Sie alle transferieren seine zeitlosen Songs in ein zeitgemäßes Gewand mit ihrer jeweils eigenen Vorstellung. Schönes Wiederhören!

Da bleibt nur noch Platz für ein kurzes Statement zu einer wichtigen Vertreterin des Jazz am Piano. GERI ALLEN vervollständigt mit „Grand River Crossings“ ihre Trilogie von Studioalben für das MOTEMA Label mit einem sehr persönlichen Tribut an Detroit, Heimat von MOTOWN. Ganz allein am Piano, gelegentlich von Trompete (MARCUS BELGRAVE) oder Saxofon (DAVID MURRAY) unterstützt, entwickelt sie aus den vorgegebenen, bekannten Themen feine Improvisationen, die sich zwar von den Vorlagen weg bewegen, deren Charakter jedoch nicht entstellt, sondern auf einer ganz andern musikalischen Ebene sichtbar macht. Für Feinschmecker! na dann... Tschüß! i.m.trend@muenster.de

Reinhören & Verlieben
Samstags von 11-15.00 Uhr:
Günter’s Musik-apotheke,
Breite Gasse 1.

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